Zwei Männer gegen
den Rest der Welt
Tom Cruise
als Claus Schenk Graf von Stauffenberg
Die Welt ist nicht genug
Stauffenbergs Scheitern
im Spiegel der angloamerikanischen Geopolitik
Die Regie der
Sieger
Eine Bande von Verbrechern hat ein Attentat auf Hitler verübt. Der zum Glück unversehrt gebliebene Führer konnte den Putsch der heimtückischen Verschwörer vereiteln, die versucht hatte, ihn umzubringen. Die Hinrichtung der verhafteten Vaterlandsverräter wird bald stattfinden. So lauteten zeitgenössische Berichte über den am 20. Juli 1944 begangenen Versuch, den berüchtigten Naziführer zu beseitigen. Sie würden kaum mehr Aufmerksamkeit verdienen – wenn da nicht der Umstand wäre, daß es nicht die Nazi-Propaganda war, die das legendäre Attentat des deutschen Widerstands auf diese Weise abtat, sondern die angloamerikanische Presse. Sie gab damit die einhellige Meinung der alliierten Kriegsführung wieder: die Nazis, so ließ etwa Churchill verlautbaren, hätten ihnen nur die Arbeit abgenommen; sie hätten mit den Verschwörern ebenfalls abrechnen müssen, auch sie waren ihre Feinde.
Tatsächlich musste den Alliierten das Scheitern des 20. Juli 1944 mehr als gelegen kommen. Man stelle sich vor: Hitler stirbt mitten im Sommer 1944. Ein breitgefächertes Bündnis von Widerstandskämpfern übernimmt die Regierung, auf deren Geheiß hin die deutschen Truppen die Waffen niederlegen. Die Kampfhandlungen enden jenseits der Grenzen einer großdeutschen Nation, die das von Britannien so eifersüchtig überwachte Gleichgewicht auf dem Kontinent aus der Waagschale geworfen hat. Doch Besatzung oder gar Teilungen sind unter den gegebenen Umständen nicht in Sicht. Mehr noch, den gerade erst an den Stränden der Bretagne angelandeten Amerikanern bleibt es verwehrt, ihre militärische Präsenz nach Westeuropa zu tragen. Und die Sowjets erhalten keinen Zugriff auf die Länder Osteuropas, die bald hinter einem „Eisernen Vorhang“ verschwinden werden: Polen, Ungarn, Bulgarien, die Tschechei, Rumänien, das Baltikum. Dieses Szenario konnte unmöglich im Interesse der Alliierten liegen. Und so sollte der Krieg andauern, bis die siegreichen Armeen Stalins, Churchills und Roosevelts ihre längst untereinander abgesteckten „Claims“ besetzt hatten. Bis zum Handschlag von Torgau und der Besetzung Berlins musste fanatisch gekämpft werden. Die Regie der Sieger rief nach SS-Truppen, nach Volksstürmen, nach Parteibonzen, die Hitlerjungen mit Hakenkreuzfahnen im Arm ins letzte Gefecht schickten.
Vor diesem Hintergrund diente der Nationalsozialismus London, Washington und Moskau auch als psychologisches weil plakatives Feindbild – ein Feigenblatt, das mit einer Machtübernahme von Nazigegnern, demokratischen zudem, fortgeweht worden wäre. So mag sich vielleicht insgesamt besser verstehen lassen, wieso die Versuche der deutschen Widerständler, ausländische Verbündete für ihre Pläne zum Umsturz und zur anschließenden Neuordnung zu finden, ständig frustriert wurden. Und zwar an alleroberster Stelle.
Goerdeler - der
„Verräter“
Tatsächlich verfügte der „abenteuerliche Widerstand der
Junker“ fernab alliierter Kriegspropaganda in Wirklichkeit über ganz
vorzügliche Referenzen. Vor allem im angloamerikanischen Raum, wohin die
Verschwörer des 20. Juli und des Kreisauer Kreises ob ihrer konservativen
Grundhaltung auch hin tendierten. Fabian von Schlabrendorff, dem wir das Buch
"Offiziere gegen Hitler" verdanken, wurde bereits 1939 von Winston Churchill
empfangen. Der Diplomat Adam von Trott
zu Solz, Sohn einer englischen Mutter und ehemaliger Rhodes-Stipendiat in
Oxford, hatte Zugang zur gesellschaftlichen und intellektuellen Elite der
Insel. Er traf 1939 mit dem britischen Premier Chamberlain und Außenminister Lord
Halifax zusammen. Trott war es auch, der gemeinsam mit Hans Bernd
Gisevius den Leiter des amerikanischen Geheimdienstes in Bern Allen W. Dulles
über die Pläne des Widerstandes informierte. Alexander Kirk, der amerikanische Geschäftsträger in Berlin, war mit
dem Organisator des Kreisauer Kreises, Helmuth James Graf von Moltke, bekannt
und vermittelte die Verbindung zu dem Diplomaten George F. Kennan, der später
als Historiker über die Gespräche berichtete. Die Kontakte des deutschen
Widerstandes ins Ausland waren also vielfältig. Und ernüchternd. Vor und nach
Ausbruch des Krieges.
Als sich der zivile Führer des 20. Juli, Carl Friedrich Goerdeler, im März 1938 mit den Alliierten in Kontakt setzte, bereiteten ihm diese einen mehr als kühlen Empfang. In London bezichtigte ihn der Erste Ratgeber des britischen Außenministers, Robert Vansittart, sogar des Verrats. Dasselbe galt auch für den Oberleutnant Ulrich von Schwerin, der vor dem Einmarsch in Polen nach London entsandt wurde, um die Engländer davon zu überzeugen, daß die Invasion vereitelt werden könnte, wenn die Engländer Hitler zu verstehen geben würden, daß sie bereit waren, die slawische Nation zu verteidigen. „Nur die Gefahr eines Krieges an zwei Fronten kann Hitler bremsen,“ lautete seine Botschaft. Die auch dieses Mal auf taube Ohren fiel.
Nach Kriegsausbruch versuchte Trott zu Solz am Rande einer Konferenz in Washington Präsident Roosevelt zur Unterstützung einer Denkschrift zu bewegen. Diese sollte die sich formierende Opposition gegen Hitler ermutigen. Vergeblich. Ab 1942 wurden seitens Emissären des Kreisauer Kreises Versuche unternommen, den Alliierten klarzumachen, daß es durchaus andersdenkende Kreise gab, die den Nazismus zutiefst verachteten und daß die Alliierten den Nazismus keinesfalls mit dem deutschen Volk gleichsetzen dürften. Aber eine solche Unterscheidung wurde von den Alliierten nicht akzeptiert. Chamberlain zeigte eine „eisige“ Haltung, Roosevelt hielt Gespräche für „untunlich“ und 1942 ließ er einen Mittelsmann wissen, daß seine Bitte um Fühlungnahme die „offizielle Politik“ in „Größte Verlegenheit“ bringe. Die Friedensangebote des deutschen Widerstands blockte Außenamtschef Eden mit der Bemerkung, daß die Angelegenheit zu den Akten gelegt worden sei, während Churchill mit der Erklärung konterte, daß die Atlantik-Charta nicht für die Achsenmächte gelte.
Bedingungslose Kapitulation als Garant des Totalen Krieges
Und als nach dem Kriegseintritt Amerikas die
Friedensbemühungen von deutscher Seite (der nazistischen und der widerständlerischen
gleichermaßen) verstärkt wurden, da erhoben die Alliierten im Januar 1943 auf
der Casablanca-Konfernez die Forderung der bedingungslosen deutschen
Kapitulation. Um gleich darauf in aller Öffentlichkeit vernichtende Kriegsziele
zu diskutierten, die für keine deutsche Regierung annehmbar sein konnten.
Damit setzte die bedingungslose Kapitulation, wenn sie durch eine verantwortungsbewußte Regierung in Berlin verkündet werden sollte, eine totale Niederlage voraus. Im Umkehrschluß hieß das, daß jetzt aus deutscher Perspektive nur mehr ein schmaler Türausschnitt übrig war, an dessen Pfosten die blutigen Parolen „Totaler Krieg“ und „Endsieg“ angeschlagen standen.
Die Folgen waren
für die Männer des 20. Juli, die jetzt nur noch sehr schwer Unterstützung für
Ihre Widerstandsarbeit finden konnten, fatal. Dies zumal die Alliierten in
Casablanca einem „besseren Deutschland“ die kalte Schulter zeigten. Es wäre
leicht gewesen, die verhängnisvolle Forderung nach „bedingungsloser
Kapitulation“ mit dem zur Opposition ermutigenden Nebensatz zu verbinden:
„...so lange Hitler und sein Naziregime an der Macht sind“. Unzweifelhaft
hätten auf diesem Wege eine ganze Reihe führender Generäle – darauf hoffend,
daß eine Umsturzregierung in diesem aussichtlosen Kräftemessen bessere
Friedensbedingungen erhielte als die bestehende - den Weg zum Widerstand
gefunden. Anstelle dessen wurde nun die bedingungslose Kapitulation vom
deutschen Staat verlangt, was – ohne das direkt zu benennen - die Männer um
Stauffenberg mit Hitlers Schergen auf ein und dieselbe Stufe stellte. Während das alliierte Lager den Widerstand in
sämtlichen außerdeutschen Ländern unterstützte, untergrub es zugleich in
geradezu herausfordernder Art und Weise jenen im direkten Feindesland.
Angloamerikanische Wasserträger für Hitler
Dennoch darf nicht übersehen werden, daß es unter den
westlichen Alliierten Verantwortungsträger gab, welche den Antisowjetismus in
Deutschland nachhaltig unterstützten. Zu diesen Kreisen unterhielt auch der
konservative Widerstand bis kurz vor dem 20. Juli fortgesetzten Kontakt – und
erfuhr für seine Aufstandspläne teils aufrichtige teils eher doppelzüngige
Ermutigung.[1] Die
Verschwörer arbeiteten darauf ihren Aufstandsplan und ein akkurates Zeitfenster
aus. Beides wurde den angloamerikanischen Geheimdiensten zugetragen,
offenkundig, weil man deutscherseits hier von einer Zusammenarbeit ausging.
Einer der Gesprächspartner: Der Kopf des US-Geheimdienstes „Office of Strategic Services“ in der Schweiz Allen Dulles, der die Sowjets mit aller Macht aus Europa heraushalten oder noch besser hinter den Ural zurückdrängen will. Gegenüber dem starken Widerstand des zivilen Teils der US-Administration betreibt der antikommunistische Geheimdienstler seit Monaten Lobbyarbeit für eine prowestliche deutsche Putschregierung, die die Russen im Osten in Schach hält. Den Männern um Stauffenberg stellt Dulles eine diplomatische Anerkennung in Aussicht. Auf jeden Fall werde gegenüber einer Beck-Goerdeler-Regierung keine bedingungslose Kapitulation gefordert werden.[2]
Anfang Juli
1944 meldet er nach Washington, daß „die nächsten paar Wochen unsere letzte
Chance sind, die Bereitschaft der Deutschen an den Tag zu legen, selbst ihr
Land von Hitler und seiner Bande zu befreien und anstelle dessen eine
ordentliche Regierung einzusetzen.“[3]
Dulles ahnt nicht im
Entferntsten, daß das bündnisloyale Lager in England und Amerika seine geheimen
Nachrichten dazu benutzt, gegen den Umsturz zu intrigieren: Bereits am 24. Mai
setzte das US-State –Department in einer Denkschrift die sowjetische Botschaft
über seinen Schweizer Briefverkehr in Kenntnis.[4] Kurz darauf
erhielt die Naziführung hochkarätige Warnungen, durch welche es ihr gelang, den
zivilen Sektor der Verschwörung abzugreifen:
Am 4. Juli wurde der
designierte Innenminister der geplanten Übergangsregierung, der Sozialdemokrat
(MdR) Julius Leber bei einem konspirativen Treffen von der Gestapo verhaftet.
Nicht weniger als 200 weitere Verhaftungen schlossen sich an. Am 18. Juli 1944
kursierten bereits Steckbriefe, die auf die Ergreifung des neuen Reichskanzlers
in spe, den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Dr. Carl Goerdeler, eine
Belohnung aussetzten. Als Goerdeler schließlich nach Misslingen der Erhebung
ergriffen wurde, führte er bittere Klage über einen „Verrat der Briten“ an
Deutschland. In seinem politischen Testament nannte er „Neville Chamberlain und
seine Clique selbst eine Art Faschisten“, Faschisten, die „mit Hilfe des
Nationalsozialismus“ ihr „Profitsystem“ retten wollten.[5]
Mit diesem von
der Zeitgeschichtsforschung viel zu selten beachteten Fluch spielte Goerdeler
auf den Umstand an, daß die Nazis seit den 20er Jahren von konservativen
Engländern zu einem Kreuzzug gegen das sowjetische Schreckgespenst regelrecht
aufgerüstet wurden. Motiv: Die beängstigend um sich greifende Weltrevolution
des Kreml drohte von Irland bis Indien das gesamte britische Empire aus den
Angeln zu heben. Da der Kommunismus ebenfalls die Pfründe des großen Kapitals
bedrohte, wurde Hitler auch aus diesem Lager nach Leibeskräften gefördert: Die
mit Abstand größten Geldzuwendungen vor der Machtergreifung – ohne die die
NSDAP nicht einen ihrer aufwändigen Wahlkämpfe hätte betreiben können –
stammten aus der Schatulle des britischen Shell-Chefs Sir Henry Deterding.
Dessen Milliardenschwere Ölförderindustrie war im nachzaristischen Rußland
durch die Bolschewiki entschädigungslos verstaatlicht worden. Deterding sagte
ganz offen, was er sich von den Braunhemden erwartete: Den gewaltsamen Sturz
der Sowjetmacht. Zu diesem Zweck hatte er bereits vor Hitler den
Ostkriegserfahrenen deutschen General Hoffmann und militante exilrussische
Kreise finanziert.[6]
Aufgeklärte Selbstsucht
Doch auch jenseits des großen Teichs gab es eine starke Lobby für die Braun- und Schwarzhemden: „Eine Clique von US-Industriellen“, bekundete der US-Botschafter in Deutschland, William E. Dodd, 1937 gegenüber einem Reporter der New York Times, „arbeitet eng mit den Faschistenregimes in Deutschland und Italien zusammen. Ich hatte auf meinem Posten in Berlin oft Gelegenheit zu beobachten, wie nahe einige unserer amerikanischen regierenden Familien dem Naziregime sind. Sie trugen dazu bei, dem Faschismus an die Macht zu verhelfen und sind darum bemüht, ihn dort zu halten.“[7] Unter die regierenden Familien Amerikas ist nun zweifellos die Bush-Dynastie zu rechnen. Deren damaliges Oberhaupt Prescott – Vater von Präsident George Bush sen. und Großvater von George W. – amtierte als Direktor bzw. Aufsichtsratmitglied von vier Unternehmen, die im Oktober 1942 allesamt wegen „Nazi-Verbindungen“ staatlich konfisziert wurden.[8] Sein damaliger Syndikus war niemand geringerer als Allen W. Dulles, welcher ebenfalls auf Hitlers Barbarossafeldzug setzte, zugleich aber den Kriegseintritt seines Landes (wie er sagte, aus „aufgeklärter Selbstsucht“ heraus) vorangetrieben hatte. Was auf einen Plan schließen lässt, die amerikanische Militärmacht wie schon im ersten Weltkrieg als finalen Entscheidungsträger in das abgekämpfte Europa zu werfen – frei nach der Empfehlung, die sein enger Vertrauter, der spätere US-Präsident Harry S.Truman am 24. Juni 1941 in die New York Times stellte: „Wenn wir sehen, daß Deutschland gewinnt, sollten wir Rußland helfen, wenn Rußland gewinnt, sollten wir Deutschland helfen, damit sich auf diese Art und Weise soviel als möglich gegenseitig töten.“
Jetzt, da der demokratische Präsident Roosevelt entschlossen schien, die Nachkriegswelt mit den Sowjets zu teilen, setzte der Republikaner Dulles auf einen Separatfrieden mit dem konservativen Teil des Widerstands, dem es nach einer Machtergreifung ermöglicht werden sollte, im Osten den Sozialismus zu „containen“. Gerade acht Tage, bevor Stauffenberg seine Bombe hochgehen ließ, drahtete Dulles aus dem schweizerischen Bern, daß ein „dramatisches Ereignis“ in Kürze „im Norden“ über die Bühne gehen könnte. Um werbend hinzuzufügen, daß eine Gruppe der Anti-Hitler-Verschwörung bestrebt sei, „zu verhindern, daß Zentraleuropa .... unter die Kontrolle der Russen komme.“[9] Doch diese antisowjetische Vision war ihrer Zeit mindestens ein Jahr voraus und in den entscheidenden Etagen der Macht tickten die Uhren noch anders. Quasi als Warnschuß lancierten interessierte Kreise über die Presse die Nachricht, der spätere CIA-Chef hätte Anfang 1933 im Hause eines engen Geschäftspartners - des Kölner Bankiers Schroeder - die Koalitionsregierung zwischen Hitler und Papen auf den Weg gebracht; an der Seite seines Bruders John Foster Dulles, der nach dem Krieg unter Truman zum US-Außenminister erhoben werden sollte. Das war lupenreines Insiderwissen: Auch in den nachgelassenen Tagebüchern des ehemaligen amerikanischen Botschafters in Berlin, William E. Dodd, findet sich eine Notiz, derzufolge die von J.F. Dulles vertretenen Banken Ende 1933 Deutschland Anleihen im Wert von einer Milliarde (!) Dollar gewährt hatten.[10]
Ebenfalls
Indiskretionen waren es, die Stauffenberg währenddessen in Deutschland zwangen,
den vorher so oft abgebrochenen Umsturzplan tatsächlich am 20. Juli ablaufen zu
lassen. Am 18. Juli 1944 wurde nämlich bereits in Diplomatenkreisen über das
erwarteten Großereignis getuschelt. Weiteres Zuwarten bedeutete, das
Unternehmen der Gestapo in die Hände zu spielen. Als Stauffenberg in die Wolfsschanze beordert wurde, war der Beschluß
unumstößlich, diesmal auf alle Fälle zu bomben. Heute weiß jedes Kind, daß der
Anschlag fehlging. Kaum bekannt, bzw. nur ungenügend behandelt wurde dagegen
der tieferliegende Grund: Die Sprengkraft jener Bombe, die Graf Stauffenberg
zur Zündung brachte, war für eine sichere Tötungsaktion weit zu schwach bemessen.
Hitler wurde nicht einmal ernsthaft verletzt. Die offizielle Forschung mäandert
gern an der These, daß die Höllenmaschine vor ihrer Detonation „einige Fuß
weit“ von Hitler weggeschoben worden war. Auch habe ein Holztisch die
Durchschlagskraft der Sprengladung entscheidend gebremst. Abgesehen davon, daß
die Unversehrtheit von Hitlers unteren Extremitäten dieser Behauptung den Boden
entzieht, ist festzuhalten, daß trotz langer Tradition kein Fall eines
Bombenattentats bekannt wäre, in dem ein Tisch einen derartigen Anschlag ins
geradezu Wirkungslose hätte verpuffen lassen. Fakt dagegen ist, daß die
Sprengkraft der Bombe falsch bestimmt worden sein muß. Darf es da verwundern,
daß das Corpus Delikti englischer Herkunft war...?
Vermutlich hätten die Männer um Stauffenberg ihren Coup niemals ablaufen lassen, wenn ihnen die eigentlichen Kriegsziele und die daraus resultierenden Zusammenhalte im Bündnis der Alliierten bekannt gewesen wären. Anders als gewiß von Dulles oder Empirelastigen Briten erhofft, galten unter den „Großen Drei“ nämlich nach wie vor die öffentlichen Treueschwüre und – zwischen Stalin und Roosevelt – das bereits lange vor Kriegsausbruch datierende Einverständnis, den faschistischen Popanz zu nutzen, um die Welt unter sich aufzuteilen.[11] Die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation und das Verbot gesonderter Friedensschlüsse trug dem Rechnung. Darüber hinaus wusste Roosevelt nur zu gut, daß es ein Friedensgesuch einer neudemokratischen Regierung in Berlin ihm und Churchill unmöglichen machen würde, den alliierten Soldaten zu erklären, warum es zum Preis weiterer Millionen Menschenleben nötig sein sollte, weiterzukämpfen. Diese nicht ganz leichte Aufgabe fiel nun der alliierten Presse zu, die sich zu dem Spagat genötigt sah, eine Revolte gegen einen Despoten mit dessen Worten zu erklären.
So textete denn die New York Times über das Attentat, daß dessen Einzelheiten mehr an „die Atmosphäre der finsteren Verbrecherwelt“ erinnerten als an die, welche man „normalerweise in einem Offizierkorps eines Kulturstaates erwarten würde.“ Das Renommierblatt zeigte sich entrüstet darüber, daß höchste Offiziere ein Jahr lang an dem Komplott „gegen das Oberhaupt des Staates und den Oberbefehlshaber der Streitkräfte“ gearbeitet hätten. Ein Komplott, bei dem man sich noch dazu „einer Bombe, der typischen Waffe der Unterwelt“ bedient hatte.[12]
Eine andere wichtige US-Zeitung, The Herald Tribune, kommentierte: „Im allgemeinen bedauern es die Amerikaner keinesfalls, daß Hitler von der Bombe verschont wurde und sich nun persönlich seiner Generäle entledigt. Außerdem haben die Amerikaner mit Aristokraten nichts am Hut, ganz besonders nicht mit solchen, die Dolchstöße ausführen“.[13]
Und die London Times schlug nach, es wäre wohl kaum nötig hervorzuheben, daß Hitlers Gegner keine Freunde der Alliierten sind: „Die Generäle, die sich als Thronfolger aufspielten, handelten nicht als Verfechter der Freiheit, sondern als Verfechter der Militarismus.“[14]
Eine offenbar an zentraler Stelle ausgegebene
Sprachregelung, die darauf abzielte, die Sympathien der eigenen Bevölkerung von
den deutschen Vorgängen abzuziehen, bewirkte, daß die alliierte Presse ganz
allgemein die breite Beteiligung von Zivilisten an den Umsturzplänen bestritt
und zugleich verschwieg, daß bei einem Gelingen des Putsches zentrale
Positionen der neuen Regierung christdemokratisch, liberal und sogar links
(Leuschner/SPD-Vizekanzler, Leber/SPD-Innenminister) besetzt werde sollten. Allenthalben wurde stattdessen gebetsmühlenartig von
der „Verschwörung der Generale“, von einer „Intrige des Adels" oder auch
vom „Widerstand der Junker“ gesprochen, hinter dem sich nichts als der
verzweifelte Versuch in ihrem Ehrgeiz verletzter Militärs verberge, aus
Interesse an der eigenen Karriere den Tyrannen zu ermorden. Eine rein
soldatische Verzweiflungstat ohne jeden ethischen Hintergrund.
Daß wir
besser dastehen
In genau diesem Sinne
wurde der antifaschistische Aufstand von Winston Churchill verhöhnt. Der
britische Staatschef, der von den Attentatsplänen im voraus unterrichtet war,
sprach am 2. August 1944 vor dem Parlament von „Ausrottungskämpfen unter
den Würdenträgern des Dritten Reiches“. Die
Köpfe der deutschen Führung versuchten lediglich, ihr vorgezeichnetes
Schicksal, die absolute Niederlage, zu umgehen, indem die „sich gegenseitig
ermordeten“."[15] Daß diese Worte in Wirklichkeit der Angst
eines Jägers entsprangen, dem um ein Haar noch die sicher geglaubten Felle
davongeschwommen wären, verdeutlicht die Auslassung seines engen Vertrauten
John W. Wheeler-Bennett. Dieser sowohl beim Geheimdienst, als auch beim
Außenministerium akkreditierte „Deutschlandexperte“, hatte eine Woche zuvor
seinen Premier (Churchill) und Außenminister Eden über die Vorgänge im Reich
wie folgt gebrieft:
``Es
kann jetzt mit einiger Sicherheit gesagt werden, daß wir besser dastehen, so
wie die Dinge heute stehen, als wenn die Verschwörung vom 20. Juli geklappt
hätte und Hitler ermordet worden wäre. In diesem Falle hätten die
Generäle der ´Alten´ Armee die Macht übernommen und, wie sich aus dem letzten
Statement des Vatikans hinsichtlich der Vermittlungsbereitschaft des Papstes
herleiten lässt, dann hätten sie über Baron von Weizsäcker einen bereits
ausgearbeiteten Friedensappell veröffentlicht, laut welchem sich Deutschland
geschlagen gibt und um Bedingungen nachsucht, die sich von der Forderung nach
bedingungsloser Kapitulation unterscheiden.
Durch
das Scheitern des Aufstands sind uns sowohl hier zu Hause wie in den
Vereinigten Staaten Verlegenheiten erspart geblieben, die aus einem solchen
Friedensgesuch möglicherweise resultiert hätten (etwa wenn sich die
Putschregierung auf vorherige Versprechungen der Engländer berufen hätte, W.E.)
Darüber hinaus entsorgen die gegenwärtigen Säuberungsmaßnahmen Hitlers
wahrscheinlich zahlreiche Individuen, die uns nicht nur im Falle eines gelungen
Putsches, sondern auch nach der Niederringung eines nazistischen Deutschlands
Schwierigkeiten bereitet hätten.
Wenn
es stimmt, daß eine Anzahl der bedeutenderen Generäle zusammen mit solchen
Zivilisten wie Schacht, Neurath und Schulenburg erledigt worden sind, so haben
uns die Gestapo und die SS einen gewichtigen Dienst erwiesen, indem sie eine
Auslese jener Kräfte beseitigte, die zweifellos nach dem Krieg als „gute“ Deutsche
posiert hätten... Es ist daher zu unserem Vorteil, daß die gegenwärtigen
Verfolgungen weiter andauern, denn das Töten von Deutschen durch Deutsche wird
uns künftig vor vielen Verlegenheiten bewahren''[16]
Soweit das
Memorandum Wheeler-Bennetts, der
vor dem Attentat die Oppositionsführer Adam von Trott und Goerdeler empfangen
und ihnen suggeriert hatte, er stünde auf ihrer Seite. Das Dokument datiert auf
den 25. Juli, als in Deutschland
bereits die ersten Todesurteile gegen festgenommene Widerstandskämpfer
vollstreckt wurden.
Wenn sich „die
Revolte verschlimmern“ sollte
Währenddessen zeigte sich auch das Weiße Haus in Sorge um „seinen“ Führer.
So schrieb Franklin D. Roosevelt an seine Frau Eleanor aus Hawaii: „Möglicherweise muß ich überstürzt zurückkommen, wenn sich die deutsche Revolte verschlimmern sollte! Ich hoffe, daß das nicht passiert.“ Erst eine Woche nach Hitlers Beinahe-Entmachtung gab der Präsident seine erste öffentliche Erklärung zu dem Staatsstreich ab. Gegenüber Reportern log er: „Ich denke nicht, daß ich mehr über die deutschen Vorgänge weiß, als Sie... Wir mögen alle unsere eigene Anschauung dazu haben.“ Dann fuhr er fort, die alliierte Forderung nach einer totalen Kapitulation zu betonen: „Fast jeder Deutsche leugnet die Tatsache, daß sie sich im letzten Krieg ergeben haben. Aber dieses mal, werden sie mit der Nase darauf gestoßen werden!“[17] Aus Moskau stimmten Stalins Propagandisten ein: "Das hitleristische Deutschland wird nicht durch aufrührerische Generäle auf die Knie gezwungen werden, sondern durch uns und unsere Verbündeten!"[18]
Natürlich blieb diese extreme Sichtweise im Westen nicht ohne Widerspruch. Allen Dulles war über die Tragödie des 20. Juli über alle Maßen bestürzt. Und George Anthony Bell, der Bischof von Chichester, verlangte - außer sich vor Wut über die alliierte Reaktion – daß alles Menschenmögliche getan werden sollte, um wenigstens jene Verschwörer, die noch nicht von der SS ergriffen worden waren, aus Deutschland herauszulotsen. Seinem Appell wurde nicht einmal eine Antwort zuteil.[19] Wohl, weil die Regierung gerade in die genau entgegengesetzte Richtung ruderte:
England denunziert die deutsche Opposition
Am 13. Juli 1996 druckte die London Times verschiedene Briefe, die das Blatt nach Platzierung eines Berichts erhalten hatte, der sich mit Englands Verrat am deutschen Widerstand beschäftigte. Eine Einsendung erinnerte an einen Fall direkter britischer Sabotage an der Anti-Hitleristischen Opposition. Der Verfasser, International Affairs Rezensent Nicky Bird, verweist darin auf
“die
verhängnisvolle BBC-Radioübertragung vom 22. Juli 1944“ – zwei Tage nachdem
Stauffenbergs Anschlag gescheitert war -, ``in welcher bis dato noch nicht
verhaftete Verschwörer genannt wurden.“ Der Beitrag „wurde von Maurice Latey vom
Deutschlanddienst des BBC verfasst, auf Anforderung von dessen Schriftleiter
Hugh Greene. Greene hatte ein Tonband erhalten, welches eine lange Liste von
Personen namentlich erfaßte, die man mit dem Coup in Verbindung brachte. Und
von denen suchte sich Latey die wichtigsten heraus.'' Bird weiter: ``Eingesandt
worden war das Band von der in Woburn Abbey eingerichteten
Geheimdienstabteilung ´Political Warfare Executive, Foreign Office´/PWE, die
für den Inhalt der Nachrichtensendungen nach Deutschland verantwortlich
zeichnete. Latey schrieb 1988 in einem privaten Brief, ´weder Hugh noch ich
hätten ahnen können, daß die PWE uns mit einer Aufstellung beliefern würde,
welche die Verschwörer in Schwierigkeiten bringen könnte.'
Nichtsdestoweniger taten sie genau das, und die PWE muß sich der Folgen wohl
bewußt gewesen sein, die aus der Veröffentlichung einer solchen Liste
resultierten.''[20]
Die von den Briten betriebene Denunziationskampagne – sie wurde seinerzeit auch durch den PWE-eigenen „Soldatensender Calais“ verfolgt[21] - lag genau auf der Ratschlagsebene des Wheeler-Bennett-Memorandums, die Fraktion der „guten Deutschen“ noch vor Kriegsende auszudünnen. Was nicht verwundern darf, da der gefragte Chefberater John Wheeler-Bennett dem Chef der Political Warfare Executive Bruce Lockhart als Vize zur Seite stand.
Die Londoner Spionagebüros griffen bei ihrem Verrat auf erstklassige Informationen zurück, die sie im Zuge ihrer engen Verhandlungen mit den deutschen Widerständlern erhalten hatten: Trott zu Solz traf sich in Stockholm mehrfach mit englischen Geheimdienstleuten, Abwehrchef Canaris informierte den britischen Abwehrchef Graham Menzies über die Attentatsplan gegen Hitler höchstpersönlich.[22] Von der Gegenseite über das Bestehen eines angeblichen Einvernehmens getäuscht, übermittelte Stauffenberg zuletzt sogar eine Liste möglicher Ansprechpartnern aus seinem Widerstandskreis.[23] Eine Vertrauensgeste, die sich nun als Todesurteil entpuppte.
Dieser Machiavellismus ist umso
befremdlicher, wenn man sich vor Augen hält, daß Churchill, Roosevelt und
Stalin damals schon seit mehr als einem Jahr von der gegen das europäische
Judentum gerichteten „Endlösung“ wussten. Doch anstatt den Holocaust durch den
Widerstand beenden zu lassen oder auch nur ein einziges Mal mit gezielten
Luftschlägen gegen die Wach- und Vernichtungseinheiten von KZs auf das
Geschehen einzuwirken, mühte man sich um seine propagandistische
Instrumentalisierung. Etwa um den Kampfeswillen der eigenen Soldaten
anzuspornen oder - wie bei Churchills
Zivilbombardements geschehen - um eigene Terrorkampagnen als Vergeltungsschläge
zu begründen. Auch die Zwangsmaßnahmen
gegen Deutschland wie Teilung, Besetzung und „Umerziehung“ fanden hier eine
willkommene zusätzliche Argumentationsplattform.
Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung
Um die Doppelzüngigkeit noch zu steigern, wurde den unterlegenen Deutschen die zurückliegende und fortdauernde Zerstörung ihres Landes damit erklärt, daß sie sich der Nazis nicht frühzeitig selbst entledigt hatten. Unter der Überschrift „Grundlegenden Ziele der Militärregierung in Deutschland“ forderte der US-Generalstab am 26. April 1945 von dem Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen an vorderster Stelle:
„Es
muß den Deutschen klargemacht werden, daß Deutschlands rücksichtslose
Kriegführung und der fanatische Widerstand der Nazis die deutsche Wirtschaft
zerstört und Chaos und Leiden unvermeidlich gemacht haben und daß sie nicht der
Verantwortung für das entgehen können, was sie selbst auf sich geladen haben.“
Bruchlos daran anschließend heißt es, die Maske des edlen Ritters ein Stück
weit öffnend: „Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung,
sondern als ein besiegter Feindstaat. Ihr Ziel ist ... die Besetzung
Deutschlands, um gewisse wichtige alliierte Absichten zu verwirklichen.“
Wohl auch im Sinne der „gewissen Absichten“ hielten es die Alliierten nach dem Krieg für angebracht, die Interpretation aufrecht zu erhalten, laut der die Ereignisse des 20. Juli Frucht einer Verschwörung einiger weniger ehrgeiziger Offiziere gewesen war. So konnte man nämlich die (vor allem von der Nazi-Propaganda verbreitete) These stützen, nach der es während der Naziherrschaft in Deutschland keinerlei Form von Widerstand und Opposition gegen das Regime gegeben hätte, weshalb alle Deutschen als Nazis betrachtet und auch als solche behandelt werden müßten. Louis P. Locher, früherer Chef des Berliner Büros der Associated Press und später Kriegskorrespondent der Alliierten in Paris, erwähnt in seinem Buch „Always the Unexpected“, daß die amerikanische Presse gezielt Meldungen über den deutschen Widerstand unterdrückte. Er erklärt: „Berichte über die Widerstandsbewegung passten nicht in das Konzept der bedingungslosen Kapitulation. Schon im Sommer 1942 hatte meine Annahme Bestätigung gefunden, daß Roosevelt entschlossen war, die Schuld des gesamten deutschen Volkes und nicht nur des Naziregimes für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges festzulegen.“ Jetzt erließ der US-Präsident sogar eigens eine Weisung, daß schriftliche Erwähnungen über einen deutschen Widerstand während der Hitlerzeit zu unterbleiben hätten.[24] Der lange Arm dieses Banns überschattete ein gutes Stück Nachkriegszeit des besetzten Deutschland und reichte mitten hinein in die sogenannten Kriegsverbrecherprozesse, bei denen es auch um die Aburteilung von Widerstandskämpfern ging, die den Nachstellungen der Gestapo entgangen waren.
Nicht
wenige Köpfe der Opposition hatten die Kapitulation auf diplomatischen
Positionen im Ausland überdauert, nur um jetzt zu erleben, daß sie als
Angeklagte vor das Nürnberger Siegertribunal zitiert wurden. Natürlich baten
die Verzweifelten sofort ihre vermeintlichen Freunde im britischen
Außenministerium um Bezeugung ihrer aktiven Widerstandsarbeit, doch liefen
ihren Appelle zumeist ins Leere. So wurde infolge schwerster Rechtsbeugung der
entschiedene Nazigegner Ernst von Weizsäcker, ehemals Staatssekretär im
deutschen Außenamt, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt – obwohl zahllose
bekannte Antifaschisten aus aller Herren Länder für ihn Partei ergriffen.“[25]
Die Rehabilitation
sollte auf sich warten lassen. Während der von eigenen Landsleuten geleistete
Widerstand besonders in den Niederlanden, in Polen, Frankreich und Italien zur
Grundlage des politischen Selbstverständnisses der Demokratie wurde, blieb der
Widerstand der Deutschen gegen den Nationalsozialismus auf Druck der
Besatzungsmächte lange Zeit ein Tabuthema. Die Alliierten waren auch nach
Kriegsende nicht an einem "Nachweis des anderen, besseren
Deutschlands" interessiert. "Sie wollten nicht“, schreibt Gerd
Überschär, „daß sich die Überlebenden der NS-Diktatur auf einen deutschen
Widerstand berufen könnten.“[26] Wobei praktisch-psychologische
Gesichtspunkte, die sich von dem zentralen Begriff der Kollektivschuld
herleiteten, bestimmend waren.
Die Deutschen unten halten
Das Bild wandelte sich
erst Anfang der 50er Jahre, als die Sowjetunion Bonn im Austausch gegen eine
Neutralisierung die sofortige Wiedervereinigung antrug. Zur gleichen Zeit
suchten die Westmächte, „ihren“ Teil Deutschlands als aufgerüstete Frontspitze
in die NATO zu integrieren. Jetzt behinderte die Theorie der Kollektivschuld
plötzlich die auf Einbindung der Bundesrepublik ausgerichteten Werbefeldzüge
Londons und Washingtons. Um die eigene Öffentlichkeit von der neuen
Partnerschaft mit dem alten Feind zu überzeugen, beschloß man daher, das
Naziregime von seinen Untertanen zu unterscheiden. Als deren Repräsentanten
waren nun die „Guten Deutschen“ der 30er und 40er Jahre gefragt. Die am
heißesten gehandelten Ikonen waren dabei jene Oppositionelle, die in der
Tradition des Antikommunismus gestanden hatten.[27] So begann die
Rehabilitation des 20. Juli 1944.
Der Schritt geschah aus rein praktisch-strategischen Gesichtspunkten. Und so kann es nicht verwundern, daß es der ehemalige Berater des britischen Außenministers, John Wheeler-Bennett war, welcher jetzt als erster Engländer von Rang den Verschwörern des 20. Juli ethische Motive zubilligte. Bis hart an diesen Moment heran hatte der linientreue Geheimdienstmann und „Historiker“ das Wohl und Wehe des Widerstands weit weniger vorteilhaft bewältigt. Wobei seinem Wort als „Berater des Foreign Office für die Veröffentlichung von Akten des Deutschen Außenministeriums“ sowie zeitweiligem Chefherausgeber bleibendes Gewicht zukam. Auf diese Weise montierte nun ausgerechnet ein Mann, der nur wenige Jahre zuvor Hitlers Rachejustiz an Stauffenbergs Mannen bejubelt hatte, den Deutschen die spannenderen Passagen ihrer jüngsten Geschichte.
Daß die in der gebotenen Form präsentiert und in ihren tagespolitischen Implikationen auch verstanden wurden, dafür hatte neben der alliierten Lizenzpresse vor allem der westdeutsche Rundfunk zu sorgen. Dessen erster und langjähriger Chef? Niemand geringerer als jener Hugh Greene, der 1944 an der Seite von Wheeler-Bennett die Schwarze Propaganda gegen Deutschland geleitet und Männer des Widerstandes über den Äther denunziert hatte.[28]
Diese englischen Quellen fragwürdiger Tradition waren es, die jetzt an vorderster Front daran arbeiteten, die Bundesrepublik „fit“ für die NATO und die Wiederbewaffnung zu machen. Daß die Mitgliedschaft in dem Militärbündnis die deutsche Teilung zementierte, wurde der Öffentlichkeit freilich verschwiegen. Und auch die strategische Bedeutung der Allianz blieb dem stolzen Michel, der aufrichtig daran glaubte, nun wieder „wer“ zu sein, verborgen. Die NATO, sagte deren erster Generalsekretär, der Brite Lord Ismay, wurde gegründet, um „die Russen draußen, die Amerikaner drinnen, und die Deutschen unten zu halten“.[29] Am Taufbecken der vielbeschworenen Wertegemeinschaft stand niemand geringerer als Machiavelli.
Schmerzliches Erwachen
Doch es mußte noch manch andere Lektion nachfolgen, bis der
als Mitglied der „Bekennenden Kirche“ in den Stauffenberg-Aufstand verwickelte
Eugen Gerstenmaier, Bundestagspräsident 1954-1969, in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung einräumte: "Was wir im
deutschen Widerstand während des ganzen Krieges nicht wirklich begreifen
wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: daß der Krieg schließlich
nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde. Das Scheitern
aller unserer Verständigungsversuche aus dem Widerstand (...) war deshalb kein
Zufall. Es war ein Verhängnis, dem wir vor und nach dem Attentat machtlos
gegenüberstanden“.[30]
Nicht wenige
Briten haben Gerstenmaiers Sicht in unverstellter Offenheit selbst bestätigt,
allen voran die „Balance of Power“-Fraktion um Churchill und Vansittart. Sir
Robert Vansittart, Staatssekretär im britischen Außenministerium und dortselbst
diplomatischer Chefberater, stellte nach Churchills Machtantritt 1940 klar, daß
Deutschland niederzuwerfen sei, und nicht der Hitlerfaschismus. Wörtlich
schreibt er in seinem Positionspapier: "Der
Feind ist das Deutsche Reich und nicht etwa der Nazismus, und diejenigen,
die das bislang noch nicht begriffen haben, haben überhaupt nichts
begriffen." Weswegen die britische Regierung auch die Bemühungen
zudringlicher Friedensvermittler satt habe: „Wir haben mehr als genug von
Leuten wie Dahlerus, Goerdeler, Weißauer und
Konsorten."[31]
Vor genau diesem Hintergrund erfuhren deutsche Widerständler auf der Insel immer wieder Zurückweisung. Nur ganz wenigen wurde dabei die dahinterliegende imperiale Motivation offengelegt, die der langjährige britische Laborparlamentarier Emrys Hughes in seiner Churchill-Biografie besonders drastisch überliefert. Ihm zufolge bekam ein Beauftragter des deutschen Widerstandes während des Krieges von britischer Seite zur Antwort: "Sie müssen sich darüber klar sein, daß dieser Krieg nicht gegen Hitler oder den Nationalsozialismus geht, sondern gegen die Stärke der Deutschen, die man ein für allemal zerschlagen will, gleichgültig, ob sie in den Händen Hitlers oder eines Jesuitenpaters liegt".[32]
Geopolitische
Antriebe sind bis heute in der britischen Politik nachweisbar. Als im Sommer
1989 die deutsche Wiedervereinigung „drohte“, kommentierte das die liberale
Wochenzeitung "Sunday Correspondent" mit den Worten: "Wir müssen jetzt ehrlich über die
deutsche Frage sein, so unbequem sie auch für die Deutschen, für unsere
internationalen Partner und uns selbst sein mag. ..Die Frage bleibt in der
Essenz die gleiche. Nicht wie wir es verhindern, daß deutsche Panzer über die
Oder oder Marne rollen, sondern wie Europa mit einem Volk fertig wird, dessen
Zahl, Talent und Effizienz es zu unserer regionalen Supermacht werden läßt. Wir
sind 1939 nicht in den Krieg gezogen, um
Deutschland vor Hitler oder die Juden vor Auschwitz oder den Kontinent vor dem Faschismus zu
retten. Wie 1914 sind wir für den nicht weniger
edlen Grund in den Krieg eingetreten, daß wir eine deutsche Vorherrschaft in
Europa nicht akzeptieren konnten!" [33]
Alle bis hier gegebenen Statements spiegeln zwischenstaatliche Positionen korrekt wieder. Nichtsdestoweniger sind sie mit nationaler Brille zu kurz gegriffen: Es war Britanniens Schicksal, daß es durch diesen veralteten europäischen Zentrismus die größeren Abläufe aus den Augen verlor. Während Downing Street mit dem Containment seiner autarkieversessenen Vettern beschäftigt war, teilten die verbündeten Russen und Amerikaner nicht nur den Alten Kontinent, sondern gleich die ganze Welt unter sich auf. London wurde so zum Juniorpartner seiner alten Koloniallande degradiert; der von einer amerikanischen Mutter geborene Churchill, schreibt dessen gründlichster und kritischster Biograph Prof. John Charmley, servierte den Angelsachsen auf dem Tablett des Sieges „The End of Glory“ – das Ende nationaler Größe. [34]
Doch auch Gerstenmaier übersieht die Bedeutung der amerikanischen und der russischen Geopolitik, für die nicht nur Hitler sondern selbst Deutschland eine auswechselbare Größe darstellte - ein Hebel zur Ausschaltung und Beerbung des zentraleuropäischen Weltachse.
Nun sollten 40 Jahre Kalter Krieg nebst 17.Juni,
Ungarnaufstand, und Prager Frühling im Westen eigentlich zu einem gewissen
Aufklärungsbestand in Sachen Kreml-Imperialismus geführt haben. Gleichzeitig
täuschte hier das in Zeiten sowjetischer Bedrohung koalitionär empfundene
Verteidigungsinstrumentarium NATO lange darüber hinweg, daß auch die USA seit
jeher eigene Interessen wahrnehmen. Heute stellt diese „Wertegemeinschaft“ in
einer unipolaren Welt mehr denn je zuvor einzig die Speerspitze Washingtons
dar. Eine Speerspitze, mit der Amerika seine machtpolitischen Interessen mitunter
nach Gutsherrenart „verteidigt“. Auch in Europa und gegen Europa. Im März 1991,
als die Sowjetunion zusammenbrach und jedermann das goldene Zeitalter des
Friedens angebrochen wähnte, prognostizierte kein geringerer als der ehemalige
amerikanische Justizminister Ramsey Clark gegenüber der französischen
Monatszeitschrift „L´Autre Journal“: „Ich warne die Europäer davor zu
glauben, dass die USA im Rahmen der Neuen Weltordnung Skrupel haben würden,
auch in Europa militärisch zu intervenieren. Unsere Armee wird überall
eingreifen, wo unsere Interessen gefährdet sind und zwar mit allen
Mitteln, einschließlich Atomwaffen. (...) Ich gehe sogar so weit zu behaupten,
daß Amerika ohne Zögern auch in Westeuropa intervenieren würde, wenn dies
gegenwärtig auch manchen Leuten als absurde Idee vorkommen mag. Die USA würden
eine europäische nukleare und wirtschaftliche Großmacht nicht lange
dulden."
Henry Kissinger, der ehemalige amerikanische Außenminister, fügte dem hinzu: „wenn sich auch heute noch keine europäische Macht gegenüber den USA feindlich zeige, so nähme man doch den Beginn eines irgendwie gearteten hegemonialen Verhaltens in jener Region unverzüglich als feindliches Verhalten wahr. Eine diesbezügliche Herausforderung könne sich einerseits aus den osteuropäischen Instabilitäten ergeben und zweitens from the redefinition of Germany’s role, durch die Neudefinierung der Rolle Deutschlands“.[35]
So befremdlich dies auch in den Ohren der vermeintlichen Verbündeten klingen mag - die Warnungen hatten einen sehr realpolitischen, offiziellen Hintergrund: Als Präsident George Bush sen. in den damaligen Umbruchtagen (s)eine neue Weltordnung ausrief, stellten die Vereinigten Staaten darin die einzige verbleibende Supermacht dar. Um diesen Status beizubehalten, stellte der Verteidigungsminister – und heutige Vizepräsident – Dick Cheney am 18.2.1992 eine neue Richtlinie zur Verteidigungsplanung fertig. Die New York Times veröffentlichte Auszüge aus diesem "Defense Planning Guidance (DPG)“ betitelten, geheimen Pentagonentwurf. Wir lesen:
"Unser wichtigstes Ziel
ist es, das Wiederauftauchen eines neuen Rivalen, ob auf dem Territorium der
ehemaligen Sowjetunion oder anderswo, zu verhindern, der eine Bedrohung
ähnlicher Ordnung wie die frühere Sowjetunion darstellen könnte. Dieser Gedanke
bestimmt grundlegend die neue regionale Verteidigungsstrategie. Dies erfordert,
daß wir jegliche feindliche Macht daran hindern, eine Region zu dominieren,
deren Ressourcen es ihr bei genügender Kontrolle erlauben würden, globale Macht
zu erlangen. Bei den in Frage kommenden Regionen handelt
es sich um Westeuropa, Ostasien, das Gebiet der früheren Sowjetunion und
Südwestasien." Umgesetzt in die praktische Politik bedingt
das drei Aufgabenstellungen: “Erstens
müssen die USA den Führungsstil zeigen, der nötig ist um eine neue Ordnung
einzuführen und zu sichern, eine die verspricht, potenzielle Konkurrenten davon
zu überzeugen, dass sie erst gar nicht zu versuchen brauchen, eine größere
Rolle zu spielen oder eine aggressivere Haltung einzunehmen, um ihre legitimen
Interessen wahrzunehmen. Zweitens müssen wir in den nicht-militärischen
Bereichen die Interessen der fortgeschrittenen Industrienationen (also insb.
die EU-Staaten und Japan – W.E.) ausreichend berücksichtigen, um sie davon
abzuhalten, unsere Führungsrolle in Frage zu stellen, oder zu versuchen die
bestehende politische und wirtschaftliche Weltordnung zu kippen. Und
schließlich müssen wir die Mechanismen pflegen, die potenzielle Konkurrenten davor
abschrecken, eine bedeutendere regionale oder globale Rolle auch nur
anzustreben. " [36]
Der Preis ist das wert
Rückblickend kann festgestellt werden, daß das Scheitern des Stauffenberg-Aufstandes katastrophale Kriegsfolgen nach sich zog: Auf Grund der fortgesetzten alliierten Sabotage gegen den antifaschistischen Widerstand, die so weit ging, deutsche Freiheitskämpfer den Nazis ans Messer zu liefern, wurden die Kämpfe um ihr blutigstes Jahr verlängert. Es war das Jahr der Zerstörung der deutschen Städte, das Jahr der millionenhaften Vertreibungen, das Jahr, in dem eine Aberzahl von Juden nach der Räumung der KZs auf den todbringenden Evakuierungsmärschen vor Erschöpfung und Krankheiten umkamen. Endresultat? Zwischen dem 20. Juli 1944 und dem 8. Mai 1945 ließen allein auf dem heißumkämpften europäischen Kriegsschauplatz 10 Millionen Menschen ihr Leben: Soldaten und Zivilisten, nicht nur Deutsche, sondern auch Russen, Franzosen, Engländer und Amerikaner, mehr als in den gesamten vorangegangenen fünf Jahren dieses schlimmsten Konflikts der menschlichen Geschichte. Es war ein hoher Preis. Aber die Politik ist freigiebig, wenn es um die Verzinsung von Opferzahlen geht.
Erinnern wir
uns an den ersten Irakkrieg, dessen Notwendigkeit bereits in den
DPG-Richtlinien vom Februar 1992 hinsichtlich einer Kontrolle über das Öl am
persischen Golf geopolitisch begründet wurde. Erinnern wir uns, daß
George Bush sen. am Ende des Gemetzels den auf Bagdad zustürmenden General
Schwarzkopf zurückpfiff, wodurch Saddam Hussein – außen- und
wirtschaftspolitisch ohnmächtig - im Amt verblieb. Um die Schlacht auf anderen
Ebenen weiterführen zu können, verhängte die UNO anschließend auf Drängen der
USA und Großbritanniens rigide Boykottmaßnahmen gegen die einstige Vormacht des
Mittleren Ostens. Die Auswirkungen auf das geschwächt am Boden liegende Land
waren verheerend, während Washington strategisch und ökonomisch punkten konnte.
In der in Nordamerika ausgestrahlten Fernsehsendung „60 Minutes“ fragte darob
die Moderatorin Leslie Stahl am 12. Mai 1996 US-Außenministerin Albright: „Wir
haben gehört, daß eine halbe Million Kinder (aufgrund der
Wirtschaftssanktionen) gestorben sind. Ich meine, das sind mehr Kinder, als in
Hiroshima gestorben sind. Ist das den Preis wert?“ Madeleine Albright
bezweifelte die Zahlen gar nicht und erwiderte: „Ich denke, das ist eine sehr
harte Wahl, aber wir denken, der Preis ist das wert!“[37]
Soweit die außenpolitische Vertreterin von Bill Clinton, welchem die republikanische Opposition ausgerechnet in der Irakfrage „Weichheit“ vorwarf. Statt dessen forderten führende Vertreter der neokonservativen Denkfabrik „Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert“ (PNAC) im Januar 1998 in einem offenen Brief an den Präsidenten, den Irak mit einem neuen Krieg zu überziehen. Oder, wie sie es nannten, zur „Entmachtung des Regimes von Saddam Hussein“ [...] „in kurzer Frist zur Durchführung einer militärischen Aktion bereit zu sein, da die Diplomatie offenkundig versagt hat.“ Begründung: Das von internationalen Inspektoren bis unter den letzten Klosettdeckel des Präsidentenpalastes durchschnüffelte Land produziere heimlich Massenvernichtungsmittel.[38] Doch das war eine Argumentation für die Öffentlichkeit. Ein im September 2000 veröffentlichtes Strategiepapier des PNAC brachte über die neuerlich vorgetragenen Kriegsplanungen einen entlarvenden Satz, der mit Bezug auf Hitler auch in einem Roosevelt´schen Europa- und Fernost-Strategiepapier hätte stehen können: „Der ungelöste Konflikt mit dem Irak ist zwar als unmittelbare Rechtfertigung hilfreich, der Bedarf für die Anwesenheit einer bedeutenden amerikanischen Streitkraft am Golf geht aber über die Frage von Saddam Husseins Regime hinaus." Die Kontrolle des Golfs und seiner Ölreichtümer, fügte das Dokument hinzu, sei notwendig, "um die globale Vorherrschaft der USA zu erhalten, dem Aufstieg einer rivalisierenden Großmacht vorzubeugen und die internationale Sicherheitsarchitektur gemäß den amerikanischen Prinzipien und Interessen zu gestalten". [39]
Wenige Monate
später saßen die Schreibtischtäter des PNAC bereits an
den Hebeln der Macht. Von ihnen waren 10 Minister und Staatssekretäre in der
Bush II-Administration, allesamt im außenpolitischen und
verteidigungstechnischen Bereich, ganz oben an der Spitze Vizepräsident Dick
Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.
Die Geschichte wäre nicht vollständig, vergäße man zu
erwähnen, daß die PNAC-Studie im gleichen Atemzug mit
den genannten Mittelostaspirationen auf die Gefahr hinwies, dass bei
fortlaufendem Trend der laschen Haltung zu Verteidigungsfragen die weltweite
US-amerikanische Vorherrschaft nicht mehr lange aufrechterhalten werden könne.
Zugleich werde die Ingangsetzung eines dem Wortlaut gerecht werdenden
„offensiven amerikanischen Jahrhunderts“ mit Widerständen zu kämpfen haben und
viel Zeit in Anspruch nehmen - es sei denn, so steht es in dem Bericht, »ein
katastrophales und katalysierendes Ereignis tritt ein, wie ein neues Pearl
Harbor«, das die Bereitschaft der US-amerikanischen
Gesellschaft zu Opfern wieder erhöht.[40]
Die Zeit war reif für den 11. September.
Oder, wie das Ereignis in Pentagonkreisen auch genannt wird, den Beginn des 3.
Weltkriegs.
Wolfgang Eggert,
geboren 1962, Studium der Politik, Geschichte und Journalistik, redaktionelle
Ausbildung
bei TV-Sendern,
seit 2000 freier Publizist, Autor mehrerer Bücher zu zeithistorischen Themen.
Zuletzt „Erst
Manhattan – dann
Berlin. Messianisten-Netzwerke treiben zum Weltenende“ (2006, Chronos, München)
www.chronos-medien.de
Befreier, die nicht zur Befreiung
kamen: Churchill, Roosevelt und Stalin
[1]Knightly, Phillip. The Master
Spy: The Story of Kim Philby, New York: Alfred A. Knopf, 1989, Seite 108
[2] Schmädeke, Jürgen / Steinbach, Peter (Hrsg): Widerspruch gegen den Nationalsozialismus, München/Zürich 1985, Seite 1048 sowie Valentin Falin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995, Seite 414
[3] Beschloss, Michael. The Conquerors:
Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany, 1941-1945, New
York: Simon & Schuster 2002, 1. Kapitel: The Plot to Murder Hitler
[4] Falin,Valentin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995, Seite 414
[5] Krause, Friedrich (Hrsg.), Goerdelers politisches Testament. Dokumente des anderen Deutschland, New York: 1945, Seite 58
[6] Zu Deterding siehe: Roberts, Glyn, The Most Powerful Man in the World. The Life of Sir Henry Deterding , New York: Covici Friede, 1938. Deterding zeigte sich auch nach Hitlers Machtantritt spendabel. Am 12. Januar 1937 trug Goebbels in sein Tagebuch ein: Deterding hat 40 Millionen gestiftet. Die Tagebücher von Josef Goebbels- Sämtliche Fragmente, Band 3, KG Saur, München 1987. Insgesamt spricht man allein bei diesem Geldgeber von einem Spendenaufkommen von 55 Millionen Pfund Sterling.
[7] Seldes, George. Facts and
Fascism, New York: In Fact Inc, 1943,
Seite 122
[8] Tarpley, Webster/Chaitkin, Anton: George
Bush - The Unauthorized Biography, Washington: Executive Intelligence
Review 1992 sowie Joshua Tree/CA: Progressive Press 2004, Kapitel 2 „The
Hitler Project“
[9] Beschloss, Michael. The
Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany,
1941-1945, New York: Simon & Schuster 2002, Kapitel 1: The Plot to
Murder Hitler
[10] Deschner,
Karlheinz, Der Moloch. Eine kritische Geschichte der USA, Kapitel 10
„John Foster Dulles - eine Milliarde Dollar für den »Führer«“ Heyne, München
1997. Die gegen Dulles gerichteten Enthüllungen
„hielten“ sich und erreichten bald die Höhen der Politik: Im Oktober 1944
äußerte US-Senator Claude Pepper, Florida, zu jenen, die Hitler zur Macht
verhalfen, habe auch John Foster Dulles, der unter Präsident Dwight D.
Eisenhower von 1953 bis 1959 als Außenminister diente, gehört, »denn es waren
Dulles´ Firma und die Schroeder-Bank, die Hitler das Geld beschafften, das er
benötigte, um seine Laufbahn als internationaler Bandit anzutreten«.(Deschner, ebenda)
[11]
Ein früher strategischer Paktabschluß zwischen den USA und der UdSSR zur
Teilung der Welt stellt bis heute eine Black-Box in der Zeitgeschichtsforschung
dar. Der Begründer des akademischen Revisionismus, Berkely- Professor David L.
Hoggan, datiert eine entsprechende Übereinkunft auf das Jahr 1933, als beide
Länder ihre diplomatischen Beziehungen wiederaufnahmen. Als Kronzeugen beruft
Hoggan sich auf persönliche Aussagen von William C. Bullitt, 1933 bis 1936
erster US-Botschafter in der Sowjetunion. Hoggan: „Die Tatsachen des Roosevelt-Stalin-Bündnisses von 1933
sind von den offiziellen Vertretern nie öffentlich eingestanden worden. Das
Geheimnis des Bündnisses von 1933 wurde mir 1947
persönlich bestätigt, als ich Gast in Bullitts Haus in Washington, DC, war. Ich
wurde Bullitt durch meinen bedeutendsten
Harvard-Professor William Langer (1896-1977) vorgestellt. Langer war im Zweiten
Weltkrieg Chef der geschichtlichen Abteilung des OSS, des damaligen CIA."
(Hoggan, Meine Anmerkungen zu Deutschland,
Grabert, Tübingen 1990, Seite 18f.) Auch die russisch-amerikanische
Finanzierung des Nationalsozialismus schon während der 20er Jahre und der
zeitige Beginn der sowjetischen Kriegsrüstung (1928) vermitteln den Eindruck
eines frühen Agreements.
[12]
Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Allies
Abroad: 1938-1945.
New York: Clarendon
Press/ London:Oxford
University Press 1992, Seite
386. Bezug auf New York Times vom 9. August 1944
[13] Rothfels, Hans. The German
Opposition to Hitler: An Appraisal, Hinsdale/Ill.: H. Regnery Co 1948,
Seite 160f. Bezug auf New York Times vom 9. August 1944 sowie Diese ´Verbrecher´, die dem Krieg ein Ende
setzen wollten, Artikel
in der „Civiltà Cattolica“, von Giovanni Sale. Interview: Davide Malacaria, 2003
[14]
Klemperer, Klemens von. German
Resistance Against Hitler: The Search for Allies Abroad: 1938-1945. New York: Clarendon Press/ London:Oxford University Press 1992, Seite 386
[15] Beschloss, Michael. The Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany, 1941-1945, New York: Simon & Schuster 2002, 1. Kapitel: The Plot to Murder Hitler sowie Kettenacker, Lothar. Der deutsche Widerstand aus britischer Sicht. In: Der deutsche Widerstands gegen Hitler: „Wahrnehmung und Wertung in Europa und den USA“. Hrsg. von Gerd R. Überschär, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2002, Seite 28, Anmerkung 15
[16]
Lamb, Richard. The Ghosts of Peace: 1935-1945, Salisbury, Wiltshire (GB): Michael Russel 1987, Seite 296-297
nach Artikel British Aimed For End Of Germany, Not Nazism, gedruckt im
“Executive Intelligence Review”, Oktober, 1998 sowie Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Allies
Abroad: 1938-1945.
New York: Clarendon
Press/ London:Oxford University Press 1992, Seite 387
[17]
Roosevelt-Zitate nach Beschloss, Michael. The Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's
Germany, 1941-1945,
New York: Simon & Schuster 2002, 1. Kapitel: The Plot to Murder Hitler
[18] Beschloss, Michael. The
Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany,
1941-1945, New York: Simon & Schuster 2002, 1. Kapitel: The Plot to
Murder Hitler
[19]
Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Allies Abroad:
1938-1945. New
York: Clarendon Press/
London:Oxford
University Press 1992, Seite 386
[20] Artikel British Aimed For
End Of Germany, Not Nazism, gedruckt in: “Executive Intelligence Review”,
October, 1998
[21] Empire Radio, The Biggest Aspidistra In The World, Teil 8, erstellt von Michael R Burden, members.aol.com/skywave48/aspidistra.htm. Hier ist explizit erwähnt, daß sich der deutsche Marineattaché in Stockholm, von Wahlert, unter den Genannten befand.
[22] Falin, Valentin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995, Seiten 391, 400, 423
[23] So übermittelte der von
Widerständlern als Brücke nach England genutzte Bankier Wallenberg im November
1943 in einem Gespräch mit Goerdeler, Churchill sehe dessen
Verschwörungsvorbereitungen positiv. in: Moltke, Freya von/Balfour,
Michael/Frisby, Julian: Helmuth James von Moltke 1907-1945, Stuttgart
1975. Stauffenbergs Liste ist im Bericht der Gestapo vom 2.8.1944 genannt, der
sich mit der Vernehmung von Hauptmann Kaiser befasst.
[24]
Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Allies
Abroad: 1938-1945.
New York: Clarendon
Press/ London:Oxford
University Press 1992, Seite 386
[25] Martin, Brian. The British
Foreign Office and the German resistance to Hitler, Essay Blick auf Patrica Meehan´s The Unnecessary War(…
Whitehall and the German Resistance to Hitler, London: Sinclair-Stevenson,
1992/1997), veröffentlicht in “Nonviolence Today”, No. 39, July/August 1994,
Seite 16-18
[26] Ueberschär, Gerd R., Der nicht endende Kampf um die Erinnerung, „Frankfurter Rundschau“ Nr. 159 v. 12.07.1994, Seite 10
[27] Hamerow, Theodore. On
The Road To The Wolf´s Lair: German Resistance To Hitler, Cambridge/Mass:
Belknap Press of Harvard University Press 1997, Seite 2f.
[28] Mit Beginn des Kalten Krieges mauserte sich der Gründer des NWDR zum „Roten Tuch“ der Sowjets, da er eine Reihe hochrangiger Journalisten wegen ihrer „kommunistischen“ Sympathien feuerte (darunter den Kölner Intendanten Burghardt und den politischen Kommentatoren Karl von Schnitzler). Nicht wenige der freien Stellen besetzte Greene anschließend mit waschechten – dafür aber umso fügsameren – Altnazis, die ihre Sporen in Goebbels Propagandaministerium verdient hatten . Tracey, Michael: The Illusive Ideal: An Essay on Hugh Greene and the Creation of Broadcasting in the Federal Republic of Germany. Dissertation Univ. of Leicester 1984, Seiten 57-58.
[29] Pond, Elizabeth. The Rebirth of Europe, Washington D.C.: The Brookings Institution, 2002, Seite 23 sowie Varwick, Johannes/Woyke, Richard: Die Zukunft der Nato. Transatlantische Sicherheit im Wandel, Opladen: Leske und Budrich 2000, Seite 55 sowie „Die Welt“, 18.5.2001, Seite 8
[30] Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. März 1975. Nach Wikipedia, de.wikiquote.org/wiki/ Eugen_Gerstenmaier, sowie Die Aula – Das Freiheitliche Magazin, Graz, 15.1.2006, Seite 3
[31]„Dringender“ Brief Vansittard an Außenminister Halifax vom 6. September 1940 betr. Weisung für den britischen Botschafter Mallet in Stockholm, alle deutschen Friedensfühler zurückzuweisen. Die Zerstörung Deutschlands gewann gegenüber der von den Konservativen angestrebten gegenseitigen Zerstörung Deutschlands und der Sowjetunion nun den Vorzug. Foreign Office To Mallet / Nr. 1011 / FO 371/24408-Public Records Office/PRO / XC 1973. In : Allen, Martin, The Hitler- Heß Deception, London : HarperCollinsPublishers, 2003. Der deutsche Text stammt aus der im gleichen Jahr erschienenen Übersetzung Churchills Friedensfalle, Seite 113f.
[32] Hughes, Emrys, Winston
Churchill.British Bulldog: His Career in War and Peace, New York, Exposition Press, New York 1955, Seite 145
[33] The Sunday Correspondent, 17.September 1989, zitiert in Frankurter Allgemeine Zeitung vom 18. September 1989. Der Herausgeber des SC, Peter Cole, arbeitete als Stellvertretender Chefredakteur des Guardian und US-Korrespondent für die London Evening News
[34] Charmley, John, Churchill: The End of Glory, Hodder and Stroughton, 1993. (dt. u.d.T. Churchill - Das Ende einer Legende bei Propyläen und Ullstein)
[35] Gerhard
Wisnewski/Wolfgang Landgraeber/Ekkehard Sieker: Das RAF-Phantom, Knaur
München, 1992, Seite 197f. sowie Konkret,
Hamburg, Ausgabe 9/92
[36] New York Times vom 8. März 1992. Dt. siehe Blätter für deutsche und internationale Politik, Nr. 4/92, Seite 429f. sowie Der Spiegel, 16. März 1992. Führend bei der Erstellung dieses Dokumentes waren der damalige Staatssekretär im Verteidigungsministerium Paul Wolfowitz (unter Bush II Vizeverteidigungsminister) und der stellvertretende Staatssekretär im Verteidigungsministerium Lewis Libby (unter Bush II Stabschef und Nationaler Sicherheitsberater des Vizepräsidenten).
[37]Unter anderem in The Independent, London 25.9.2002 und junge Welt, Berlin 7. 12.2002
[38] Letter to President Clinton
on Iraq, 26.Januar 1998, Webseite des PNAC, http://www.
newamericancentury.org/iraqclintonletter.htm. In ähnlicher
Weise argumentiert der Offene Brief an Clinton vom 19.
Februar 1998 des ebenfalls neokonservativ besetzten "Komitee für Frieden
und Sicherheit in der Golfregion".
[39] Rebuilding America´s
Defenses: Strategy, Forces and Resources for a New Century, September 2000,
Webseite des PNAC, http://www.newamericancentury.org/Rebuilding
AmericasDefenses.pdf. Zur Mitautorenschaft von Cheney und
Rumsfeld siehe Jochen Bölsche, "Bushs Masterplan - Der Krieg, der aus dem
Think Tank kam", Der Spiegel, 4. März 2003
[40] Rebuilding America´s Defenses..., Seite 63