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Von der Ermittlungsaufnahme zur Frage:
Wer profitiert?

Der Anschlag und die Fragen

Das 110 stöckige World Trade Center, welches vor 23 Jahren mit einem Budget von 1 Milliarde Dollar errichtet wurde, das New York eine neue Identität gab, in dem 50.000 Menschen arbeiteten und dessen jährliche Mietkosten 3 Milliarden Dollar überstiegen, war mit der Zeit ein Sinnbild für die wirtschaftlich-finanzielle Macht Amerikas geworden - und dabei zugleich ein Aushängeschild für die Erhabenheit des weltweiten Kapitalismus. Mit einem vergleichbar starken Symbolgehalt stand das Pentagon, ein fünfeckiger Gebäudekomplex, in welchem 24.000 Menschen arbeiteten für den globalen militärischen Einfluß der Vereinigten Staaten.

Am 11. September 2001 wurden beide Bauwerke nahezu simultan in einem gut geplanten, minutiös getimeten und anscheinend reich finanzierten Terroranschlag angegriffen. Vier Entführermannschaften überlisteten die Sicherungseinrichtungen von drei verschiedenen Großstadtflughäfen, um vier Flugzeuge in ihre Gewalt zu bringen. Zwei rasten nach japanischem Kamikazevorbild in die Türme des Welthandelszentrum, eines bohrte sich in das Pentagon, und eines baute eine tödliche Bruchlandung im Niemandsland. Innerhalb von nur einer Stunde.

Wie der tödliche Coup ablief, zeigte ein Fernsehmarathon, wie es die Welt seit der amerikanischen Mondlandung nicht erlebt hatte. In Minutenfolge wurde die gelangweilte Spaßgesellschaft mit einer Bilderflut überschwemmt, welche kein noch so intimes Detail menschlichen Leidens außer Acht zu lassen wußte. Binnen Stunden war aufgearbeitet, welche Spuren das Attentat wo hinterlassen hatte. In der Seele der Opfer, der Zeugen, des Landes.

Merklich blaß präsentiert sich dagegen bis heute die Aufklärung der Tat-Hintergründe. Angesichts eines Terrors ganz neuer Dimension bleiben hier viele Fragen offen oder werden nur schwammig beantwortet.

Wie wurde der offensichtlich mit hohem logistischen Aufwand betriebene Coup in Szene gesetzt? Welche Vorbereitungen waren nötig, und konnten diese von "normalen" Terroristen überhaupt bewerkstelligt werden?

Wie konnte der amerikanische Geheimdienstapparat mit seinem weltumspannenden Informations- und Einflußnetz die beabsichtigte Attacke übersehen? Hatte die weltgrößte Spionageeinheit schlicht geschlafen und mit ihr die vergleichbaren Ausforschungseinrichtungen der befreundeten Regierungen?

Was ist mit den obskuren Aktiengeschäften? In der Woche vor dem Attentat haben sich die Umsätze im Wertpapierhandel bei den Fluglinien American Airlines und United Airlines sowie bei im nachhinein geschädigten Versicherungen um 1200 Prozent gesteigert. Es ging um etwa 15 Milliarden Dollar. Einige Leute müssen etwas gewußt haben. Wer?

Wie gelang es den Kidnappern in den verschiedenen Flugzeugen, Piloten, Besatzungen und Passagiere mit primitivstem Gerät in ihre Gewalt zu bringen? Warum hat keiner der bedrohten Piloten über den Steuerknüppel den vereinbarten Signal-Code 7700 an die Bodenstationen eingegeben? Warum rebellierte in den New Yorker Todesfliegern bis zum letzten Augenblick, dem Aufschlag in den Hochhäusern, offenkundig niemand gegen die fragwürdige Übermacht von Plastikbesteck und kurzklingigen Teppichmessern?

Wie war es möglich, daß mutmaßlich zum Einsatz gekommene Terror-Piloten, die gerade eine Kurzausbildung auf kleinen Sportflugzeugen absolviert hatten, plötzlich Großflugzeuge in einer Art beherrschten, die erfahrene Flugkapitäne staunen läßt?

Wie konnten in den USA am 11. September mit einem Schlag alle Verteidigungssysteme ausgeschaltet werden? Wie konnten vier entführte Flugzeuge, die sich über dichtbesiedeltem Gebiet nicht auf ihren Flugrouten befanden, eineinhalb Stunden im Land herumirren, ohne daß überall die Alarmsirenen schrillten?

Wie gelang es, die Bannmeile um das Pentagon zu knacken? Zu einer Zeit, da bereits bekannt war, daß die Zusammenhänge von New York einen terroristischen Hintergrund trugen. Wie kam es dazu, daß Militärs und Geheimdienste ihre Abfangjäger entscheidende 60 Minuten am Boden ließen?

Wie haben wir uns zu erklären, daß sämtliche Flugschreiber und Stimmaufzeichnungsgeräte keinerlei auswertbare Daten enthalten? Was ist das für ein sonderbarer Präzedenzfall, in dem acht unzerstörbare Black-Boxes - zwei auf jedem Flug - simultan ihren Geist aufgeben? Warum gibt es keinen Bekennerbrief? Wer fädelt eine solche Mega-Aktion ein, ohne sich danach zu profilieren? Warum gibt es, wie sonst bei jedem großen terroristischen Anschlag, keinerlei politische Forderungen, kein Statement, rein gar nichts? Wieso droht der mysteriöse Dr. No, der hinter diesem James Bond-artigen Terror steckt, nicht mit einer Fortsetzung, setzte Ultimaten, übt Druck aus? Welche Logik steckt dahinter, wenn der "Hauptverdächtige" Osama in seinen einzigen Verlautbarungen zum Fall auf den Islam schwört, daß er mit dem Terroranschlag in keiner Weise etwas zu tun hat?

Warum also gab es das Attentat überhaupt? Was bezweckte es? Warum richtete es sich gegen die Vereinigten Staaten? Wer profitiert von dem Anschlag? Wem schadet er? Wer sind die Drahtzieher?

Es gibt viele, allzu viele Rätsel und offene Fragen. Wir müssen sie stellen und baldmöglichst zu beantworten suchen. Nicht, um die unübersichtliche Komplexität der Lage auf eine vordergründige Verschwörungstheorie zu reduzieren - eben darin übt sich ja gerade der Mainstream der Medien -, sondern im Gegenteil: um im Dienst der Wahrheitsfindung vereinfachende Simplifizierungen und ihre gefährlichen Konsequenzen zu verhindern.[1] Bis zur Lösung dieser Aufgabe steht die akute Gefahr im Raum, daß sich die Bilder des Schreckens wiederholen werden. In Amerika, oder an einem beliebigen anderen Ort der Welt.

Spuren des Verdachts oder verdächtige Spuren?

Rückblickend kann man heute feststellen: Die Täter bestachen vor und während ihrer "Mission" durch eine perfektionistische Planung, Vorbereitung, Koordination und Ausführung. Aber - hier finden wir einen scheinbar unvereinbaren Gegensatz - die so offenkundig um Anonymität bemühten Profis ließen amateurhaft und plump eine erstaunliche Menge von Hinweisen zurück. Ins Auge springende Spuren, welche der Polizei im nachhinein die Arbeit geradezu kinderleicht machen sollten. Und welche jene islamistische Fährte legen sollten, die bis heute die Medien und Ermittler in Atem hält.

So zahlten die mutmaßlichen Terrorkommandos mit Kreditkarten auf ihren Namen. Sie meldeten sich bei ihren Fluglehrern mit Klarnamen. Und diese sollen sie dem FBI zufolge sogar noch am Tag des Attentats verwandt haben. Wechselnde Identitäten, heute schon bei mittelgroßen Kapitalverbrechen an der Tagesordnung - hier Fehlanzeige. Pässe sind heute an jedem Hauptbahnhof der Welt für billiges Geld zu haben. Doch Bin Ladens "Spezialagenten" suchten das Rampenlicht. Ein völlig kontraproduktives Verhalten. Vernünftig und nachvollziehbar wäre es vielmehr gewesen, wenn die Verdächtigen durch falsche Papiere versucht hätten, ihre nationale Herkunft zu verwischen, denn bekanntlich wollte ja keine Organisation und erst recht kein Staat etwas mit diesem imageschädigenden Himmelfahrtskommando zu tun haben. Auf diese Weise hätte man auch etwaige Vorfeldenttarnungen seitens der Amerikaner erschweren können. Statt dessen aber zog es der Troß vor, "offen" zu fliegen und darüber hinaus noch Hotel und Tickets en bloc auf einer "unsauberen" Kreditkarte zu buchen. Womit die betreffenden Personen dann im nachhinein aktenkundig werden konnten.

Und als ob es darum ginge, die Behörden auch ganz sicher auf die "richtige" Fährte zu führen, plazierte man einen Caravan am Flughafen Boston, fertig bestückt mit den nötigen Beweisstücken: ein arabisches Flughandbuch für Jumbojets sowie Unterlagen einer Flugschule in Florida. Wohin die Behörden die Spur der publicitysüchtigen Terroristen dann weiterverfolgen konnten. Denn, was für ein Zufall, einige der Verdächtigen hatten in der Nähe von Miami - und nicht etwa in ihrer nahöstlichen Heimat - tatsächlich kurz vor dem Anschlag Flugstunden genommen. Nicht auf Jumbo-Jets, doch unter ihren "richtigen" Namen. Und als ob das noch nicht reichen würde, meldete die Presse, daß in den Mietwagen "unserer" Attentäter neben Koranbüchern Bilder des saudischen Dissidenten Osama bin Laden gefunden worden seien.

Damit aber immer noch nicht genug: Folgt man dem Verständnis der Boulevardpresse und einiger leichtgläubiger Ermittlungsbeamten, dann ließ das Terrorkommando am Flughafen Taschen zurück, die Abschiedsbriefe enthielten. Dazu Entführungsanweisungen und - wie es sich für Muslime, die Böses im Schilde führen, zu gehören scheint - detaillierte religiöse Vorbereitungs-Zeremonien. Verfaßt durch den vermeintlichen "Entführerkopf" Mohammed Atta. Jeder Terrorist soll die verräterischen Papiere erhalten und quasi als Andenken in seinem Gepäck verstaut haben. Diese brandheißen Beweise fielen dem FBI nur deshalb in die Hände, weil sie falsch verstaut oder adressiert waren.[2]

Die Fährte ist klar angelegt. So klar, daß es stutzig machen muß. "Die Entführungsbeweise könnten ein Ablenkungsmanöver sein", warnte die internationale Geheimdienstagentur STRATFOR, als sich ein durchsichtiges Indiz an das nächste reihte.[3] "Da wurden Spuren wie bei einer Schnitzeljagd gelegt, denen man ja folgen soll!", bestätigt der ehemalige Staatssekretär im deutschen Verteidigungsministerium, Andreas von Bülow.[4] Und der Pulitzer-Preis-Träger Seymour M. Hersh enthüllt im "New Yorker": "Viele Ermittler glauben, daß einige der ursprünglichen Anhaltspunkte bezüglich der Identitäten und Vorbereitungen der Täter, wie beispielsweise die Flughandbücher, absichtlich zum Fund ausgelegt worden waren. Ein früherer hochrangiger Geheimdienstfunktionär sagte mir: ´Was auch immer für eine Spur zurückgelassen wurde, sie wurde mit Absicht zurückgelassen - damit das FBI ihr nachläuft."[5]

Wenn es einen tieferen Sinn oder eine Zielvorgabe in diesem Vorgehen gab, so scheint darin in erster Linie das Bestreben maßgeblich gewesen zu sein, den Untersuchungsbeamten eine klare nationale bzw. ideologische Täteridentifizierung zu ermöglichen. Es wirkt gerade so, als ob die Täter im vornherein schon wußten, daß alle arabischen und islamischen Kommandos weltweit die Verantwortung für die Tat ablehnen würden. Und als ob sie deshalb klarstellen wollten, daß ihre "Heimat" trotz alledem in diesem Umfeld zu finden sei.

Und doch gibt es hier eine ganze Reihe von Widersprüchen und Ungereimtheiten. Nur ein Beispiel:

Die Journalistin und Anwältin Barbara Olsen, konservative Kommentatorin bei CNN, zählt zu den Opfern der auf das Pentagon gestürzten Maschine. Sie konnte vor dem Absturz zwei Mal mit ihrem Mann Ted telefonieren, einem hohen Justizbeamten der Bush-Regierung. Dabei teilte sie ihm unter anderem mit, daß das Flugzeug auf das Pentagon zusteuere. Sie äußerte sich aber nicht über die Nationalität oder Hautfarbe der Entführer. Das erscheint merkwürdig. Was wäre die normale Reaktion einer weißen Journalistin, einer geschulten Beobachterin aus konservativem Umfeld, wenn Farbige, Araber oder fremdsprachige Menschen ihr Flugzeug gekidnappt hätten und sie ein Notfall-Telefonat führt? Würde sie diese wichtige Nachricht nicht mit einem Wort erwähnen? Sollte man daraus nicht den Schluß ziehen, daß es sich bei den Terroristen um akzentfrei sprechende Weiße gehandelt hatte? Dieser Zusammenhang potenziert sich vor dem Hintergrund, daß neben Barbara Olsen auch andere Passagiere des betreffenden Flugzeugs Angehörige antelefonierten. Und auch sie konnten eine Spezifizierung der Täter an Äußerlichkeiten nicht vornehmen.[6] Nicht als Araber, nicht als Muslime, nicht als Leute aus dem Mittleren Osten.[7]

Die interessierte Presse vermochte das um so schneller: Praktisch in Stundenfrist wußten beispielsweise israelische Medien zu berichten, daß Islamisten die Fäden gezogen hatten. Einen Tag darauf orakelten auch die amerikanischen Networks in diese Richtung. Und ganze 48 Stunden nach dem Terrorangriff präsentierte das FBI eine detaillierte Liste mit Selbstmordattentätern aus dem Mittleren Osten. Namen, Geburtsort, Geburtsdatum, Beruf, nichts fehlte. Dumm nur, daß sich innerhalb von zehn Tagen herausstellte, daß eine ganze Reihe dieser Leute noch lebten, weil sie nie einen der Todesflieger bestiegen hatten.

Zumindest ein Teil der arabischen Täter-Identitäten ist demnach gefälscht oder, besser gesagt, irgendwann gestohlen worden. Möglicherweise in dem Bestreben, die "Übernahme" der Cockpits durch Terrorpiloten plausibel erscheinen zu lassen. Der "London Telegraph" fand am 23. 9. 2001 heraus: Jeder einzelne der vom FBI namhaft gemachten vier saudischen Selbstmord-Piloten, die angeblich die entführten Maschinen geflogen hatten, erfreute sich noch nach dem 11. September bester Gesundheit. Das traf im übrigen auch noch für mindestens einen anderen genannten mutmaßlichen Attentäter zu.

"Es wurde nachgewiesen, daß fünf Namen, die auf der FBI-Liste geführt sind, mit dem, was passierte, nichts zu tun hatten", erklärte demgemäß der saudische Außenminister Saud Al-Faisal vor der arabischen Presse nach einem Treffen mit Präsident Bush am 20. September. Wie verschiedene Nachrichtenagenturen und Zeitungen berichteten, waren die vermeintlichen Selbstmordattentäter äußerst entsetzt über die gegen sie erhobenen Vorwürfe.

Saeed Alghamdi (Flug Nr. 93) etwa, der als Pilot für die Tunis Air arbeitet, zeigte sich "völlig schockiert. Im Laufe der letzten zehn Monate", so Alghamdi am 23.9. im Telegraph, "war ich mit 22 anderen Piloten in Tunis stationiert - zur Flugausbildung auf einem Airbus 320."

Waleed Alshehri (Flug Nr. 11) lebt in Casablanca und arbeitet als Pilot der Royal Air Moroc. Associated Press zufolge meldete er sich am 22. September bei der US-Botschaft in Marokko.

Im Fall des mutmaßlichen Attentäters Abdul Aziz Alomari (Flug-Nr. 11) meldeten sich gleich zwei Personen, ein Elektrotechnik-Ingenieur und ein ausgebildeter Pilot der Saudi Air. Letzterer verlangte bei den US-Behörden in Jeddah eine Erklärung für die Vorwürfe, so "Independent" am 17. September 2001. Den Angaben des Elektro-Technik-Ingenieurs Alomari zufolge studierte dieser 1995 in Denver, wo ihm sein Paß entwendet wurde. Darüber informierte er damals die Polizei, so Alomari.

Weitere Personen (insgesamt sieben von 19 mutmaßlichen Entführern) werden verschiedenen Quellen zufolge ohne weitere Auskünfte entweder als bereits verstorben oder ebenfalls lebendig angegeben, darunter mindestens ein weiterer ausgebildeter Pilot.

Die bis heute andauernde Unklarheit über die Identitäten der Entführer deutet auf eine ausgeklügelte Vorfeldplanung von Täterkreisen, die kaum mit einer privat geführten Terroristentruppe wie der von bin Laden in Einklang zu bringen ist.[8]

Verlierer und Gewinner des Anschlags

Doch sind es nicht einmal so sehr die kriminologischen Rätsel, die aus dem Rahmen fallen oder befremden. Weit mehr ist es die bedenkliche Schieflage der politischen Logik, die es jedem denkenden Menschen aufgibt, hier innezuhalten, um die überaus zentrale Gerichts-Frage zu stellen.


Angriff der Falken
Vorwort Gerhard Wisnewski

Vorwort

Für die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington sind bereits viele Superlative benutzt worden: "nie dagewesen", "ungeheuerlich", "haben die Welt verändert". Ähnlich schablonenhaft funktioniert die Schuldzuweisung an den mutmaßlichen Täter Bin Laden: "Terrorscheich", "Wüstenattentäter" und ähnliche Begriffe machen die Runde. In Sachen "11.9." scheint eigentlich alles klar zu sein: Ein haßerfüllter Wüstenscheich hat in einer ebenso perfiden wie genialen Aktion die Weltmacht USA herausgefordert - ein Eindruck, der mit Hilfe der Medien in der Psyche der Bevölkerung festgeschrieben werden soll.
Mit dieser ersten, offiziellen Version der Anschläge vom 11. September 2001 ist die Öffentlichkeit umfassend versorgt worden. Fast die gesamte internationale Presse übernahm praktisch ohne eigene Recherchen die Darstellung der US-Behörden, wonach eine von dem mutmaßlichen islamischen Top-Terroristen Bin Laden gesteuerte Gruppe verantwortlich für die Attentate auf das World Trade Center und das Pentagon gewesen sei. Auf der Grundlage dieser Darstellung wurde in Afghanistan der erste Krieg des 21. Jahrhunderts begonnen, der vielleicht Verbesserungen, mit Sicherheit aber enormes Leid über Millionen von Menschen brachte. Aufgrund dieser dem Publikum präsentierten Logik fühlt sich der Staat Israel zu einem rücksichtslosen Krieg gegen die Palästinenser und vielleicht bald gegen die arabische Welt legitimiert. Aufgrund dieser Darstellung ist in Zukunft mit weiteren Kriegen zu rechnen.

Es sollte nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht eines jeden Bürgers und Journalisten sein, offizielle Darstellungen sorgfältig zu prüfen und "gegen den Strich zu bürsten", wie es in der Branche heißt. Zu Beginn der Bundesrepublik gehörte Wachsamkeit gegenüber dem Staat zu den wichtigsten Pflichten der Presse und der kritischen Öffentlichkeit - aus der Erkenntnis heraus, daß sich nur so eine Wiederholung der Katastrophen der Vergangenheit verhindern läßt. Aber das erforderliche, "gesunde Mißtrauen" greift heute weniger in den Medien als vielmehr in der Bevölkerung um sich. Jetzt, mehr als ein halbes Jahr nach den Anschlägen, fühlen sich immer mehr Menschen unwohl mit der "von oben" zur Verfügung gestellten Version. Allmählich wird immer deutlicher: Einer der größten Terroranschläge der Geschichte ist bisher nur in eindimensionalen Freund-Feind-Bildern dargestellt worden, die von Regierungen und ihren militärischen Propagandainstituten zur Verfügung gestellt wurden. Und häufig warfen diese Feindbilder schon bei oberflächlichem Hinsehen viele Probleme auf. Ein kleines Beispiel dafür ist die Frage, wie es passieren konnte, daß die übermächtigen amerikanischen Geheimdienste die Vorbereitung einer solchen komplexen Operation, wie sie die Attentate vom 11. September 2001 darstellen, schlichtweg übersehen konnten. Und warum nach diesem umfassenden Versagen deshalb bis heute kein einziger Kopf gerollt ist. Und das ist eigentlich noch viel erstaunlicher.

Wie ich bereits in meinem Buch "Das RAF-Phantom" dargestellt habe, führen holzschnittartige Feindbilder bei der Analyse eines Terroranschlages nicht weiter. Vor allem sind die ersten Schuldzuweisungen derart interessengesteuert, daß sie nicht ungeprüft übernommen werden können. Im Fall der dritten Generation der "RAF" war es beispielsweise inakzeptabel, die sogenannten "Bekennerbriefe" einfach für bare Münze zu nehmen - also Dokumente, die von den Tätern selbst ausgearbeitet wurden, als verläßliche Darstellung des Tatmotivs zu akzeptieren. Das ist bestenfalls naiv. Denn jede von Tätern bewußt zur Verfügung gestellte Spur bedient natürlich massiv deren Interessen an der Behinderung der Ermittlungen. Das gilt selbstverständlich auch für die bereitwillig hinterlassenen Spuren der Attentäter von New York und Washington - womit wir wieder beim Thema wären.

Das Buch "Das RAF-Phantom" nahm auf nationaler (deutscher) Ebene das vorweg, was nach dem 11. September 2001 auf globaler Ebene geleistet werden muß: Die Beschreibung der Konstruktion eines Terrorismus-Phantoms von erschreckenden Ausmaßen. Die Geschichte der Attentäter und ihrer Tat wurde quasi am Reißbrett entworfen: für die Geschichtsbücher und für den strategischen Legitimationsbedarf der tatsächlich steuernden Gruppe. Dafür wird das vorliegende Buch von Wolfgang Eggert viele Belege liefern.

Der 11. September 2001 ist wahrscheinlich das letzte Warnsignal, das uns die Geschichte zur Verfügung stellt. Nach der Entdeckung der Psychoanalyse Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Zeit überreif für die Entwicklung einer neuen Gesellschaftsanalyse - nämlich die Erforschung des Unbewußten von Politik und Gesellschaft. Genau wie die menschliche Psyche läßt sich auch der Staat modellhaft in ein Überich (die Verfassung), ein Ich (die Verfassungswirklichkeit) und ein Es (die verborgenen, unbewußten Motive und Mechanismen) gliedern. Und genau wie in der menschlichen Psyche verkörpert auch das gesellschaftliche Es alle dunklen und schmutzigen Mechanismen des Systems. Der organisatorische Ort dieses unappetitlichen Unbewußten sind die Geheimdienste, die sich in den letzten Jahrzehnten wie ein Krebsgeschwür über die westlichen Gesellschaften, insbesondere die USA, ausgebreitet haben. Verborgen sind deren Machenschaften freilich nur für die Masse der Bevölkerung, nicht aber für die Dienste selbst. Sie planen und betreiben die Abschaffung des demokratischen Staates eiskalt. Und wie man ein seelisch krankes Individuum häufig nur durch Offenlegung der Schliche des Unbewußten heilen kann, gilt das auch für eine Gesellschaft, die sich in einer psychotischen Krise aus Verfolgungsphantasien und eingebildeten Feindbildern befindet.

Wolfgang Eggerts 1. Band über den "Angriff der Falken" auf den Globus ist ein sehr gelungener Versuch, die der Gesellschaft verheimlichten Manipulationen der Geheimdienste im Hinblick auf den 11. September 2001 bloßzulegen. Er wird zeigen, daß der Krieg gegen Afghanistan und die arabische Welt bereits lange vor dem 11. September von den USA und Israel geplant wurde, daß die Dienste schon bei früheren Anschlägen gegen das World Trade Center ihre Finger im Spiel hatten und daß die der Öffentlichkeit präsentierten Spuren gezielt gelegt wurden. Er entwirft damit ein ganz anderes Bild als das, was wir aus "Tagesthemen" und "Heute" kennen. Wolfgang Eggerts Buch ist nicht nur der 1. Band einer Trilogie, sondern überhaupt der Anfang einer überfälligen Aufarbeitung der wahren Geschichte des 11. September. Weitere Medienprojekte sind in Vorbereitung.

Rom, 11. April 2002
Gerhard Wisnewski




www.raf-phantom.de
www.operation911.de
www.gerhard-wisnewski.de

Seit Veröffentlichung seines Buches "Das RAF-Phantom" (mit Wolfgang Landgraeber und Ekkehard Sieker) und Ausstrahlung seiner ARD-Fernsehdokumentation "Die Zerstörung der RAF-Legende" (zusätzlich mit Monika Wagener) 1992 gilt der studierte Politikwissenschaftler GERHARD WISNEWSKI als spiritus rector der Geheimdienstkritik in der Bundesrepublik. In den beiden Medienprojekten wurde zum ersten Mal umfassend die Konstruktion eines Terrorismus-Phantoms untersucht. Es folgten "Operation RAF" (eine Aufarbeitung des Polizeiskandals von Bad Kleinen mit demselben Autorenteam) und "Die Fernsehdikatur" (eine Prophezeiung der Machtergreifung von Medienmogulen à la Berlusconi) sowie 1999 die Netzseite www.raf-phantom.de, die seitdem die Hintergründe des Terrorismus und des politischen Tagesgeschehens kommentiert. Im Jahr 2000 wurde "Das RAF-Phantom" unter der Beratung von Gerhard Wisnewski mit dem Titel "Das Phantom" verfilmt. Der Pro 7-Fernsehfilm gewann den 3sat-Zuschauerpreis und den Grimme-Preis.



Das neue Feindbild Islam Seite 85-95

"Wehe denen, die das Böse gut heißen"

Scheinheilige rechtfertigen einen unsittlichen Krieg

Abraham Lincoln machte sich wegen "der Wenigen" Sorgen, weil sie die amerikanische Republik vergewaltigen könnten. Er schrieb: "Eine Ära von Korruption an höchster Stelle dürfte die Folge sein und die Finanzmacht wird ihre Herrschaft dadurch zu verlängern suchen, daß sie auf den Vorurteilen der Leute spielt, bis der Reichtum in ein paar Händen konzentriert und die Republik zerstört ist." Die verdrehten Werte "der Wenigen", welche die Republik zerstört haben, wurden nun in eine amerikanische Fahne verpackt, mit "made in Amerika" abgestempelt und sollen so der Welt verkauft werden. Es sind dies die Werte der Finanzbarone und nicht amerikanische Werte. Amerikaner sind, wie beinahe alle anderen Menschen, selbst Opfer dieser Werte.

Wie Lincoln befürchtete, konzentriert sich der Reichtum tatsächlich in ganz wenigen Händen. 1998 besaßen die 400 Reichsten auf der Forbes-Liste zusammen ein Vermögen im Wert von netto 750 Mrd. $. Das Eigentum von 0,5 % der amerikanischen Haushalte überschritt den Gesamtbesitz von 90 % aller US-Haushalte. Dem halben Prozent gehörten 27.7 % des US-Gesamtvermögens, während sich die 90 % in nur 17.8 % des Vermögens teilen mußten. Dieses halbe Prozent der Amerikaner besitzt also 155 % von dem, was 225 Mio. Amerikanern zur Verfügung steht. Diese Angaben stammen von Arthur B. Kennickell, Ökonom der US-Bundesbank (FED), und stehen in einem Finanzüberblick für Verbraucher (consumer finance surveys) der FED.

Der Machtapparat der "Wenigen" hinter den Kulissen schuf sich eine ergebene, elitäre Bürokratie. Er besteht - wie Walter Lippmann, der Sprecher des Establishments, sich ausdrückte - aus einer "besonderen Klasse" ausgesuchter Eliten, die das "nationale Interesse" der Gesellschaft im Namen der gewöhnlichen, "unwissenden Massen" bestimmen. Die Elite schafft sich die ergebene Bürokratie, diese sorgt für das allgemeine "Einverständnis", indem sie die öffentliche Meinung im Sinne der Vorgaben der "Wenigen" herstellen läßt. Infolge des "produzierten Konsenses" haben die Menschen die "Illusion", sie selbst würden demokratische Macht ausüben. Die Wahrheit, daß die Bürokraten dem privaten Reichtum zu dienen haben, darf - sagt Lippmann - der breiteren dummen Öffentlichkeit nicht entdeckt werden; "sie würden es nicht verstehen".

Eine Gruppe von Bürokraten, die der "besonderen Klasse" besonders ergeben sind, machte sich nach dem 11. September 2001 an die Arbeit, um die "richtige Meinung herzustellen". Ihr Endprodukt ist ein Zivilisationskrieg gegen den Islam. Um den Menschen eine moralische Rechtfertigung für den "zehnjährigen" Krieg gegen ein unbekanntes und nicht definiertes Ziel zu geben, nannten sie diesen Krieg zur besseren Vermarktung "Krieg gegen den Terrorismus". Die "Meinungsproduzenten" lieferten viele hehre Gründe, um ihren unheiligen Kreuzzug zu rechtfertigen. Wie der Verfasser des Buches Genozid schrieb
"ist es kein Zufall, daß die ungeheuerlichsten Genozide der Weltgeschichte stets im Namen sehr edler und verlockender Gesellschaftsziele ausgeübt wurden: Die Massenmorde der Französischen Revolution betrafen einflußreiche Schichten der Gesellschaft, die folgenden napoleonischen Kriege wurden im Namen der 'Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit' geführt. Der Massenmord an den Eingeborenen Nordamerikas wurde im Namen des Fortschritts verübt … Sogar der ethnische Genozid von Hitlers Gefolgsleuten an den Völkern Europas wurde durch die utopische Idee von der Züchtung eines Übermenschen gerechtfertigt."
Samuel Huntington, Francis Fukuyama, Daniel Patrick Moynihan und 57 weitere einflußreiche US-Intellektuelle unterschrieben einen Brief, den wir im Verlauf dieses Kapitels nur als "den Brief" ansprechen. In ihm berufen sich die 60 Unterzeichner auf sehr edle und ansprechende Ziele, um ihren Krieg zu rechtfertigen. Der Brief beginnt mit den Worten: "In bestimmten Zeiten wird es notwendig, daß sich eine Nation mit der Kraft ihrer Fäuste verteidigt. Da Krieg eine schwerwiegende Angelegenheit ist, die Opfer verlangt und kostbare Menschenleben hinwegrafft, müssen diejenigen, die zum Krieg aufrufen, ihr Gewissen prüfen und die moralischen Argumente hinter ihren Aktionen klären, um anderen und der Welt die Prinzipien zu erläutern, die sie verteidigen." Die eigentlichen Prinzipien des Westens und der USA sind ohne alle Schönrednerei wegen des angestrebten Konsenses klar. Samuel Huntington legte die wirklichen Prinzipien, welche die transnationalen Barone der 'Weltgemeinschaft' aufnötigen wollen, in seinem Buch "Kampf der Kulturen" wie folgt dar:
"Der Westen versucht immer wieder seine überragende Position aufrechtzuerhalten und seine Interessen dadurch zu verteidigen, daß er diese Interessen als Interessen der 'Weltgemeinschaft' definiert. Diese Phrase wurde (als Ersatz auch "Freie Welt") zum allgemeinen Euphemismus, um den Aktionen im Interesse der Vereinigten Staaten und anderer Westlichen Mächte weltweit Legitimität zu verleihen. Der Westen versucht zum Beispiel, die Wirtschaften nichtwestlicher Gesellschaften seinem globalen Wirtschaftssystem einzuverleiben. Durch den IWF und andere internationale Wirtschaftsinstitutionen fördert der Westen seine wirtschaftlichen Interessen und erlegt anderen Nationen die Wirtschaftspolitik auf, die er für angemessen hält. … Außenstehende zögern nicht, auf die Widersprüche zwischen westlichen Prinzipien und westlicher Praxis hinzuweisen. Heuchelei, Zweizüngigkeit, und 'Ja, aber' sind der Preis der universalen Anmaßungen. Demokratie wird propagiert, aber nicht, wenn sie den islamischen Fundamentalisten zur Macht verhilft; Nichtverbreitung von Kernwaffen wird dem Iran und Irak gepredigt, aber nicht Israel; Freihandel sei das Allerweltsheilmittel, aber nicht für die eigene Landwirtschaft".
Der Widerspruch zwischen dem, was im Brief steht und dem, was Huntington nur zu gut wußte und worüber er geschrieben hat, ist Scheinheiligkeit in Höchstform. Er wußte: "Was für den Westen Universalanspruch ist, ist für den Rest der Welt Imperialismus" und doch hält er den Imperialismus für moralisch genug, um dafür zum Krieg aufzurufen. Der Brief gesteht nämlich ein: "Zu oft haben wir als Nation versäumt, unseren Idealen gerecht zu werden… Wir können nicht andere Gesellschaften auffordern, moralisch zu bleiben, ohne zuzugeben, daß unsere eigene Gesellschaft von Zeit zu Zeit versäumt hat, an ihren Prinzipien festzuhalten."

Das Wertesystem der Gründungsväter wurde verraten und gegen eines von Räuberhäuptlingen eingetauscht. Ein amerikanischer Dichter, der seinen Namen nicht genannt haben wollte, drückte aus, wie der amerikanische Traum verloren ging:
"Mir hat geträumt in letzter Nacht, ich hab es nicht verstanden.
Ein Mensch kam durch die Nebelwand mit dem Gewehr in Händen
Sein Kleid zerrissen und voll Schmutz stand er an meiner Statt
Er zog den Dreispitz, hier, was er ganz leis' zu sagen hatt':

"Für unsere und Deine Freiheit kämpften wir die Revolution
Zum Schutz vor Tyrannei schrieben wir eine gute Konstitution
den künftigen Generationen überließen wir dies große Erbe
daß man es sich im Land Tapferen, der Freien stets auf neu erwerbe.

"Dir sicherten wir Freiheit zu, und hofften Du würdest sie behalten.
Doch als Dein Vater schlief, begann der Tyrann sie umzugestalten.
Die Freiheit futsch und ohne Mut bist Du ein Sklave, kaum mehr
, und in dem Land der einstmals Tapferen, der Freien ohne Wehr.

"Wär' er im Traum zur Seite Dir geblieben als Du schliefst
Und hätt' gefragt: Wo ist das Recht, für das gekämpft ich einst?
Was wär' es denn, das Du ins kalte Grab ihm riefst?
"Ist dies das Land der Tapferen, der Freiheit noch von einst?"
Die 1-Prozent-Klasse (OPC) besitzt die Macht des Geldes, der Medien und die Freiheit, Politiker und Gesetzgeber zu ernennen. Diese Klasse "besitzt" weltweit die Machtstruktur und sitzt an der Spitze des neuen Info-Finanz-Systems. Mit der Macht der drei M's (Moneten, Medien, Marketing) beherrschen sie die Welt. Die OPC kommandiert die Wirtschaft durch eine handvoll transnationaler Konzerne noch strikter als es in der sowjetischen Kommando-Wirtschaft üblich war. Doch nur diese gilt als Übel.

Während der angloamerikanische Info-Finanzkapitalismus das Evangelium der Handels- und Gewerbefreiheit verkündet, werden etwa 50 % des US-Handels innerhalb geschlossener Märkte zwischen transnationalen Konzernen abgewickelt.
"Nach einer wissenschaftlichen Studie", schreibt Greider, "werden 40 % der US-Güterausfuhren und beinahe 50 % ihrer Einfuhren nicht auf dem offenen Markt gehandelt, sondern über Kanäle zwischen den (transnationalen) Firmen verschoben. Globalen Finanziers steht der Handel innerhalb und außerhalb ihrer transnationalen Kanäle frei, der 99 % der Menschen nicht zugänglich ist. Die transnationalen Barone verfahren nach der Logik: Alle Menschen sind gleich, nur einige, die Transnationalen sind gleicher als alle anderen."
Die Fachleute der "Konsens-Herstellung" und die Illusionen-Lieferanten für die dumme Masse behaupten, der unsittliche Krieg, den sie empfehlen, werde wegen sehr moralischer und grundsätzlicher Wahrheiten geführt. Sie nennen dabei Prinzipien und Wahrheiten, die im Mittelpunkt aller Religionen stehen und den Kern sowohl der Christlichen wie der islamischen Werte bilden:
  • Alle Menschen werden frei geboren.
  • Grundlage jeder Gesellschaft ist die menschliche Person.
  • Jeder Mensch sucht von Natur nach Wahrheit, dem Sinn des Lebens und seinem letzten Zweck.
  • Im Namen Gottes zu töten steht im Widerspruch zum Glauben an Gott.
Diese Werte stehen aber in offenem Widerspruch zu den materialistischen Werten des kapitalistischen Systems. Moslems stellen sich nicht gegen die allgemeinen, religiösen Werte, wohl aber gegen die Werte des Materialismus, der dem Kapitalismus zugrunde liegt, für den Geld der letzte aller Wert und der einzige Lebenszweck ist.

Die meisten, wenn nicht alle Unterzeichner des Briefes wissen oder sollten das wissen. Huntington, zum Beispiel, kennt sehr intim die Machtstruktur hinter der Kulisse der amerikanischen Institutionen. Er arbeitete im Weißen Haus für den Nationalen Sicherheitsrat. Er ist der Theoretiker des Kampfes der Kulturen, den er als unvermeidlich aufzunehmen empfiehlt.

Die Produzenten der Massenillusion behaupten in ihrem Brief noch, daß die Werte, welche die Republik zerstört hatten, die eigentlich amerikanischen Werte seien. Deshalb "haben diese Werte nicht nur für Amerika Geltung, sondern sind das gemeinsame Erbe der Menschheit und die Voraussetzung, um auf eine Weltgemeinschaft hoffen zu können." Die Werte und Illusionen der Wall Street nennen sie "fünf Wahrheiten" und wollen sie einer gottlosen Religion zugrundelegen, die zu einer alleinigen Weltreligion erhoben werden solle. Die Menschen sollen dazu gebracht werden, diese neue Religion zu lieben und mit ihr zu leben. Jeder muß sich entweder für oder gegen sie entscheiden, wie es George W. Bush öffentlich gefordert hat.

Die Menschen überall auf der Erde hätten wohl nichts dagegen, den Amerikanern ihr System zu überlassen, wenn Amerika nicht versuchen würde, ihr System dem Rest der Welt aufzunötigen. Allmählich durchschauen aber die Menschen dieses System von "Arm und Reich" und der ausgehöhlten, formalen Demokratie mit Bürgern 1. und 2. Klasse. In ihrem Bericht, "Wie der kleine Mann zermalmt wird" (How The Little Guy Gets Crunched) in Business Week vom 7. Februar 2000 schrieben Donald L. Barlett und James B. Steel:
"Wenn mächtige Interessengruppen Washington mit Mio. Dollar an Wahlkampfspenden überschütten, dann bekommen sie auch meistens das, was sie wollen. Doch der einfache Bürger und die kleine Firma müssen den Preis dafür bezahlen. … Wie können Amerikaner es schaffen, besser behandelt zu werden? Wenn sie die richtigen Leute im Kongreß oder im Weißen Haus kennen, können sie bekommen, was sie wollen. Es gibt zwei Königswege, um an diese richtigen Leute heranzukommen: Wahlkampfsspenden und aufwendige Lobbyarbeit."

"Wenn Amerikaner sich daran halten, haben sie Erfolg. Wo nicht, was auf etwa 200 Mio. Wahlberechtigte zutrifft … wird man sie in Washington entsprechend behandeln. Wahlkampfspenden haben die Amerikaner in zwei Lager gespalten, in Bürger 1. und 2. Klasse. Man könnte es eine Regierung für die Wenigen auf Kosten der Vielen nennen. Man kann es auch andersherum sehen. Wenn immer Bürger oder Firmen durch Wahlkampfspenden und Lobby-Arbeit bekommen, was sie wollen, muß jemand anderer den Preis dafür bezahlen. Manchmal sind das nur wenige Leute, manchmal Millionen. Washington salbt die Gewinner und erzeugt dabei Verlierer."
Der Bericht erklärt weiter, daß das, was den Bürgern erster Klasse zugute kommt, in Gesetze gefaßt wird, die oft nebenbei noch ganz andere, dort nicht hingehörende Sachverhalte regeln.
Er gibt dafür Beispiele:
  • Ein Gesetz zur Förderung von Behinderten, verschaffte der Gemeinde der Geldleute, Banken, Versicherungs- und Finanzdienstleistern nebenbei einträgliche Steuererleichterungen. Es erlaubte den Konzernen, "den Steuerfreibetrag auf Geldgewinne im Ausland auf den Verkauf von Wertpapieren, Renten und anderen Geldwerten auszuweiten". "Diese Maßnahme kostet das US-Schatzamt in zwei Jahren rund 1,5 Mrd. $ und entspricht der Einkommensteuer, die 300.000 Individuen und Familien über vier Jahre aufbringen müssen, wenn sie zwischen $ 25.000 und $ 30.000 im Jahr verdienen." Citygroup, und Amerikanische Internationale Gruppe Inc. waren die großen Nutznießer dieser gesetzlichen Regelung.

  • Die Krise der Spar- und Darlehenbanken (S&L) in den 1980er Jahren kostete den amerikanischen Steuerzahler mehrere hundert Mio. $. Einige Paragraphen, die dem Gesetz über einen völlig anderen Gegenstand beigefügt worden waren, machte die Bundesregierung für den Schaden wegen eines Buchungsfehlers verantwortlich. "Wie im Falle von Sonderinteressen üblich, gab es darüber und über die Abschätzung der Folgekosten keine Anhörung. Die Klausel tauchte urplötzlich und auf mysteriöse Art und Weise in dem Ergänzenden Bewilligungsnotgesetz zur Konsolidierung aller Ansprüche (Omnibus Consolidated and Emergency Supplimental Appropriations Act) von 1998 auf. Zu ihren Nutznießern gehörten die Milliardäre Ron Perelman und die Familien der Pritzkers und der Bass. Verlierer sind alle anderen Steuerzahler, die für die Kosten aufkommen müssen."

  • Große Pharmaunternehmen bekommen normalerweise ihre Patente dadurch verlängert, daß entsprechende Klauseln in ganz anderen Gesetzen untergebracht werden. Die Gewinner sind große Firmen wie Smith Kline Beecham. Die großen Verlierer sind die Patienten, besonders Senioren, die weiterhin überhöhte Preise für patentierte Medikamente statt der niedrigen für freigegebene Präparate zahlen müssen. Nach einigen Schätzungen handelt es sich um Mehrkosten von insgesamt 11 Mrd. $ für das jeweils nächste Jahrzehnt.
Der Fall Lewis Solon Rosenstiel ist ein gutes Beispiel für die engen Beziehungen zwischen Regierung und Großunternehmen. Es verdeutlicht, daß im amerikanischen System organisiertes Verbrechen nur eine andere Art von Geschäft ist. Zur besseren Vermarktung stellte man Herrn Rosentiel als einen großen und erfolgreichen Geschäftsmann dar. Manche hielten ihn sogar für einen Philanthrop. Er spendete 100 Mio. $ für ehrenwerte Zwecke wie Universitäten und Krankenhäuser. Sein Unternehmen Schenley war eine große Schnapsbrennerei mit über 50 Mio. $ Jahresgewinn. Der New Yorker gesetzgebende Ausschuß deckte später auf, daß er sein Vermögen, wie Joe Kennedy vor allem während der Prohibition in Zusammenarbeit mit der Mafia verdient hatte. Auch seine Ehefrau gab später zu, daß der Mafia-Gangster Mayer Lansky ihn den "Oberkommandierenden" zu nennen pflegte. Zu Rosenstiels Feiern erschienen angesehene Regierungsbeamte, Richter und wohlbekannte Mafia-Bosse. Sie alle verstanden sich und kamen bestens miteinander aus. Gouverneur Dewey diente ihm als Rechtsanwalt und J. Edgar Hoover war mit ihm befreundet. Er spendete der J. Edgar Hoover-Foundation eine Million Dollar. Das Ziel der Stiftung sollte sein, "das Erbe und die Freiheit der Vereinigten Staaten von Amerika" zu schützen; dieses Erbe machte es aber auch möglich, ein Gesetz wie das Forant Bill vom Kongreß verabschieden zu lassen.

Die Schnapsfirma Schenley stand vor ernsten Schwierigkeiten, als ein neues Steuergesetz die Gallone Schnaps mit 10.5 $ Steuern belegen wollte und das gerade zu einer Zeit, als Schenleys wegen einer Fehlkalkulation auf sehr hohen Lagerbeständen saß. Um die sichere finanzielle Katastrophe von der Firma abzulenken, blieb nur noch der Ausweg, das Steuergesetz im Kongreß zu stoppen. Rosenstiel besprach das mit J. Edgar Hoover, als dieser ihn in seinem Stadthaus an der East 80th Street besuchte. Nach der vereidigten Aussage von Frau Rosenstiel fand der Besuch im Herbst 1957 statt. Hoover und Rosenstiel besprachen die Sache mit Lou Nichol, der seit 23 Jahren im Kongreß für Hoover arbeitete. Nach dem Treffen kündigte Lou Nichols beim FBI und arbeitete als Lobbyist nur noch für Rosenstiel, um jenes Steuergesetz zu kippen. Nichols kannte die Kongreßabgeordneten in- und auswendig und wußte wie man sie zu behandeln hatte, damit sie das Gesetz abändern. Es gelang ihm, vom Kongreß die gewünschten Änderungen in das Forant Gesetz hineinschreiben zu lassen. Danach war der in Schnapsbrennereien eingelagerte Whisky weitere 12 Jahre von der 10.5 $/Gallone Schnapssteuer befreit. Der entsprechende Einschub in das Gesetz sparte Rosenstiel über 50 Mio. $ an Steuern.

Am gleichen Tag schossen die Aktien der Rosenstiel Firmen um 33 $ das Stück hinauf. Nach Angaben von Frau Rosenstiel pendelte das Privatflugzeug ihres Ehemannes zwischen New York und Washington mit Bargeld hin und her, damit Lou Nichols die bei Verabschiedung des Gesetzes versprochenen Auszahlungen tätigen konnte. Sie sagte ebenfalls aus, daß der Mehrheitsführer im Senat, Lyndon B. Johnson, der später Kennedy als US-Präsident folgen sollte, alleine eine halbe Million Dollar bekommen hat. Nach ihrem Zeugnis erhielt auch Emanuel Celler der Vorsitzende des Justizausschusses im Kongreß eine größere Summe.

Als das FBI den Mafia-Boss Paul Castellano verhaftete, sagte der:
"Wenn ich die Regierung wäre, würde ich meinen Hintern tausend Jahre lang einsperren - aber nicht, weil ich Unrecht getan habe. Sehen Sie, ich protestiere gegen den Teil der Anklage, der die Idee enthält, daß das Gesetz Recht schafft und nur das. Kommen Sie, wir sind doch keine kleinen Kinder! Das Gesetz ist - wie soll ich sagen - eine Bequemlichkeit, eine Bequemlichkeit für einige Leute; für andere ist es sehr unbequem ... Außerdem kann sich das Gesetz stets drehen und wenden."
Es ist doch offensichtlich, daß die Tausenden von Rechtsanwälten und Lobbyisten in Washington und die Mio. Dollar Wahlkampfspenden [oder "etwas Bargeld auf die Hand", wie im Fall Rosenstiel] nur dazu in der Landeshauptstadt sind, um das Gesetz sich nach Bedarf drehen und wenden zu lassen, bis es einigen wenigen Leuten in den Kram paßt und anderen gerade nicht.

Als FBI-Agent Andy Kurin Castellanos Consigliere verhören wollte, weil er für empfangene Zahlungen die Gegenleistung schuldig geblieben sei, regte er sich über soviel Scheinheiligkeit auf und sagte dem FBI Agenten:
"Wenn das ein Verbrechen sein soll, Andy, dann bau vorsichtshalber noch viele Gefängnisse, weil Du die Hälfte dieses verdammen Landes einsperren müßtest. Fang bei den kleinen WASP-Schwulen mit ihrem Treuhandvermögen an. Geh dann zu den Aktienmaklern und, wenn Du dann in Deinem verdammten Gefängnis noch Platz hast, komm und schnapp Dir einen kleinen Pisser wie mich, mit 450 die Woche." "Aber Joe", sagte Andy Kurins, "Du redest über Größenordnungen der Zahlung. Ich spreche von einer kriminellen Verschwörung." "Verschwörung?" zischte der weißhaarige Mafioso, "Verschwörung, das ist das Zauberwort von Euch Kerlen…. Aber, Lemme, laß Dich was fragen! Was ist denn keine Verschwörung? ... Politik ist ein? Komm, wisch Dir den Schweiß ab! Wall Street? Wir wissen doch beide, daß das eine Lizenz zum Diebstahl ist. Nein, Andy, alles ist Verschwörung! Der einzige Unterschied ist, daß Du einige aufdeckst und andere nicht."
Fünfzig Jahre lang ignorierte das FBI die Mafia und leugnete deren Existenz. Statt dessen richtete das FBI einen Großteil seiner Aktivitäten gegen amerikanische Bürger, erpreßte Präsidenten, Kongreßabgeordnete und Politiker. Amerikaner japanischer Herkunft wurden in Konzentrationslager gesteckt, ohne eines Verbrechens angeklagt zu sein. Ihr Verbrechen war ihre Rasse. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfand das FBI den McCarthyismus und stellte ohne Grund sensationelle Behauptungen über "die Roten" in allen Regierungsabteilungen auf. Wie William Sullivan später zugab, erfand das FBI den politischen Terror des McCarthyismus und die dazugehörigen Informationen, während er öffentlich leugnete, irgend etwas damit zu tun zu haben. McCarthys wichtigster Untersuchungsbeamte, Donald Surine, war beim FBI angestellt.

Zur gleichen Zeit, als das FBI insgeheim zugab, daß die meisten der KP-Mitglieder bezahlte FBI-Agenten und Denunzianten waren, ohne die es wohl kaum eine Kommunistische Partei der USA gegeben hätte, schürte das FBI McCarthy's Angst vor den Roten. Hoover empfahl McCarthy einen seiner Schützlinge, Roy Cohn, als Chefberater des Senatsunterausschusses, in dem McCarthy den Vorsitz führte. Roy Cohn brachte dann seinen homosexuellen Geliebten David Shine im gleichen Unterausschuß als unbezahlten "Hauptberater" unter. Shine's Vater, Myer, gab seine Verbindungen zur Mafia zu, die er wegen der Spielbanken in seinen Hotels pflegte. Seit den 1950er Jahren findet man das Stichwort "McCarthyismus" im Wörterbuch als Bezeichnung für politische Erpressung und Terror. Und erpreßt wurde mit tatsächlichen und mit fabrizierten Beweisen oder Unterstellungen gegen einfache und gegen angesehene Bürger.

Cornelius Gallagher war ein wichtiger Kongreßabgeordneter und mit den Kennedys befreundet. Hoover hatte für die Kennedys nichts übrig. Kennedys Vorstoß wegen der Verletzung der Privatsphäre führte zur Bildung eines entsprechenden Unterausschusses. Deshalb wollte Hoover die Kennedys öffentlich bloßstellen. Hoover ließ Gallagher durch Roy Kohn bitten, die Untersuchungen wegen der illegalen Überwachungen durch den FBI und die IRS (Steuerfandung) einzustellen. Als Gallagher trotz mehrerer Anläufe zögerte, sagte ihm Roy Cohn, wer kein Freund Hoovers sei, wäre dessen Feind und dies würde ihm, Gallagher noch leid tun. Was dem folgte, tat Gallagher tatsächlich bald leid.

Gallaghers Telefon wurde vom FBI abgehört und sein Haus an Ostern 1967 durchsucht. Die Ortspolizei sagte ihm, daß dies im Auftrag des FBI geschähe. Dann erschien ein Artikel in der Zeitschrift Life, in dem behauptet wurde, Cornelius E. Gallagher würde sich häufig mit dem Mafioso "Bayonne Joe" Zicarelli treffen und ihn aktiv unterstützen. Gallagher mußte zwei "unschuldige" Treffen mit Zicarelli zugeben. Zicarelli war ein "bedeutender Geschäftsmann" in seiner Heimatstadt, nicht mehr und nicht weniger. Dann rief Roy Cohn Gallaghers Anwalt Weisman zu sich ins Büro und bat ihn, ein Telefongespräch, das er mit Cartha De Loach vom FBI führen würde, mit anzuhören. De Loach erwähnte dabei, daß dem FBI unbestreitbare Beweise vorlägen, daß O'Brian, ein verschollener Glücksspieler aus New Jersey an einem Herzanfall gestorben sei, den er im Bett mit Gallaghers Ehefrau erlitten habe, und ein Kayo aus dem Mafia-Syndikat Zicarellis die Leiche O'Brians weggeschafft hätte. Die Geschichte würde, so De Loach, nächste Woche in Life erscheinen; man empfehle Gallagher, lieber zuvor im Kongreß zurückzutreten.

Die Geschichte erschien tatsächlich am 8. August 1968 in Life. Sie konnte aber Gallagher politisch nicht schaden. Er wurde noch im gleichen Jahr wiedergewählt. 1986, kurz bevor er an AIDS starb, unterschrieb Roy Cohn eine Erklärung, daß die O'Brian-Geschichte, wonach dieser in den Armen der Ehefrau Gallaghers gestorben sei, vom FBI frei erfunden worden war. Auch untersuchte der Ethik-Ausschuß im Kongreß die angeblichen früheren Verbindungen Gallaghers zum organisierten Verbrechen und kam zu dem Schluß, daß es sie nicht gegeben hat. Nach dem O'Brian-Zwischenfall, überprüfte die Steuerfandung 1972 den Abgeordneten und verurteilte ihn wegen Steuerhinterziehung zu 17 Monaten Gefängnis. Im Gefängnis verlor er seinen Parlamentssitz allerdings nur dadurch, daß man die Wahlbezirke anders festlegte.

Die Tatsache, daß es in den USA zwei Klassen von Bürger gibt, die Superreichen und die anderen, läßt sich am Streit um die Begnadigung von Marc Rich veranschaulichen. Unmittelbar vor seinem Amtsende begnadigte Präsident Clinton den flüchtigen Finanzier Marc Rich, der in den USA wegen eines Dutzend und mehr Verbrechen angeklagt war. Rich war nach Israel geflohen, wo er mit dem Auslanddienst des Landes, der Mossad, zusammenarbeitete. Einige junge Anwälte in der neuen Bush-Regierung folgten der öffentlichen Erregung über Rich's Begnadigung und fanden schließlich einen gesetzlichen Weg, sie zu verhindern: Eine Begnadigung sei wie ein Haftbefehl, hieß es. Sie wird erst wirksam, wenn sie zugestellt worden ist. Da Rich's Begnadigung von Clinton zwar ausgesprochen aber vom Justizministerium noch nicht ausgefertigt und weder Rich noch seinem Rechtsanwalt ausgehändigt worden war, konnte sie aufgehoben werden.

Die Begnadigung war Gesprächsthema in vielen Talkshows. Einige Kongreßabgeordnete strengten eine Untersuchung an. Unterlagen zeigten, daß Rich über seine Frau kräftig in die Wahlkampfkasse Clintons gespendet hatte. Daher klagten die Republikaner Clinton an, zum wiederholten Mal sein Amt privat mißbraucht und "die Würde des Ovalen Büros geschädigt" zu haben. Sie warfen auch Clintons Frau Hillary vor, sich die Stimmen der Chassidischen Juden in New York dadurch gekauft zu haben, daß sie die Haftstrafe von vier Männern herabsetzen ließ. Damit habe sie ebenfalls das Amt ihres Ehemannes mißbraucht. Diesen Männern war Regierungsbetrug in Höhe mehrerer Mio. $ nachgewiesen worden. Sie hatten sich Unterstützungsgelder zur angeblichen Gründung einer Religionsschule erschlichen. Die Begnadigung dieser Chassidischen Juden aus der Stadt New Square im Staate New York, sei der Grund gewesen, daß Hillary Clinton dort die Mehrheit der Stimmen für ihre Senatswahl bekommen hatte.

Präsident Clinton sagte am 15. Februar 2001 in einer Fernseh-Talkshow gegenüber dem Gastgeber Geraldo Rivera ganz offen, daß ihn nicht die Wahlkampfspenden zur Begnadigung bewogen hätten, sondern... wörtlich: "Ich will Ihnen sagen, was mich bewogen hat - Israel hat mich sehr nachdrücklich beeinflußt." Und am 18. Februar 2001 veröffentlichte Clinton einen Kommentar in der New York-Times, in dem es hieß: "Viele jetzige und frühere hochrangige Beamte aus den beiden größeren Parteien Israels und Führer der jüdischen Gemeinden in Amerika und Europa drängten auf die Begnadigung von Herrn Rich" und dessen Partner, Pincus Green. Es stellte sich heraus, daß zwei frühere israelische Ministerpräsidenten, Ehud Barak und Shimon Peres, und zwei frühere Mossad Chefs, Avner Azulay und Shabtai Shavit und auch Abe Foxman von der jüdischen Dachorganisation und der Anti-Defamation League, von Clinton die Begnadigung Rich's verlangt hatten.

Sobald Clinton dies mitgeteilt hatte, verschwand der Fall aus den Talkshows und die jungen Rechtsanwälte im Justizministerium der Regierung Bush mußten erfahren, daß die Gerechtigkeit in den USA recht unterschiedlich verfährt. Sie merkten bald, daß es besser für ihre Karriere ist, sich der Begnadigung nicht in den Weg zu stellen, und ließen davon ab. Der konservative Kongreßabgeordnete der Republikaner, Dan Burton, zog seinen Antrag zur Untersuchung der Begnadigung Rich's schnell zurück.




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ABDULHAY Y. ZALLOUM hatte das Privileg, in beiden Welten zu leben, zu studieren und Erfahrungen zu sammeln: in der des Westens und der des Islam. Die Grundschule besuchte er in Jerusalem als es noch die Hauptstadt Palästinas war. Sein Studium der Ingenieurswissenschaften und die sich daran anschließenden Aufbaustudien in Betriebswirtschaft und gehobenen Management legte er in Texas, Louisiana, Kalifornien und Massachusetts ab.
In den Vereinigten Staaten gehörte er der Projektleitung zur Errichtung der ersten Wasserstoffgewinnungsanlage der Welt auf Erdölbasis an. Er verhandelte mit den meisten internationalen Öl-Konzernen und ihren Ingenieursfirmen, war Betriebsleiter der ersten Raffinerie der OPEC im Nahen Osten und Organisationsberater mehrerer nationaler Ölfirmen der OPEC im Nahen Osten. Geschäftlich lebte er über längere Zeiträume in USA, in Europa und auch in einigen der früheren Sowjet-Republiken.



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