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Erst Manhattan, dann Berlin Seite 190-203

Drohender Holocaust in Israel
Die Antisemitische Komponente

Der Esel des Messias

Ebenso naheliegend wie grundverkehrt ist es, wenn man aus dem jüdischen Hintergrund und den zionistischen Verbindungen der hier abgehandelten Kabale den Schluß ableitete, die messianistischen Ultras stünden für Israel oder sprächen für das hebräische Volk. Im Gegenteil hat die Vergangenheit gezeigt, daß das Endzeitlager - je nach Stand der Prophetie - bereit ist, über beide Tod und Verderben zu bringen.[248] Heute scheint einmal mehr die Zeit für eine blutige historische Ernte heranzureifen. Denn das biblische Schlußszenario sieht als zentrale Austragungsstätte des Vernichtungskampf zwischen Gog und Magog das Heilige Land vor - das dabei in Schutt und Asche gelegt werden soll.

Der israelische Publizist Seffi Rachlevsky, der mit seinem Buch "Der Esel des Messias - Säkulare Zionisten bahnen den Weg des Messias" den Finger in die offene Wunde Chassidismus legt, erklärt, aus welcher Perspektive der Brudermord möglich wird:

Nach der Prophetie hält der Messias auf einem Esel im Heiligen Land Einzug. Diesen Esel identifizieren die auslegungsgewandten Talmudisten nun wieder mit dem jüdischen Volk. Was für die heutige Situation bedeutet, dass (zumindest) die weltlich orientierten Israelis für das Kommen des Heilands getreten und geschlagen werden dürfen, wenn sie sich als bockig erweisen. Der Mord an Jitzhak Rabin, der laut Rachlevsky ohne diesen theologischen Zusammenhang nicht zu verstehen sei, machte aus der Metapher blutigen Ernst.

"Rachlevsky", schreibt Joseph Croitoru in dem Artikel Zeitplan für den Messias,
"verweist auf einen für das traditionelle Judentum typischen Verdrängungsmechanismus, der sich wie ein roter Faden durch die jüdische Geschichte zieht: Das durch periodisch wiederkehrende messianische Bewegungen heraufbeschworene Unheil wurde immer wieder verdrängt, und die destruktive Rolle, die manche Rabbiner dabei spielten, wurde verschwiegen. (Die Messianisten fühlen sich bestärkt) in ihrem Glauben, die Zukunft des jüdischen Volkes gehöre allein ihnen. Und diese ist für sie vor allem mit der herannahenden messianischen Endzeit verbunden, an deren Beginn nach kabbalistischer Auffassung das Volk Israel sich von der Herrschaft des "unreinen Mischvolks" befreien wird, jenen satanischen Kräften, die auch als ungläubige Juden in Erscheinung treten können und die von den Gottesfürchtigen entweder bekehrt oder eben vernichtet werden müssen." [249]
"Wir zerstören uns selbst"

Die zuletzt immer häufiger und vehementer sich artikulierenden Ausfälle des rechten israelischen Establishments gegen das politische Europa spiegelt ganz folgerichtig den Schwenk des chassidischen Judentum: Heute wirkt nicht mehr allein deren traditionell in Sachen messianisch-politischer Betätigung zur Passivität aufrufende Fraktion (Satmaer Gemeinde, Neturei Karta) für die Isolierung bzw. Zerstörung Israels. Auch die Messias-Aktivisten geben jetzt die Losung aus, daß die Tage für Israel gezählt seien. Sie stellen sich damit gegen einen Staat, den sie selbst als tätige Zionisten ins Leben gerufen haben. Und sie tun das heute mit der gleichen (wenn auch nicht öffentlich kundgetanen) Begründung, mit der sie vor 60 Jahren für Zion eintraten: Es ist die biblische Prophetie, die ihnen das Handeln vorgibt. Netanjahu und Scharon, beide nach glaubwürdigen mosaischen Quellen aktive Schüler der chassidischen Jeschivas (und eben nicht des "normalen" Rabbinats) arbeiten für diesen Zweck, indem sie Israel zum modernen Parias werden lassen.

Noch einmal zu der sich heute gefährlich verwischenden Unterscheidung im Chassidismus: Die Orthodoxen, die offen und eingestandenermaßen gegen Israel und seine Anhänger arbeiten, haben das schon immer getan, auch den ganzen zweiten Weltkrieg hindurch. Sie taten das, weil sie aufrichtig glauben, daß die prophetische Entwicklung nicht durch Menschenhand vorangetrieben werden kann und darf. Ihre Gegner von damals, die Aktivisten um Rabbi Kook und bedeutende Teile der Lubawitscher, marschieren heute - dabei immer noch dem vermeintlichen Determinismus "göttlicher" Bestimmung folgend - in die gleiche Richtung. In den Reihen von Satmar verstand man den Holocaust als Gottesgericht über eine zutiefst teuflische Bewegung und erst die Vernichtung des auf den Ruinen von Auschwitz gründenden (und, so die Anklage, durch ihn profitierenden) Zionstaates wird das Kommen des Messias ermöglichen. Währenddessen reklamiert auf der anderen Seite das Aktivistenlager den Holocaust als selbstgewählten Opferungsprozess vor Gott, der als reinigende Fürbitte für den letzten Herabstieg des Messias nun im Heiligen Land wiederholt werden muß.

Der ungewöhnliche Schulterschluß der antagonistischsten und radikalsten Wirkkräfte des Chassidismus erscheint als sicheres Todesurteil für einen jüdischen Gottesstaat, der in nicht allzu großer Ferne zum Schauplatz von Armageddon werden soll.

Keine Rettung von Messianistischen Christen

Durch die radikalen christlichen Gruppen, die heute von Amerika aus das Heilige Land überfluten, dürfen sich die Israelis keine Rettung erwarten. Christliche Fundamentalisten arbeiten mit jeder Faser ihres Daseins für den Tag, an dem Jesus wiederkehren soll. Das Problem: Sie sind überzeugt, daß für die Rückkehr Christi zunächst einmal Armageddon zu passieren habe. In anderen Worten muß es einen Holocaust geben, in dem aller Wahrscheinlichkeit nach Millionen von Menschen getötet werden.[250] Der Brennpunkt des Kampfes soll im Nahen Osten liegen. Und das ist nur ein Grund, warum die Aussichten des israelischen Fußvolks als rabenschwarz bezeichnet werden können.

Die Israel-Sicht der christlichen Rechten leitet sich hauptsächlich von einer zweischneidigen theologischen Perspektive her. Sie folgt einem klassischen anti-jüdischen Urteil und betrachtet das jüdische Volk als "spirituell blind", weil es Jesus zurückgewiesen hat. Trotzdem nimmt sie an, daß die göttlichen Versprechen an die Juden - die zu segnen, welche die Juden segnen bzw. sie in ihr Land zurückzuführen - intakt bleiben. So wird auch die Existenz Israels als Beweis dafür angesehen, daß die biblischen Prophetien wahr werden - was eine Apokalypse ankündigt, in welcher die Juden entweder sterben oder Jesus akzeptieren. So wird Israel lediglich als Bestätigung einer fundamentalistischen christlichen Doktrin geliebt. Wie Jerry Falwell verkündet: "Der dramatischste Beweis für Seine bevorstehende Rückkehr ist die Wiedergeburt des Staates Israel."

Juden beginnen die heraufziehende Gefahr zu spüren. So stellte Uri Avnery, der Führer der israelischen Friedensgruppe Gush Shalom, als er die Theologie dieser angeblichen Freunde Israels beschrieb, fest:
"Entsprechend ihrem theologischen Glauben müssen sich die Juden in Palästina versammeln und einen jüdischen Staat auf seinem gesamten Gebiet errichten, um das zweite Kommen Jesus Christus zu ermöglichen. [...] Die Evangelisten wollen sich über das, was danach kommt, nicht offen äußern: Vor dem Erscheinen (des Messias) müssen sich die Juden zum Christentum bekehren. Die, die das nicht tun, kommen in einem gigantischen Holocaust in der Schlacht von Armageddon um. Das ist grundsätzlich ein antisemitischer Lehrsatz..." [251]
...nämlich dass alle Juden, die ihren Glauben an das Alte Testament beibehalten, getötet werden.

Als der Irakkrieg des Entrückungspräsidenten George W. Bush herannahte, nahm sich auch der größte amerikanische TV-Sender CBS des Themas an.[252] Es folgt ein Auszug aus dem Beitrag, der im Oktober 2002 unter dem Titel "Zions Christliche Soldaten" ausgestrahlt wurde:
Reporter SIMON: (Kommentierend) Der Schlußkampf in der Geschichte der Zukunft wird auf dem alten Schlachtfeld des nördlichen Israel ausgefochten werden, der Armageddon genannt wird. Dem sollen 7 Jahre des Trübsals nachfolgen [bzw. vorangehen, W.E.], während der die Erde durch immense Schrecknisse erschüttert werden wird... Das Blut wird in Armageddon bis an das Zaumzeug eines Pferdes reichen, bevor Christus seine 1000jährige Regentschaft antritt. Und die Juden? Nun, zwei Drittel von ihnen werden von der Erde gewischt, während die Überlebenden am Ende Jesus Christus als den Messias anerkennen.

GERSHOM GORENBERG: Die Juden sterben oder konvertieren. Als Jude kann ich mich nicht sehr wohl dabei fühlen, Zuneigung von jemandem zu empfangen, der sich auf dieses Szenario freut.

SIMON: Gershom Gorenberg kennt dieses Szenario nur zu gut. Er ist der Autor von "The End of Days", einem Buch über diese christlichen Evangeliker, welche die Bibel wörtlich nehmen.

GORENBERG: Die lieben das jüdische Volk eigentlich gar nicht. Sie lieben uns als Darsteller ihrer Geschichte, ihrem Schauspiel, und das sind wir nicht. Wir haben uns für diese Rolle nie beworben und das Stück ist keines, das ein Happy End für uns bereit hält.

SIMON: Es endet mit der Erlösung der Christen, also für diejenigen, die das Stück geschrieben haben, aber nicht für Sie.

GORENBERG: So ist es. Wenn Sie sich das Drama anhören, das sie vorschr..., das sie beschreiben, so ist das im Grunde ein Fünfakter, in dem die Juden im vierten Akt verschwinden.
Und zwar in einem Meer von Blut. Schreibt Gorenberg in seinem Artikel "Unorthodoxe Allianzen":
Der Evangelist Chuck Missler teilte mir einst mit, daß Israel in den Vereinigten Staaten mehr Unterstützung von christlichen Fundamentalisten erhält, als durch "ethnische Juden" - trotzdem hob er heraus, Auschwitz sei "lediglich ein Präludium" zu dem gewesen, was die Juden in den kommenden letzten Tagen erwarte. [253]
"Die Implikationen für Israel sind sehr ernst", warnt Richard Landes, Direktor des "Center for Millennial Studies" an der Universität Boston und Professor für Mittelalterliche Geschichte.
"Es gibt Fundamentalisten, die Israel sehr positiv gegenüberstehen, die aber gleichsam von der Tatsache sprechen, daß 2/3 des jüdischen Volkes in der Schlacht von Armageddon vernichtet werden wird, und daß dieses Szenario den Holocaust wie ein Picknick erscheinen lassen wird... Sicher, das sind nicht gerade die Dinge, welche sie Juden gerne direkt ins Gesicht sagen, aber Sie müssen nur ihre Bücher studieren, um diesen Zusammenhang zu entdecken." [254]
Recht offen geben sich in dieser Hinsicht die neutestamentarisch-fundamentalistischen Darbyiter, welche Seit an Seite mit chassidischen Wirrköpfen für die Sprengung des muslimischen Tempelbergs wirken. Dr. Lambert Dolphin, Physiker am Stanford Research Institute in Menlo Park/Kaliformien und einer ihrer Anführer, setzt sich stark für die "American Jerusalem Temple Foundation" (AJTF) ein. Er macht keinen Hehl aus der Tatsache, daß der Abschluß des Tempelbauprogramms eine Menge Blut einfordern werde.
"Einige Sachen sind klar", schreibt Dolphin. "Die sündige Menschheit kann sich einem heiligen Gott nicht ohne ein entsprechendes Opfer nähern. Das Vergießen von Blut ist daher nötig, um Sühne zu nehmen für das Böse im Menschen. Sogar vergebene Sünder bedürfen der Waschung und wiederholten Reinigung, damit sie die Gemeinschaft mit Ihrem Schöpfer genießen können." [255]
Es ist entbehrt nicht der Ironie, daß sich der Darbyismus Dolphin´scher Prägung, im Effekt als zutiefst antisemitisch erweist. Im Kern ihres gnostischen "Fügungs-Millenarismus" findet sich der Glaube, daß die Vernichtung der Juden in dem durch den Wiederaufbau des Salomonischen Tempels angeschobenen Schlußkampf von Armageddon, eine biblische Vorbedingung für die zweite Ankunft des Messias sei. Pastor Chuck Smith, Dolphins Mentor von der Calvary Baptist Church, antwortete auf die Frage, ob er keine Bedenken dabei habe, einen Heiligen Krieg zu entfesseln, der zu einer möglichen Vernichtung von Millionen Juden und Muslimen führen könne, lakonisch: "Um offen zu sein, nein, weil all das Teil biblischer Prophetie ist." [256]

Clyde Lott, evangelikaler Züchter des apokalyptischen Roten Kalbs, bestätigt, daß die Absicht vieler rechter Christen, die Israel heute helfen, lediglich darin besteht, den Zeitpunkt zu beschleunigen, an dem sie in den Himmel entrückt werden und die Welt in Chaos und Flammen zurücklassen. "Es ist sehr traurig, aber ich würde sagen, daß das Interesse in der christliche Welt darin besteht, den Tempel aus einer Antichristen-Perspektive heraus wieder erstehen zu lassen, für die Entrückung der Kirche, und das ist ein sehr egoistischer Standpunkt. Die gleichen Leute, die das vertreten, sind zugleich jene, die überaus semitische Gefühle vertreten."

Fiktion als Staatsplan - Die Spitze will das Ende

Wie bereits angeklungen, verstehen viele Israelis die untergründige Motivation ihres christlichen Koalitionärs, und weigern sich dennoch, die explosive Partnerschaft aufzukündigen.

"Im Prinzip sind wir für die nur der Türvorleger zu ihrem eigenem eschatologischen Höhepunkt", sagt Rabbi Richman. "Das ist schon eine recht beängstigende Angelegenheit. Wegen der in einigen Evangelikalenkreisen populären Entrückungssache, welche die Erfüllung der Leidenszeit Jakobs einfordert, liegt hier praktisch eine Einladung zum Genozid vor." Und trotzdem - obwohl er das weiß - wirft sich der Rabbi jenen in die Arme, die Israel in Rauch aufgehen lassen wollen.[257] Warum? Weil Richman, der Lott bei dessen Genmanipulationen zur Seite stand, ebenfalls die Massenbeerdigung im Heiligen Land für notwendig hält. Natürlich nicht im Dienste des zweiten Erscheinens Christi, sondern als Vorspiel zum ersten Auftritt des jüdischen Meschiach.

Die Irren sitzen in beiden biblischen Lagern. Das eigentliche Problem ist, daß dieser Wahnsinn in den USA und in Israel die Spitze der vermeintlich säkularen Staatsführung infiziert hat. Heute sitzen in Washington und Jerusalem Männer an den Schalthebeln der Macht, welche die Weltanschauung und den Willen, sowie Macht und Mittel haben, die letzten Prophetien der Bibel Wirklichkeit werden zu lassen. Um die Herabkunft ihres jeweiligen Messias zu beschleunigen.

Gegenwärtig deutet viel darauf hin, daß Bush und Sharon die im Morgenland züngelnden Brandherde zu einem neuen Wüstensturm anfachen wollen.
"In Bezug auf die Situation im Mittleren Osten gibt es einen sehr bedeutenden religiösen Faktor"
erklärt der Essayist Michael Lind in seiner weit beachteten Bush-Biographie:
"Viele der protestantischen Rechten in George W. Bushs Umfeld interpretieren, so seltsam das auch für die anderen Menschen in den USA klingen mag, Vorgänge insbesondere in Israel und seinen Nachbarstaaten im Licht der biblischen Offenbarung. Sie glauben, dass das Armageddon irgendwann in nächster Zeit im Mittleren Osten seinen Anfang nimmt."
Das sei auch der Grund, weswegen Kriege gegenüber der Diplomatie die Oberhand gewinnen würden. [258]

Und tatsächlich: Wo immer sie kann - derzeit ganz besonders im Irak - stachelt die Kriegsfraktion im Weißen Haus die Araber an, aggressive Schritte zu unternehmen, aus denen sich ein Vorwand für den nächsten, längst beschlossenen, heißen Krieg konstruieren ließe. Ein Schlagabtausch, der bereits atomar ausgetragen werden und das Ende Israels bedeuten könnte.


Iran als Anfang vom Ende

Weder jüdische noch christliche Schriftenausleger zweifeln daran, dass der letzte Waffengang der Menschheit im Heiligen Land zum Höhepunkt und Abschluß gelangt. [259] Hier sieht das biblische Drehbuch die Supermächte Gog und Magog miteinander ringen, die gemeinhin mit der NATO bzw. Rußland identifiziert werden.

Unklar ist der unmittelbare Anlaß der Kämpfe. Betrachtet man aber den von allen Satelliten des Chassidismus gleichermaßen geschürten und vorangetriebenen anti-islamistischen Feldzug des apokalyptischen Reiters George W. Bush, so drängt sich der Eindruck auf, dass ebendieser in endzeitliches Vokabular gehüllte "Krieg der Kulturen" die Lunte ins Pulverfaß zum Entzünden bringen soll. Daß weder das technologisch rückständige und im letzten Sowjetfeldzug schwer mitgenommene Afghanistan noch der in einem Dutzend Jahren mit Hilfe von UNO-Embargos und NATO-Bombardements quasi auf Null abgerüstete Irak dem noch anstehenden Wüstensturm die nötige Sprengkraft bieten konnten, liegt auf der Hand.

Bushs nächstes Ziel wird hier neue Maßstäbe setzten. Denn anders als Saddam verfügt der Iran tatsächlich über ABC-Waffen. Und anders als Bagdad wird Teheran bereit sein, diese im Verteidigungsfall auch wirklich einzusetzen. Ein flammendes Inferno vor der eigenen Haustüre mag gerade die Religiösen in der Regierung nicht schrecken, die in ähnlich endzeitlichen Dimensionen wie der amerikanische Präsident denken. Betrachten sich die schiitischen Ajatollahs doch - wie gesehen - als Vertreter jenes zwölften und letzten anerkannten Nachfolger des Propheten Mohammed (Imam), der 873 in den Zustand der Verborgenheit übergegangen ist und am Ende der Zeiten als der "Mahdi" - der von Gott geführte Weltherrscher - erscheinen soll.

Der messianistische Geist des dem Okkultjudentum verheißenen Schlussduellanten mag erklären, warum die persischen Mullahs bis heute willfährige Helfer an den Schaltstellen westlicher Macht gefunden haben: Sie wurden - wie später der Mudschaheddin-Widerstand in Afghanistan - ganz gezielt von den Keimzellen des amerikanischen Neokonservatismus aufgebaut, um auf diesem Wege die muslimische Südflanke der UdSSR zu radikalisieren und bis hin zum Zusammenbruch destabilisieren. Sie dienten als Anheizer und Brandbeschleuniger für die gegen Rußland gerichteten Abspaltungs-bewegungen auf dem Kaukasus, wo sich Washington das zweitgrößte Ölvorkommen der Welt zu sichern gedenkt. Sie werden gepflegt und gehalten als Popanz, um dem Pentagon die Fortsetzung seines Marsches an die Ölquellen der Welt zu legitimieren. Und, wie erwähnt: Ihr Gottesstaat Iran ist von Seiten des Chassidismus bereits für morgen als biblischer Kombattant ins Auge gefasst.

Hier liegen die Gründe, warum jede amerikanische Administration nach Carter - Clinton eingeschlossen - die voranschreitende Säkularisierung Irans stets behindert hat. Und wieso erst vor kurzem eine kabbalistischen Sektierern zugetane israelische Regierung hochmoderne amerikanische Mittelstreckenraketen an China verkaufte - wohl wissend, dass ein Teil der ABC-Waffen-tauglichen Trägergeschosse an Iran weitergeliefert werden würde." [260]

Nur auf den ersten Blick rätselhaft bleibt die sonderbare Politik einer zuletzt in der Ukraine-Frage bis zur Selbstaufgabe hin konzilianten russischen Administration, welche Anfang März 2005 die durch Deutschland und Frankreich betriebene Entschärfung der Mittelostlage zunichte machte, als sie die zur atomaren Abrüstung bereiten Perser vom Verhandlungstisch in Berlin wegzog. Was die bereits bewältigt geglaubte Möglichkeit eines thermonuklearen Schlagabtauschs vor der europäischen Haustüre offen hielt. Der militärstrategische Faux-Pas wird möglicherweise durchsichtiger, wenn man bedenkt, daß der in einer jüdischen Siedlung geborene und aufgewachsene Vladimir Putin den Aufstieg des Chabad-Lubawitsch-Rabbis Berl Lazar zum Chefrabbi Russlands aktiv förderte. Heute "kontrolliert Chabad das Chefrabbinat von Rußland", [261] unter dem würdevollen Applaus des Präsidenten: Der begab sich am 18. September 2000 eigens zu einem Zeremoniell, bei dem ein Lubawitscher-Zentrum seine Pforten öffnete. Als Laudator lobte Putin den Chabad-dominierten "Bund Jüdischer Gemeinden" (Federation of Jewish Communities) als eine "höchst konstruktive und einflussreiche Organisation".[262] Das religiöse Zeremoniell dieses Tages war Mordechai Eliyahu überantwortet, Israels ehemaligen Chefrabbiner, der in Kreisen der Armageddonfanatiker kein Unbekannter ist: In den 70er Jahren hatte Eliyahu einem von US-Israelis angeführten Terrorkommando angehört, das Planungen entwarf, wie der auf dem Tempelberg gelegene Felsendom am wirksamsten in die Luft zu sprengen ist.[263]


Rückzug auf den Feldherrenhügel

Promi-Israel in Patagonien

Nach Meinung der Endzeitnetzwerker in Ost und West ist das apokalyptische Drehbuch geschrieben, sind die Rollen vergeben, die Karten verteilt, die Positionen eingenommen. Gegenwärtig wartet alles darauf, dass sich der letzte Vorhang heben möge, auf dass über die Erde jenes reinigende Blutgewitter hereinbreche, welches als planetenumfassender Kreißsaal zur Geburtslegung des Messias betrachtet wird.

Die Folgen werden schrecklich sein. Gemäß einem Gespräch zweier Rabbiner im Babylonischen Talmud sind sogar die Tage der gesamten Menschheit gezählt, da dieser von Gott lediglich 6000 Jahre gegeben sind (das Judentum beginnt seine Zeitrechnung mit 4000 v. Chr.). Wir lesen:
Rabbi Kattina lehrte: Sechstausend Jahre soll die Welt existieren, und ein Jahrtausend, das siebte, soll sie verlassen sein, so wie es geschrieben steht, "Und der Herr allein soll an diesem Tage gepriesen werden."... Genauso, wie das siebte Jahr ein Jahr der Lösung in der Sieben ist,** ist es die Welt auch: eintausend Jahre von Sieben sollen Brache sein.

Darauf erwidert Rabbi Eliyyahu: Die Welt wird sechstausend Jahre existieren. In den ersten zweitausend Jahren gab es Öde [keine Torah]; die nächsten zweitausend Jahre gedieh die Torah; und in den nächsten zweitausend Jahren ist die Messianische Ära, aber durch unsere vielen Frevel gingen all diese Jahre verloren.[264]
Zugegeben, dies ist eine der pessimistischsten Interpretationen des kommenden "Himmelsgerichts". Im Lager der fundamentalistischen Bibelexegeten völlig unstrittig ist hingegen die Erwartung, daß das nukleare Armageddon den Nahen und Mittleren Osten heimsuchen wird, ganz besonders Israel. Dort beginnen die Menschen die Rolle wahrzunehmen, welche die messianischen Scharfrichter ihnen zugedacht haben.

Die palästinensische TV-Kommentatorin und Dokumentarfilmerin Kawther Salam fängt etwas von dieser Endzeit-Stimmung ein, wenn sie schreibt:
"Das letzte Mal, als ich mich während einer Zusammenarbeit im Haus meiner Freundin Anat Even [Regisseurin und Film-Produzentin, W.E.] in Tel Aviv aufhielt, kaufte sie ein neues Schloß für ihren Hauseingang. Sie war verängstigt und sprach über einen neuen Holocaust, der vorbereitet werde. Sie sagte, Israel sei kein sicheres Land für Juden, daß nach ihrer Ansicht die Ränke der Regierung darauf hinausliefen, die Juden für einen neuen Holocaust zu präparieren, und daß es wichtig sei, einen sicheren Platz zum Leben zu finden. Sie sprach in tiefster Sorge, so als ob ein neuer Holocaust unmittelbar bevorstünde. Anat berichtete mir, daß viele Juden genau das gleiche Gefühl hätten." [265]
Agesichts dieser trüben Aussichten ist es kaum verwunderlich, daß man im Umfeld der "Regie-Kaste" mittlerweile beginnt, nach "sicheren Häfen" Ausschau zu halten. Immer häufiger etwa wird gemeldet, dass die israelische Regierung enorme Landkäufe am anderen Ende der Welt, im fernen Südzipfel Südamerikas, betreibe.

Kawther Salam hielt sich im Januar 2004 in der zwischen Chile und Argentinien geteilten Provinz Patagonien auf, wo sie so viele mäßig getarnte Israelische Sicherheitskräfte antraf, daß sie sich an ihre besetzte Heimatstadt Hebron erinnert fühlte. Die Friedensaktivistin, die wenige Monate zuvor von der "Human Rights Watch" mit dem Hellman/Hammett-Preis ausgezeichnet worden war, mutmaßte angesichts des hebräischen Gedränges am anderen Ende der Welt, die israelische Führung kümmere sich dort um den Aufbau eines Rückzugsterritoriums.

Dieser Gedanke deckt sich mit Internetenthüllungen, die angeblich aus Quellen des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) stammen. In einer Diskussionsrunde erklärte ein Teilnehmer, der sich als ehemaliger Mitarbeiter des Geheimdienstes zu erkennen gab:
"Viele Mitglieder des israelischen Establishments bereiten sich auf eine Umsiedelung nach Südamerika vor, hauptsächlich nach Patagonien wo die israelische Regierung weite Landstriche mit von den USA gestellten Finanzmitteln erworben hat. In der Tat wird angenommen, daß um die 20 Prozent des Verteidigungsbudgets, welches Irakfragen zugeteilt war, in dieses Geschäftskonto versickert ist."

"Wir haben Hinweise darauf, daß neben Paul Wolfowitz bereits eine ganze Reihe weiterer leitender Dunkelmänner des amerikanischen und israelischen Establishments Gelder auf verschiedenen Schweizer Nummernkonten hortet. Die auf mehr als 10 Milliarden US-Dollar geschätzten Mittel dienen erstrangig dem Zweck, die Auslagen zur Umsiedelung von Wohnsitz, Geschäft und Besitz nach Patagonien abzudecken. Warum Patagonien? Bitte gestatten Sie mir, eines klarzustellen. Keiner dieser Ehrenmänner wird auch nur eine einzige Träne vergießen, wenn es dazu kommt, daß gewöhnliche israelische Bürger in einem nuklearen Holocaust dahingerafft werden. Ihre Sorge um sie ist ebenso marginal wie jene um das amerikanische Volk." [266]
Fakt ist: Knapp ein Sechstel des gesamten Patagonischen Grunds - und somit ein Gebiet von der Größe Österreichs und der Schweiz zusammengenommen (!) - gehört 350 ausländischen "Investoren".[267] George Soros, der aus Ungarn stammende Milliardär mit Sitz in New York, ist einer der größten privaten Landbesitzer in der Region. Auch Medienbaron Ted Turner (CNN) nennt seit kurzem ein Riesenanwesen, komplett mit einem die Wasserversorgung sicherstellenden Privatfluß , sein eigen.


Cheneys und Scientologys "Unterwelten"

Im Norden des amerikanischen Kontinents verlagern sich die Bauherrenmodelle der besser informierten Kreise derweil ins Erdinnere. So wurden die Nachbarn von Dick Cheney am U.S. Naval Observatory im Winter 2002/2003 durch Aushubarbeiten belästigt, die beständig von mysteriösen Detonationen begleitet waren. Die von der Marine zum Geheimprojekt erklärten Tätigkeiten am Privatanwesen des Vizepräsidenten dienten dem Vernehmen nach dem Aufbau eines ausgeklügelten Bunkersystems.[268]

Sie fielen in dieselbe Zeit, da der Bibeldekodierer Michael Drosnin im Pentagon zur Weltlage befragt wurde. Der Kabbalist soll Cheney seinerzeit auch privatim für ein Beratungshonorar zur Verfügung gestanden haben. Grund der Verpflichtung: Der kontroverse Autor sollte eine Prophezeiung, derzufolge die Vereinigten Staaten in nächster Zukunft zerstört würden, kommentieren. Ein Szenario, welches der Inauftraggabe eines Privatbunkers durchaus Sinn verleiht.

Auf dem gleichen Weg bereitet sich "Scientology" auf das Ende vor. Die stark gnostisch geprägte Sekte, die über den Schauspieler Tom Cruise zuletzt einen transatlantischen Frieden auszuhandeln suchte, weist starke Verbindungen zum tibetischen Endzeitlager auf, leistet sich aber seit dem Tod des Kirchengründers Hubbard einen Chef aus der "gegenüberliegenden" Zentrale: Seit den 80er Jahren hat in der "Church" der frühere Honecker-Freund Edgar Bronfman, seines Zeichens Mehrheitseigner des amerikanischen Medienkartells AOL/Time Warner und Chef des zionistischen Jüdischen Weltkongresses (WJC), das sagen.

Die Übernahme, von nicht wenigen Scientologen als Putsch empfunden, führte zu einem Bruch in der Organisationsspitze, durch den manche vertraulichen Interna in die Öffentlichkeit gelangten. Darunter auch Fakten, die mit der aktuellen politischen Großwetterlage in Verbindung stehen. Wie zum Beispiel jenen, die zur Sprache kamen, als sich Jesse Prince, ehemals Topmann in der Führung von Scientology, im August 1998 einem 20-Stunden Marathon Interview stellte.
Frage: Nur zum Überprüfen. Haben Sie je von einem Bunker gehört, einem Bunker, der Sicherheit vor Bomben bietet und der gebaut wurde, der Spitzname ist "Das Fort?"

JP: Ja, es gibt ein Video von Norman Starkey hierüber. Der ist sehr speziell mit all dem Titanium - Explosionsresistent, Strahlungsresistent und so weiter und so fort...

Frage: Ist dies der Mendicino Speicher, der dort bei Mendicino ausgehoben wurde? JP: Ich glaube es, ich glaube, es ist dort, wo auch das CST [Church of Spiritual Technologies. Scientology-Trägergesellschaft] ist.

Frage: Mendicino County, eine kleine Stadt -

JP: Oben in den Bergen.

Frage: Haben Sie was davon gehört, daß man einen neuen bomben-sicheren Bunker baut, der "The Fort in Hemet" genannt wird?

JP: Nein.

Frage: Meinen Sie, daß etwas gebaut wird wie das, weil sie Angst vor einem nuklearen Krieg haben, oder -



Erst Manhattan, dann Berlin/Beiwort Israel Shamir

Impressionen aus Pardes
Eine Studie der Kabbala

In dem erbaulichen Film Das Fünfte Element von Luc Besson, kommt eine absolut böse Macht, DER SCHATTEN, BOTE DES TODES, aus dem Weltall um das menschliche Leben auf unserem Planeten auszulöschen. Gegen Bomben und Raketen ist sie unempfindlich und egal was die Menschen unternehmen, kommt sie immer näher und ihre Präsenz nimmt stetig zu. Aber um Erfolg zu haben benötigt DER SCHATTEN menschliche Hilfe. Wer wird, persönlichem Gewinn zuliebe, dem satanischen Schatten bei seiner Mission, unsere Mutter Erde zu zerstören behilflich sein? In bester humoristischer Tradition von Swift gibt Besson dem monströsen Hilfswilligen, jenem Diener des Gewinnes, einen gruseligen Namen: ZOG. [Israel Shamir, "Der Schatten von ZOG"]
Messias-Esel

Während der langen Ära der christlichen Vorherrschaft trugen die reichen Juden die schwere Verantwortung, für die jüdischen Gelehrten zu sorgen und sie mit ihren gut dotierten Töchtern zu verheiraten. Ein reicher Jude kannte seine Pflicht gegenüber den Gelehrten. Die reichen Juden haben nun praktische Gründe, sich in die Medien einzukaufen, aber sie hatten keinen praktischen Grund Geld auszugeben für die weitläufige ideologische Struktur einer ‚alternativen Kirche'. Anderer-seits war diese alternative Kirche (wir nennen sie einfach ‚die Juden') der wahre raison d'être ihrer Bemühungen.

Diese reichen Juden sind jedoch, in jüdischen Worten, nur der Esel des Messias. Dieser Ausdruck wurde in Israel vor einigen Jahren sehr bekannt, als der israelische Schriftsteller Seffi Rachelevsky ein dickes Buch mit diesem Titel veröffentlichte. In diesem Buch behauptete er, daß die kabbalistische jüdische religiöse Elite israelische Durch-schnittsjuden abfällig als ‚Esel des Messias' bezeichnet, die den Messias tragen sollen ohne eigentlich zu wissen warum oder wohin. Rachelevsky zufolge wurde die kabbalistische Theologie von Rabbi Kook mit ihrer berauschenden Mischung an messianischen Ideen, Hass auf die Goy und die zionistisch-sozialistische Linke und ihrem Verlangen nach Rache und Blutvergießen, zur vorherrschenden Ideologie der orthodoxen Juden. "Ihr Hauptziel ist die absolute Macht-übernahme, so wie sie darauf aus sind, Israels Demokratie zu zerstören, den Dritten Tempel wiederaufzubauen (der das Zeitalter der Rückkehr des Messias verkündet) und vielleicht sogar die weltweite Apokalypse auszulösen." Den Kabbalisten war es gleichgültig, ob die soziali-stischen Zionisten Israel erbauten, ihre Kriege führten und "den Weg zur Erlösung des jüdischen Volkes bereiten; doch sobald sie die nöti-gen Ziele erreicht hat, muss die Linke die historische Bühne verlassen, da schon ihre Existenz allein dem Konzept der national-religiösen Erlösung widerspricht", schrieb Eliezer Don Yehiya im Haaretz.

"Einige Kritiker haben dieses Buch mit den Protokollen der Weisen von Zion verglichen. Eigentlich ist Der Esel des Messias noch viel schlimmer, dieses Buch gehört zur Kategorie bösartiger antisemitischer Schriften" - schloss der orthodoxe Kritiker.

Das Buch von Seffi Rachelevsky, dem ‚bösartigen Antisemiten' war ein erfolgreicher Bestseller in Israel und wurde von vielen israelischen Intellektuellen gepriesen, vom besten lebenden Dichter Israels, Nathan Zach, bis zum Friedensaktivisten Uri Avnery, der es "das wichtigste Buch nannte, das in den letzten Jahren hier veröffentlicht wurde. Es ist eine Pflichtlektüre für jeden, der sich um die Zukunft des Landes sorgt."
"Viele respektable Rabbis nehmen teil an einer Konferenz für die Er-bauung eines Tempels auf den Ruinen zweier Heiligtümer des Islams und das im guten Wissen, daß so eine Konstruktion zum Krieg zwi-schen uns und einer Milliarde Moslems führen wird - und kein einziger Rabbi wagt es, öffentlich gegen dieses Projekt zu protestieren! Wir sehen, wie die religiösen Nationalisten und die ultra-orthodoxen Juden, bis vor kurzem noch eingeschworene Feinde, sich zusammeschließen unter der gemeinsamen Flagge des Hasses gegen die Goyim."
schreibt Avnery weiter und fragt: wie ist das Judentum zu so einem Monster geworden?
"Rachelevsky erklärte den Prozess im Detail. Er enthüllt uns den Geheimschlüssel für die Botschaft und zeigt uns eine ganz neue Welt, die vorher noch niemals gezeigt wurde: Hunderte von unbekannten Tatsachen, hunderte von Zitaten aus dem Talmud, dem Buch Zohar, dem Rambam, Ha'Ari, dem Maharal, Rabbi Kook und vielen mehr."
Chassidismus vs. Christentum

Jedoch ist der okkultjüdische Plan kein Geheimnis, man muss dafür nicht die Protokolle studieren oder Juden danach fragen, was sie wollen. Yisrael - so seien ihre Vertreter genannt - will augenscheinlich dieselben Dinge wie Israel vor Christus und diesen Sehnsüchten ist, auf den ersten Blick, auch das Christentum geweiht. Tatsächlich lesen Christen dieselben Bücher der Propheten, finden ihre Inspiration in denselben Psalmen und ihre Ziele scheinen sich für einen Außenstehenden von denen der Juden nicht zu unterscheiden.

"Christus wird als König über die gesamte Erde herrschen; an diesem Tag wird Christus eins sein. Das ganze Land wird in eine Ebene ver-wandelt, doch Jerusalem wird hoch erhoben sein und sich in Sicherheit befinden."

Der Reichtum aller Nationen wird vereint sein, Gold und Silber wird in großem Überfluss vorhanden sein..." Kurz gesagt, Yisrael genauso wie Israel davor will die ganze Welt unter ihre spirituelle Führung zusammenschließen; der Tempel des Gottes Yisraels muss sich in Jerusalem befinden, dem Zentrum des von Juden befehligten Universums und alle Nationen werden ihm ihre Ehre erweisen. Die Nationen werden Gott huldigen, indem sie Yisrael dienen.

Das Musterbeispiel der Globalisierung ist nicht besonders attraktiv und einige moderne Denker haben seine Ursprünge bis ins Alte Testament zurückverfolgt. Unser Freund, Professor Marek Glogoczowski, ein interessanter polnischer Philosoph aus Krakau, verglich dieses System mit dem ‚Ein Volk, ein Führer' Slogan Hitlers und zog einen übereilten Schluss: Juden und Christen sind gleich und Präsident Bush tut nur was die Propheten wünschten. Derselbe Rückschluss wurde von christlichen Zionisten gezogen und doch ist das Endresultat unterschiedlich. Dieselben Bibelverse werden von Juden und Christen unterschiedlich ausgelegt und demnach sind die Sehnsüchte Israels (der Kirche) und Yisraels (der Juden) ziemlich unterschiedlich.

Im jüdischen Universum gab es eine Katharsis in Verbindung mit der Zerstörung des Tempels. Das Exil Yisraels wurde durch das Bedürfnis verursacht, ein kosmisches Desaster zu reparieren, das über die Juden hereinbrach, als die himmlischen Gefäße unter dem Druck des Gött-lichen Lichts zerbarsten, die Scherben zur Erde fielen und sich mit den Lichtfunken vermischten. Während Yisrael das Lichtermeer darstellt, so stellt der Rest der Erde die üblen Scherben dar, doch in einigen dieser Scherben steckt ein Lichtfunke. Dieser Lichtfunke ist eine jüdische Seele gefangen in der nichtjüdischen Welt. Letztendlich, nach etlichen Generationen werden alle Lichtfunken wieder im jüdischen Volk vereint sein, während es um die Scherben - die Goyim - völlig dunkel und geistlos wird. Dies ist der Zweck des jüdischen Exils: das vorsichtige Entfernen der Lichtfunken aus der nichtjüdischen Welt.

Noachidische Gesetze

Im jüdischen Universum sollten die Nichtjuden sich den Juden unterwerfen. Die Annahme der Sieben Gebote Noahs ist ein Weg für solch eine Aufnahme. Kurz gefasst muss ein Goy damit aufhören einen anderen Gott anzubeten. Noch wichtiger, ein Goy sollte keine eigenen Feste oder Riten haben. Solange er keine Religion hat ist alles in Ordnung, seine entspiritualisierte Existenz verursacht keine Probleme. Rambam (oder Maimonides) erklärte: "Ein Nichtjude, der neben den Sieben Geboten andere religiöse Regeln schafft oder befolgt sollte ausgepeitscht werden und ihm sollte mit Hinrichtung gedroht werden falls er stur bleibt. Wir erlauben es den Nichtjuden nicht, ihre eigenen religiösen Riten und Gebote zu befolgen." Wenn eine Person die Sieben Gebote annimmt, dann ist sie als Goy im jüdischen Universum zugelassen.

Als St. Paul und St. Petrus das Missionieren der Nichtjuden begannen, verlangten die Anführer der Kirche Jerusalems - Juden, die sich Christus angeschlossen hatten - als erstes deren Beschneidung. In ihren Augen war das Christentum nur für Juden da, obwohl sie auch eventuell bereit waren, Konvertierte zu akzeptierten. St. Petrus war nicht einverstanden. Dann schlugen die Anführer der Kirche einen Kompromiss vor: sollen doch die neuen Christen nichtjüdischen Ursprungs die Gebote Noahs akzeptieren und sich heidnischer Opfer enthalten. St. Petrus wollte akzeptieren, da er die Bedeutung dieses Verbots nicht verstanden hatte. St. Paul lehnte ab, denn er hatte verstanden: wenn sie auf diesen Kompromiss eingingen, würden neue Christen ihrer Unterordnung ins jüdische Universum zustimmen. Er konnte nicht auf seiner Meinung bestehen, aber es war wichtig zu sagen: wir könnten; dieses ‚Verbot' ist für uns irrelevant.

Vor einiger Zeit erklärte der amerikanische Kongress, in einem eigen-artigen Akt der Unterwerfung, sein Einverständnis, den Sieben Geboten den Status eines Gesetzes zu erteilen.

Die Mission des Staates Israel

Und was wollen die Juden im Heiligen Land? In Frieden leben, sagen diejenigen, die sie unterstützen. Sie wollen die Palästinenser töten oder verstoßen, sagen ihre Gegner. Sie hoffen darauf, einen Superstaat vom Nil bis zum Euphrat zu gründen, sagen die Pessimisten. Es ist uns egal, solange sie uns nur in Frieden lassen, sagen die Antisemiten und sie haben alle unrecht. Es gibt sicher Juden, die eines von diesen drei Dingen wollen. Denn ‚die Juden' (im Gegensatz zu den ‚Juden') wollen Jerusalem zur übermächtigen Welthauptstadt machen und den wiedererbauten Tempel zum Fokus des spirituellen Lebens auf Erden, die einzigen Bausteine, die noch fehlen in der laufenden Konstruktion des jüdischen Universums.

Palästina ist nicht das Endziel ´der Juden´, sondern die Welt ist es. Palästina ist nur der Ort, an dem das weltweite Hauptquartier eingerichtet werden soll. Dies ist notwendig, da sonst die Europäer nicht magnetisiert wären, wie ein Hase im Scheinwerferlicht eines Autos. Wenn der jüdische Staat sich nach Baron Hirsch in Argentinien, nach Theodor Herzl in Uganda oder nach Hitler in Madagaskar befinden würde, dann würde er nicht in die Tiefen des christlichen Bewusstseins vordringen. Indem er aber Teil einer Prophezeiung zu sein scheint, hat er ihr Bewusstsein gefangen.

Dieser Plan hat auch das Bewusstsein der Israelis gefangen. Ihre Rolle in diesem ganzen Komplott ist zugegebenermaßen begrenzt. ´Die Juden´ brauchen in ihrem Streben nach Weltdominanz eine Basis und die Israelis sind dazu da, die Basis zu erobern und zu sichern. Für solch einen Job brauchen sie nicht viel Vorstellungskraft und die Zionisten sind eine einfach denkende Gruppe. Nur wenige Israelis schauen hinter den nächsten Hügel, den sie den Palästinensern wegnehmen wollen. Sie sind von ihrem Verlangen besessen, ohne jedoch zu verstehen oder erklären zu können warum. Ein gutes Beispiel ist Dr. Benny Morris. Der Experte der palästinensischen Tragödie von 1948 ist heute damit einverstanden, bedauert, daß die Unternehmung nicht umfassender war und würde sich wünschen, daß sie in noch größerem Umfang wiederholt würde." Im Laufe der Zeit werden die Israelis sich ihrer Mission bewusst. Die Metamorphose von Nathan Sharanksy vom ehemaligen Menschenrechtskämpfer zum rechtsgerichteten jüdischen Nationalisten beweist dies. Er, der ehemals Liberale, liess neulich verlauten, daß der Tempelberg in jüdischer Hand bleiben müsse auch wenn dies endlosen Krieg bedeute. Benny Morris, einst Freund der Palästinenser, ruft heute zur ethnischen Säuberung auf und sagt ewigen Krieg und nuklearen Holocaust innerhalb der nächsten zwanzig Jahre voraus. Juden anderswo sind betört vom Staate Israel, obwohl sie vor 1968 sich nicht viel daraus gemacht haben, denn erst ab diesem folgenschweren Jahr fühlten sie langsam das Voranschreiten von Yisraels weltumspannenden Plänen.

In Israel wächst der Anteil der Bevölkerung, die mit den Plänen um den Dritten Tempel einverstanden sind, immer stärker an und ist jetzt größer als 60 Prozent. Mit einem besetzten Irak, den Palästinensern hinter der Mauer, den Iranern in Deckung den zu Tode geängstigten Saudis ist es nur eine Frage von Monaten bis die goldene Kuppel gesprengt ist und der Dritte Tempel errichtet. Es ist schwierig, die Konsequenzen abzuschätzen; vielleicht werden die Konsequenzen nur zum nuklearen Armageddon führen oder (was viel schlimmer wäre) unser Wirtschaftssystem würde ins okkultjüdische Universum hinüberdriften.

Die Niederlage der Sieger

Während die christlichen Nationen spirituell sterben wird kein noch so großer Tempel die nicht existente Kommunikation zwischen den Juden und Gott herstellen können; keine Gnade wird vom Himmel in diesen Tempel und zu den Menschen hinabkommen. Satan wird die Juden auslachen, die glaubten, daß sie mit Panzern und Bulldozern Gott auf ihre Seite ziehen könnten.

In einer Geschichte von Charles de Coster verkaufte der Trickbetrüger und Schelm Till Eulenspiegel ein magisches Säckchen an Juden und versprach ihnen, daß sie die Zukunft voraussagen könnten, wenn sie daran saugten. Die Juden hofften darauf, herausfinden zu können, wann ihr Messias kommen würde und saugten ganz fest daran und entdeckten dann, daß das Säckchen voller Mist war. Eine ähnliche Enttäuschung wartet auf die Tempelbauer.


www.israelshamir.net

ISRAEL SHAMIR wurde im sibirischen Novosibirsk als Enkel eines Mathematikprofessors und Nachkomme eines Rabbiners aus Tiberias, Palästina, geboren. 1969 emigrierte er nach Israel, wo er seinen Wehrdienst in einer Elite-Fallschirmjägereinheit leistete und 1973 den Yom Kippur Krieg an vorderster Front erlebte. Seinen russischen Lesern dank seiner Bücher ("Die Pinie und der Olivenbaum", "Japanische Reiseerlebnisse") und Übersetzungen von Joyce, Homer und Agnon bekannt, machte er seine ersten Medien-erfahrungen bei Radio Israel. Anschließend besuchte er als freier Schriftsteller Krisenherde dieser Welt, darunter Vietnam, Laos und Kambodscha. 1975 zog er nach London, wo er für die BBC arbeitete. 1977-1979 folgte er einem Ruf des Japanischen Rundfunks nach Tokio, von wo er für die israelische Tageszeitung Maariv Bericht erstattete. Vom Zionismus zunehmend desillusioniert wandte sich Shamir bei seiner Rückkehr in den Nahen Osten 1980 der aktiven Politik zu: Er arbeitete in der Knesset als Pressesprecher für die Israelische Sozialistische Partei "MAPAM". Ha´aretz, bei der Shamir seinerzeit akkreditiert war, entsandte ihn während der sowjetischen Umbruchphase 1989-93 abermals nach Rußland, wo er mit kontroversen Artikeln für die Pravda auf sich aufmerksam machte. 1993 kehrte er endgültig nach Israel zurück. Shamir lebt in Jaffa und ist Vater von zwei Söhnen.



Erst Manhattan, dann Berlin/Beiwort Allan C. Brownfeld

Religiöser Zionismus:
Ein wachsendes Hindernis für den Frieden im Mittleren Osten

Wenn Gründe für das Scheitern, eine grundlegende Friedensübereinkunft zwischen Israel und den Palästinensern zu erreichen, genannt werden, gelten als Hauptschuldige meist der palästinensische Terror und Yasser Arafats Versäumnis, eine zustimmende Antwort auf Minister Ehud Baraks "großzügiges Angebot" gegeben zu haben.

Tatsächlich ist es wahr, daß Selbstmordattentate es zunehmend schwieriger machen, beide Seiten zusammenzubringen. Einige Palästinenser lehnen die Idee eines Friedens komplett ab. Ebenso ist es wahr, daß Yasser Arafat auf das Angebot von Barak hätte eingehen können, nicht, um es zu akzeptieren, da es in vieler Hinsicht mangelhaft war, aber mit einer Gegenofferte, welche als Grundlage für einen neuen Kompromiss hätte dienen können.

Nichtsdestoweniger, selbst wenn die Selbstmordattentate aufhörten und die Palästinenser ihren eigenen Vorschlag für eine endgültige Regelung machten, bliebe dennoch ein ernsthaftes Hindernis für den Frieden bestehen. Und dieses Hindernis ist das dramatische Wachstum dessen, was seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 in Israel als religiöser Zionismus bezeichnet wird.

Diese Lehre behauptet, daß Gott das gesamte historische "Land Israel" dem Jüdischen Volk gegeben habe, daß der Sieg von 1967 ein "Wunder" gewesen sei, welches der messianischen Ära den Weg bereite, und daß es einer Sünde gleichkäme, auch nur "einen Finger breit" Boden an die Palästinenser zurückzugeben. Christliche Fundamentalisten teilen diese Ansicht, da sie glauben, daß die Rückkehr der Juden ins Heilige Land der Auftakt für das zweite Kommen Jesu Christi, die Schlacht von Armageddon und das Ende der Welt ist.

Traditionell-Orthodoxe Glaubenvorstellungen

Das Anwachsen des religiösen Zionismus ist in Wirklichkeit ein neues Phänomen. Traditionell vertrat der Orthodoxe Judaismus die Auffassung, allein der Messias könne über Palästina eine Jüdische Herrschaft errichten. Religiöse Juden kämpften nachdrücklich gegen die Zionistische Bewegung, wobei sie sich auf Religionsgesetzliche Gründe beriefen.

Die konventionelle rabbinische Doktrin verteidigte den Standpunkt, daß die Juden die Pflicht hätten, geduldig abzuwarten, bis der Messias sie zurück nach Palästina führte. Die Rückkehr, so sagten sie, würde am Ende der Tage stattfinden. Und gemäß dieser Ansicht hatte Gott - der die Juden ins Exil schickte, um sie für ihre Sünden zu bestrafen - allein die Macht, sie zurückzuführen.

Rabbi Hayyim Eleazor Shapira, ein ungarischer Chassidenführer, argumentierte, daß die Einwanderung ins Heilige Land, unter Preis-gabe "des Glaubens in eine wundersame Erlösung durch den Himmel", dem Messias vorausgreife. Der Zionismus, so erklärte er, verletze die bindenden Vorschriften der Halacha, das orthodoxe Jüdische Gesetz. Rabbi Shapira nannte die Zionisten "böse Kräfte [die] in unserem Heiligen Land an Stärke zugenommen haben; mit ihren Pflugscharen und landwirtschaftlichen Kolonien untergraben sie sein besonderes Fundament." Versuche, das Ende zu erzwingen, führte er an, seien ein "Sakrileg".

Rabbi Joel Teitelbaum, ein gefeierter Anführe der Satmar Sekte, nannte die Gründung des Jüdischen Staates ein schreckliches Ver-brechen. Das unzeitige Zurückkehren der Juden ins Heilige Land, schrieb er, sei für die Toten in Hitlers Krematorien verantwortlich gewesen.

"Religiöser Zionismus nach 1967 entzündete die Jüdische Siedlerbewegung"

Theodor Herzl berief seinen ersten Zionistischen Kongress 1897 in die Schweizerische Grenzmetropole Basel ein - da die deutsche Rabbinervereinigung erfolgreich Herzl´s ursprünglichen Plan, den Kongress in München abzuhalten, bekämpft hatte. Beide Flügel der Vereinigung, Orthodoxe und Reformer, hatten ihre eigenen Gründe, für eine Opposition. Die Orthodoxen sagten: "Das Streben der sogenannten Zionisten... widerspricht den messianischen Versprechungen des Judaismus, wie sie in den heiligen Schriften und im späteren religiösen Kanon verkündet werden." Gemäß der Reformer-Gruppe "verpflichtet der Judaismus seine Anhänger, dem Vaterland, zu dem sie gehören, mit äußerster Ergebenheit zu dienen und seine nationalen Interessen mit ihrem ganzen Herzen und aller Kraft zu fördern." Tatsächlich schien das einzige Gebiet, auf dem diese beiden Gruppen übereinstimmen, ihre Opposition zum Zionismus zu sein.

Auf der anderen Seite waren die Zionistenführer größtenteils weltlich orientiert und suchten für die Juden eine - wie sie hofften - "normale Nation" zu schaffen. Unter ihren Slogans fand sich der Spruch "Israel hat keinen Messias, gehen wir ans Werk."

Bei der Abschlußveranstaltung des Baseler Treffens stellte der Chef-Rabbi der Stadt Herzl´s Absichten auf die Probe, indem er ihm das Angebot machte, seine Opposition gegen den Zionismus gegen die Zusicherung fallen zu lassen, daß das künftige Staatswesen die Lehre des Judaismus bewahren werde, angefangen mit den Gesetzen des Sabbat. Herzl antwortete daß, obwohl die Rabbis nichts zu befürchten hätten, die Orthodoxie lediglich eine Gedankenschule des Judaismus sei. Seine Worte zeigten ihn als Befürworter religiöser Toleranz und das Publikum applaudierte. Der orthodoxe Judaismus dagegen verweigerte jegliche Unterstützung.

Ursprünglich teilten jene religiösen Juden, welche den Zionismus umarmten, die Verachtung der Orthodoxen gegenüber dem säkularen Staat nicht, sie schätzten ihn im Gegenteil als Mittel zur Ausübung jüdischer Macht. Während sie bemüht waren, den Staat so weit wie möglich für die Orthodoxe Lehre zu öffnen, gab es in ihren Bemühungen und Anschauungen nur wenig messianischen Eifer.

All dies änderte jedoch der Krieg von 1967. In einem gedankenreichen neuen Buch, What Shall I Do With This People? Jews and the Fractious Politics of Judaism (The Free Press), stellt der Autor Milton Viorst, welcher drei Jahrzehnte als Nahostjournalist gearbeitet hat, fest, daß "der religiöse Zionismus … den Sieg als Chance gesehen hat. Über die Grenzen der Jüdischen Mystik greifend, vertrat der religiöse Zionismus die Position, daß der Zionismus - obgleich weltlich in seiner Erscheinung - der Weg Gottes sei, das Land für die Ankunft des Messias vorzubereiten. Für die Rabbis stellte der Sieg einen Auftrag Gottes dar, das Land für immer in Besitz zu nehmen."

Rabbi Zvi Yehuda Kook, der Kopf der religiösen zionistischen Bewegung, erklärte: "In himmlischem Auftrag sind wir soeben nach Hause zurückgekehrt, in die Höhen der Heiligkeit und in unsere heilige Stadt. Wir dürfen niemals mehr von hier fort gehen. Wir leben inmitten der Erlösungszeit. Die gesamte israelische Armee ist heilig. Das Israelische Königreich ist wieder aufgebaut. Es symbolisiert die Herrschaft des [jüdischen] Volkes über sein Land."

Zum Nutzen der Politischen Ideologie

"Kook und seine Anhänger nahmen eine Umgestaltung der Halacha, des religiösen Gesetzes, vor, um dieses ihrer politischen Ideologie dienstbar zu machen," schreibt Viorst. "Sie bestanden nicht nur darauf, daß das Gesetz eine permanente jüdische Herrschaft in den besetzten Gebieten forderte; sie verkündeten auch daß dieses dem weltliches Gesetz übergeordnet sei... Der religiöse Zionismus stand nicht allein... in seinem Drängen auf eine jüdische Vorherrschaft in ganz Palästina. Seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kannte der Zionismus einen Minderheitenflügel, bekannt als Revisionismus, der Vorgänger der heutigen Likud Partei, welcher jene Art territorialen Nationalismus vertrat, der das Europa des 19. und frühen 20. Jahrhundert ganz allgemein durchdrang. Die Rolle des religiösen Zionismus bestand nun darin, diesen Nationalismus zu sanktionieren, und ihm neue Energie einzuhauchen, indem man ihn als Gottes Auftrag charakterisierte. Der religiöse Zionismus nach 1967 feuerte die jüdische Siedlerbewegung in den besetzten Gebieten an... Jeder Pfahl, der in den Boden getrieben wurde, so behauptete er, diene Gottes Willen."

Als Yitzhak Rabin 1993 die Osloer Vereinbarungen mit Yasser Arafat unterzeichnete, verlagerte sich die Wut der Siedler von den Arabern auf die "Verräter", die sie in ihrer eigenen Gemeinschaft ausmachten. "Rabin´s Vorschlag, eine kleine Siedler-Enklave in Hebron, welche man als besonders verletzlich gegen arabische Angriffe ansah, zu räumen, provozierte eine schwere Krise," berichtet Viorst. "Hebron, wo Abraham begraben sein soll und David seinen ersten Sitz errichtete, ist dem Judaismus heilig... Rabin´s Plan, die Siedler zu entfernen, signalisierte dem religiösen Zionismus das Scheitern seiner heiligen Mission und seine Kräfte mobilisierten sich für den Kampf. Angeführt von einem ehemaligen israelischen Chef-Rabbi, veröffentlichten die religiösen Zionisten einen Halachischen Gesetzesspruch. Dieser besagte, Gott befehle nicht nur den Siedlern, sich der Evakuierung zu widersetzen, er fordere sogar die israelischen Soldaten auf, sich jedem Rückzugsbefehl entgegenzustellen. Die Deklaration setzte also halachische Entscheidungen gegen demokratische Legitimation. Rabin steckte angesichts eines drohenden Bürgerkrieges zurück und die Siedlungen in Hebron bestehen bis zum heutigen Tag."

Nach Oslo ließen einige Rabbis durch ihre Netzwerke religiöser Schulen Beschuldigungen zirkulieren, daß Rabin durch die Aufgabe jüdischen Territoriums als religiöser Gesetzesbrecher zu gelten habe. Orthodoxe Kreise debattierten, ob er sich nach religiösem Gesetz einem Kapitalverbrechen schuldig gemacht hatte. In New York unterzeichneten hunderte orthodoxe Rabbiner eine Erklärung, derzufolge Rabin den Tod verdiene. Am 4. November 1995 tötete der orthodoxe Student Yigal Amir Rabin durch zwei Pistolenschüsse in den Rücken. Er sagte, erfahrene Rabbiner hätten ihn von seiner halachischen Pflicht überzeugt, den Mord auszuführen. Dadurch, daß er Rabin tötete, meinte Amir, Gottes Werk vollbracht zu haben.

Aus Viorsts Perspektive war ein derartiger religiöser Extremismus seit Anbeginn ein Bestandteil des Judaismus gewesen und hat beständig ins Verderben geführt: "Wie die jüdische Geschichte zeigt, können, wenn sich eine halsstarrige Natur beständig der Realität verweigert, die Folgen katastrophal sein," stellt er fest, und verweist auf "die Niederlage in zwei Kriegen gegen Rom, welche - da es sich hierbei um die Supermacht des damaligen Zeitalters handelte und die Juden lediglich eine kleine Nation bildeten - niemals hätten geführt werden dürfen. Diese Kriege resultierten in der Ausmerzung des Staates, der Zerstörung des Heiligen Tempels und der Zerstreuung des Volkes in die letzten Winkel der Erde... Die Juden verloren ihr Heimatland und verbrachten zweitausend Jahre im Exil, wo sie von einer Rückkehr nurmehr träumen konnten. In heutiger Zeit haben sie ihren Staat zurückgewonnen, doch dieser ist immer noch winzig und mit begrenzten Ressourcen versehen, und die ihm eigene Zerbrechlichkeit wirft die Frage auf, ob ihre halsstarrige Natur nicht wieder ihr nationales Leben in Gefahr bringt."

Das "Bar-Kochba Syndrom"

Der israelische Historiker Yehoshafat Harkabi, ein pensionierter General, hebt hervor, daß die Historiker Hadrian als Roms weisesten Kaiser betrachten, und daß von all seinen Untertanen allein die Juden ihm Ärger bereiteten. Harkabi beziffert die jüdische Bevölkerung am Vorabend des Bar-Kochba-Aufstandes weltweit mit 1,3 Millionen, und schätzt daß lediglich die Hälfte dieser Anzahl den Krieg überlebte. Da die römische Rechtssprechung Juden und anderen erlaubte, ihre Religion auszuüben, vertritt Harkabi die Auffassung, daß nicht Religion sondern Nationalismus der Auslöser des Krieges war. Er befürchtet nun, daß die Israelis eines Tages unvorsichtig genug sein könnten, diese Katastrophe zu wiederholen. Vor allem alarmiert Harkabi die in Israel heute verbreitete Praxis, nicht nur den Bar-Kochba-Aufstand sondern auch den Massenselbstmord von Masada zu neuem Leben zu erwecken, indem beide Geschehnisse in eine Mythologie nationaler Größe verklärt werden. Er bezeichnet dieses Phänomen als das Bar-Kochba-Syndrom," welches die Juden zu verrückten und unter Umständen tödlichen Katastrophen hinreißen könnte.

Ungeteilte Werte

Vor kurzem hat das American Jewish Committee eine Reihe von TV-Werbungen geschaltet, in denen Israel als freie, demokratische Gesellschaft gespriesen wird, welche Amerikas Werte teilt. Diese Formulierung trifft aber nur einen Teil der Wahrheit. In Bezug auf die Freiheit der Religion und die Trennung von Kirche und Staat, sind Israels Werte doch recht unterschiedlich beschaffen. Viorst beschreibt diesen Unterschied: "Der Trend in den westlichen Demokratien ist es in den vergangenen Jahrhunderten gewesen, Kirche und Staat voneinander zu trennen. Israel aber ist genau den entgegengesetzten Weg gegangen. Israel akzeptiert den Orthodoxen Judaismus als einzige offizielle Staatsreligion. Israel hat einen Chefrabbiner, der als Beamter vom Staat bezahlt wird. Tatsächlich verfügt das Land über zwei Chefrabbis, einen Aschkenasim und einen Sepharden - beides Orthodoxe. Es unterhält durch die öffentliche Hand alle orthodoxen Rabbiner und deren Synagogen. Es finanziert auf allen Ebenen die religiöse Erziehung, die von Orthodoxen Beauftragten durchgeführt wird. Es berechtigt einem System Orthodoxer Gerichtshöfe, die Anwendung Halachischen Rechts in privaten Belangen zu beaufsichtigen. Es legt außerdem bei Einbürgerungen Orthodoxe Standards an und befreit Studenten vom Militärdienst, wenn diese an Orthodoxen Talmudschulen lernen."

Heute haben religiöse Zionisten die Auffassung angenommen, Gott erwarte weniger Hingabe zur Torah als zu dem Land, das Israels Armee erobert hat. Ihre Theologie stammt von Rabbi Abraham Isaac Kook (dem Vater von Zvi Yehuda Kook), welcher lehrte, die Juden könnten durch die Besiedlung des Landes die Wartezeit auf den Messias verkürzen. Diese Doktrin blieb weitgehend unbeachtet - bis zum Sechs-Tage-Krieg, als sie die Ideologie des religiösen Zionismus wurde.

Kurz nach dem 1967er Krieg gründeten 72 bedeutende Intellektuelle - viele von ihnen Mainstreamzionisten - die "Land Israel Bewegung". In einem stark verbreiteten Manifest legten sie alle historischen Differenzen beiseite, um einen Nationalismus zu proklamieren, der sich dem Himmlischen Imperativ verpflichtet fühlt: "Der Sieg der israelischen Armee im Sechs-Tage-Krieg verortete das Volk und den Staat in eine neue und schicksalhafte Zeitperiode. Das ganze Land Israel befindet sich heute in den Händen des jüdischen Volkes. So, wie es uns nicht erlaubt ist, den Staat Israel aufzugeben, so ist es uns aufgegeben das zu behalten, was wir hier aus den Händen der Armee erhalten haben: das Land Israel."

Rabbiner unter den religiösen Zionisten nannten den Sieg ein "Wunder" und erklärten, er bedeute, daß der messianische Prozess Früchte trage, selbst wenn der Messias in eigener Person abwesend sei. Der Krieg von 1967 wurde als Krieg der Erlösung bezeichnet, und der Sieg als Gottes Zeichen, daß jeder Fußbreit des Landes heilig ist. Während er weiterhin auf dem Papier die "Land für Frieden" Losung vertrat, fand es der Mainstreamzionismus, jetzt da das Land sich einmal in israelischen Händen befand, schwer es wieder herauszugeben. Als die Zeit voranschritt und die Siedlungen weiter anwuchsen, entwickelte sich der religiöse Zionismus zu Israels dynamischster politischer Kraft.

Einige Beobachter sagen, der religiöse Zionismus habe einen Fanatismus erschaffen, den das Judentum seit den Tagen des Zweiten Tempels nicht gekannt hat. Die Verteidigung territorialen Besitzstands wurde als göttliches Gebot traditioneller Frömmigkeit gleichgestellt. Am 27. Gründungstag Israels erklärte Rabbi Kook: "Nichts geht über den Staat. Er ist aus sich selbst heraus heilig und ohne Makel. Der ganze Rest sind Details, Trivialitäten, mindere Probleme und Verwicklungen... Es darf nicht nur keinen Rückzug von einem einzigen Kilometer des Landes Israel geben, Gott verbiete, sondern im Gegenteil, wir müssen mehr und mehr erobern und befreien... In unserem göttlichen, weltumspannenden Unternehmen gibt es keinen Platz für Rückzug.

Applaus für Terrorismus

Kook ging so weit, daß er den Holocaust als verborgene Segnung beschrieb. Die Siedlerbewegung, Gush Emunim, wurde zur Avantgarde des Territorialismus, wobei sie eine mystische Vorstellung vom Jüdischen Staat vertrat: Er war eine Auferstehung von Davids Königreich, von Gott anvertraut, damit auf heiligem Boden die jüdische Herrschaft wiederhergestellt werde. Um dieses Ziel voranzubringen, galt selbst der Terrorismus als zulässig. 1980 sprengte der Jüdische Untergrund, eine Geheimgesellschaft aus Militanten der Gush Emunim, die Autos von drei arabischen Bürgermeistern in die Luft, wobei zwei Opfer schwer verstümmelt wurden. 1983 überfielen Heckenschützen in Hebron die Islamische Hochschule, wobei 3 Studenten getötet und 30 verwundet wurden. Schüler Rabbi Kooks spendeten den Angriffe öffentlich Beifall. In den Synagogen des religiösen Zionismus debattierten Gläubige die Frage, ob das Gebot "Du sollst nicht töten" überhaupt auf Araber anwendbar sei. Sowohl die Arbeiterpartei als auch der Likudblock, schreibt Milton Viorst, "schauten derweil weg, und die Polizei wandte wenig Mühe auf, der Gesetzesbrecher habhaft zu werden."

Die Denkweise der religiösen Zionisten kann nicht das sein, was Theodor Herzl und seinen Anhängern einst vorschwebte. Israels Unabhängigkeitserklärung versprach "all seinen Einwohnern unbesehen ihrer Religion, Rasse oder Geschlecht die völlige Gleichberechtigung an sozialen und politischen Rechten". Herzl träumte von einer "Nation wie alle anderen Nationen." Jetzt aber scheint der religiöse Zionismus die Antriebskraft hinter der israelischen Politik zu sein.

Und wenn Gott befiehlt, daß "kein Fingerbreit" der besetzten Gebiete zurückgegeben werden darf, welche israelische Regierung wird dann den Friedensschluß voranbringen - der doch das Teilen von Land erfordert? Wenn wir uns nach den Gründen fragen, warum bis jetzt noch kein Frieden zustande kam, heißt es die Realität ignorieren, wenn man die Bedeutung des religiösen Zionismus außer Acht lässt. Yitzhak Rabin zahlte den höchsten Preis, weil er sich den Forderungen dieser Kreise widersetzte. Seit seinem Tod sind deren Macht und Einfluß nur noch größer geworden.


www.acjna.org

ALLAN C. BROWNFELD, dessen Kolumnen von mehreren Zeitungen in den USA und in anderen Staaten veröffentlicht werden, zählt unter die bekanntesten jüdischen Journalisten Amerikas. Er arbeitet als Co-Herausgeber der "Lincoln Review" und Schriftleiter der "Issues". In der Vergangenheit war der Autor von fünf Büchern für den Stab des US-Senats, das Repräsentantenhaus und das Büro des Vizepräsidenten tätig. Er ist Exekutivdirektor des "American Council of Judaism".

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