Texteinblicke
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Diese “Verbrecher“, die dem Krieg ein Ende setzen wollten



1944 verhöhnten die Alliierten das fehlgeschlagene Attentat auf Hitler als ein von Verrätern begangenes Verbrechen. Der Hintergrund enthüllt divergierende „Befreiungs“-Verständnisse sowie die Eisbrecherfunktion des Faschismus für die „Großen Drei“ von Wolfgang Eggert

Die Regie der Sieger



Eine Bande von Verbrechern hat ein Attentat auf Hitler verübt. Der zum Glück unversehrt gebliebene Führer konnte den Putsch einer kleinen Bande von Verbrechern vereiteln, die versucht hatte, ihn umzubringen. Die Hinrichtung der verhafteten Vaterlandsverräter wird bald stattfinden. So lauteten zeitgenössische Berichte über den am 20. Juli 1944 begangenen Versuch, den berüchtigten Naziführer zu beseitigen. Sie würden kaum mehr Aufmerksamkeit verdienen – wenn da nicht der Umstand wäre, daß es nicht die Nazi-Propaganda war, die das legendäre Attentat des deutschen Widerstands auf diese Weise abtat, sondern die angloamerikanische Presse. Sie gab damit die einhellige Meinung der allierten Kriegsführung wieder: die Nazis, so ließ etwa Churchill verlautbaren, hätten ihnen nur die Arbeit abgenommen; sie hätten mit den Verschwörern ebenfalls abrechnen müssen, auch sie waren ihre Feinde. Tatsächlich musste den Alliierten das Scheitern des 20. Juli 1944 mehr als gelegen kommen. Man stelle sich vor: Hitler stirbt mitten im Sommer 1944. Ein breitgefächertes Bündnis von Widerstandskämpfern übernimmt die Regierung, auf deren Geheiß hin die deutschen Truppen die Waffen niederlegen. Die Kampfhandlungen enden jenseits der Grenzen einer großdeutschen Nation, die das von Britannien so eifersüchtig überwachte Gleichgewicht auf dem Kontinent aus der Waagschale geworfen hat. Doch Besatzung oder gar Teilungen sind unter den gegebenen Umständen nicht in Sicht. Mehr noch, den gerade erst an den Stränden der Bretagne angelandeten Amerikanern bleibt es verwehrt, ihre militärische Präsenz nach Westeuropa zu tragen. Und die Sowjets erhalten keinen Zugriff auf die Länder Osteuropas, die bald hinter einem „Eisernen Vorhang“ verschwinden werden: Polen, Ungarn, Bulgarien, die Tschechei, Rumänien, das Baltikum. Dieses Szenario konnte unmöglich im Interesse der Alliierten liegen. Und so musste der Krieg andauern, bis die siegreichen Armeen Stalins, Churchills und Roosevelts ihre längst untereinander abgesteckten „Claims“ besetzt hatten. Bis zum Handschlag von Torgau und der Besetzung Berlins musste fanatisch gekämpft werden. Die Regie der Sieger rief nach SS-Truppen, nach Volksstürmen, nach Parteibonzen, die Hitlerjungen mit Hakenkreuzfahnen im Arm ins letzte Gefecht schickten. Vor dem Hintergrund diente der Nationalsozialismus London, Washington und Moskau auch als psychologisches weil plakatives Feindbild – ein Feigenblatt, das mit einer Machtübernahme von Nazigegnern, demokratischen zudem, fortgeweht worden wäre. So mag sich vielleicht insgesamt besser verstehen lassen, wieso die Versuche der deutschen Widerständler, ausländische Verbündete für ihre Pläne zum Umsturz und zur anschließenden Neuordnung zu finden, ständig frustriert werden mussten. Und zwar an alleroberster Stelle.

Goerdeler - der „Verräter“



Tatsächlich verfügte der „abenteuerliche Widerstand der Junker“ fernab alliierter Kriegspropaganda in Wirklichkeit über ganz vorzügliche Referenzen. Vor allem im angloamerikanischen Raum, wohin die Verschwörer des 20. Juli und des Kreisauer Kreises ob ihrer konservativen Grundhaltung auch hin tendierten. Fabian von Schlabrendorff, dem wir das Buch "Offiziere gegen Hitler" verdanken, wurde bereits 1939 von Winston Churchill empfangen. Der Diplomat Adam von Trott zu Solz, Sohn einer englischen Mutter und ehemaliger Rhodes-Stipendiat in Oxford, hatte Zugang zur gesellschaftlichen und intellektuellen Elite der Insel. Er traf 1939 mit dem britischen Premier Chamberlain und Außenminister Lord Halifax zusammen. Trott war es auch, der gemeinsam mit Hans Bernd Gisevius, den Leiter des amerikanischen Geheimdienstes in Bern Allan W. Dulles über die Pläne des Widerstandes informierte. Alexander Kirk, der amerikanische Geschäftsträger in Berlin, war mit dem Organisator des Kreisauer Kreises Helmuth, James Graf von Moltke, bekannt und vermittelte die Verbindung zu dem Diplomaten George F. Kennan, der später als Historiker über die Gespräche berichtete. Die Kontakte des deutschen Widerstandes ins Ausland waren also vielfältig. Und ernüchternd. Vor und nach Ausbruch des Krieges. Als sich der zivile Führer des 20. Juli, Karl Friedrich Goerdeler, im März 1938 mit den Alliierten in Kontakt setzte, bereiteten ihm diese einen mehr als kühlen Empfang. In London bezichtigte ihn der Erste Ratgeber des britischen Außenministers, Robert Vansittart, sogar des Verrats. Dasselbe galt auch für den Oberleutnant Ulrich von Schwerin, der vor dem Einmarsch in Polen nach London entsandt wurde, um die Engländer davon zu überzeugen, daß die Invasion vereitelt werden könnte, wenn die Engländer Hitler zu verstehen geben würden, daß sie bereit waren, die slawische Nation zu verteidigen. „Nur die Gefahr eines Krieges an zwei Fronten kann Hitler bremsen,“ lautete seine Botschaft. Die auch dieses Mal auf taube Ohren fiel. Nach Kriegsausbruch versuchte Trott zu Solz am Rande einer Konferenz in Washington Präsident Roosevelt zur Unterstützung einer Denkschrift zu bewegen. Diese sollte die sich formierende Opposition gegen Hitler ermutigen. Vergeblich. Ab 1942 wurden seitens Emissären des Kreisauer Kreises Versuche unternommen, den Alliierten klarzumachen, daß es durchaus andersdenkende Kreise gab, die den Nazismus zutiefst verachteten und daß die Alliierten den Nazismus keinesfalls mit dem deutschen Volk gleichsetzen dürften. Aber eine solche Unterscheidung wurde von den Alliierten nicht akzeptiert. Chamberlain zeigte eine „eisige“ Haltung, Roosevelt hielt Gespräche für „untunlich“ und 1942 ließ er einen Mittelsmann wissen, daß seine Bitte um Fühlungnahme die „offizielle Politik“ in „Größte Verlegenheit“ bringe. Die Friedensangebote des deutschen Widerstands blockte Außenamtschef Eden mit der Bemerkung, daß die Angelegenheit zu den Akten gelegt worden sei, während Churchill mit der Erklärung konterte, daß die Atlantik-Charta nicht für die Achsenmächte gelte.

Bedingungslose Kapitulation als Garant des Totalen Krieges



Und als nach dem Kriegseintritt Amerikas die Friedensbemühungen von deutscher Seite (der nazistischen und der widerständlerischen gleichermaßen) verstärkt wurden, da erhoben die Alllierten im Januar 1943 auf der Casablanca-Konfernez die Forderung der bedingunglosen deutschen Kapitulation. Um gleich darauf in aller Öffentlichkeit geradezu katastrophische Kriegsziele zu diskutierten, die für keine deutsche Regierung annehmbar sein konnten. Damit setzte die bedingungslose Kapitulation, wenn sie durch eine verantwortungsbewußte Regierung in Berlin verkündet werden sollte, eine totale Niederlage voraus. Im Umkehrschluß hieß das, daß jetzt aus deutscher Perspektive nur mehr ein schmaler Türausschnitt übrig war, an dessen Pfosten die blutigen Parolen „Totaler Krieg“ und „Endsieg“ angeschlagen standen. Die Folgen waren für die Männer des 20. Juli, die jetzt nur noch sehr schwer Unterstützung für Ihre Widerstandsarbeit finden konnten, fatal. Dies zumal die Alliierten in Casablanca einem „besseren Deutschland“ die kalte Schulter zeigten. Es wäre leicht gewesen, die verhängnisvolle Forderung nach „bedingungsloser Kapitulation“ mit dem zur Opposition ermutigenden Nebensatz zu verbinden: „...so lange Hitler und sein Naziregime an der Macht sind“. Unzweifelhaft hätten auf diesem Wege eine ganze Reihe führender Generäle – darauf hoffend, daß eine Umsturzregierung in diesem aussichtlosen Kräftemessen bessere Friedensbedingungen erhielte als die bestehende - den Weg zum Widerstand gefunden. Anstelle dessen wurde nun die bedingungslose Kapitulation vom deutschen Staat verlangt, was – ohne das direkt zu benennen - die Männer um Stauffenberg mit Hitlers Schergen auf ein und dieselbe Stufe stellte. Während das alliierte Lager den Widerstand in sämtlichen außerdeutschen Ländern unterstützte, untergrub es zugleich in geradezu herausfordernder Art und Weise jenen im direkten Feindesland.



Angloamerikanische Wasserträger für Hitler


Dennoch muß vor diesem Hintergrund die Frage gestellt werden, ob es ein Doppelspiel der Alliierten gab, das seinen logischen Höhepunkt darin fand, daß man den Aufstand vom 20. Juli vom Ausland her als eine kontrollierte Kettenreaktion ablaufen ließ. Fakt ist nämlich: 1. Die deutschen Widerständler hielten bis kurz vor dem 20. Juli Kontakt zu den Briten wie den Amerikanern, die ihnen Sympathie suggerierten. 2. Sie wurden von diesen Seiten zu ihrem Tun ermutigt, in ihrem Handeln unterstützt und aufgefordert, vor möglichen Regierungsunterhandlungen „von-gleich-zu-gleich“ ihre Stärke unter Beweis zu stellen.[1] 3. Der Widerstand arbeitete seinen Putschplan und ein akkurates Zeitfenster aus. Beides wurde den angloamerikanischen Geheimdiensten zugetragen, offenkundig, weil man deutscherseits von einer Zusammenarbeit ausging. So meldete Allen Dulles, Kopf des US-Geheimdienstes „Office of Strategic Services“ in der Schweiz, Anfang Juli 1944, daß „die nächsten paar Wochen unsere letzte Chance sind, die Bereitschaft der Deutschen an den Tag zu legen, selbst ihr Land von Hitler und seiner Bande zu befreien und anstelle dessen eine ordentliche Regierung einzusetzen.“[2] 4. Unmittelbar vor dem Losschlagen erhielt die Naziführung entsprechende Warnungen, durch welche es ihr gelang, den zivilen Sektor der Verschwörung abzugreifen: Der designierte Innenminister der Übergangsregierung, der Sozialdemokrat (MdR) Julius Leber wurde am 4. Juli bei einem konspirativen Treffen mit Angehörigen des kommunistischen Widerstandes von der Gestapo verhaftet. Nicht weniger als 200 weitere Verhaftungen schlossen sich an. Am 18. Juli 1944 kursierten bereits Steckbriefe, die auf die Ergreifung des neuen Reichskanzlers in spé, den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Dr. Carl Goerdeler, eine Belohnung aussetzten. Als Goerdeler schließlich ergriffen wurde, führte er bittere Klage über den Verrat der Briten an Deutschland. In seinem politischen Testament nannte er „Neville Chamberlain und seine Clique selbst eine Art Faschisten“, Faschisten, die „mit Hilfe des Nationalsozialismus“ ihr „Profitsystem“ retten wollten.[3] Mit diesem von der Zeitgeschichtsforschung viel zu selten beachteten Fluch spielte Goerdeler auf den Umstand an, daß die Nazis seit den 20er Jahren von rechten Engländern zu einem Kreuzzug gegen das sowjetische Schreckgespenst regelrecht aufgerüstet wurden.



Aufgeklärte Selbstsucht


Doch auch jenseits des großen Teichs gab es eine starke Lobby für die
Braun- und Schwarzhemden: „Eine Clique von US-Industriellen“, bekundete der US-Botschafter in Deutschland, William E. Dodd, 1937 gegenüber einem Reporter der New York Times, „arbeitet eng mit den Faschistenregimes in Deutschland und Italien zusammen. Ich hatte auf meinem Posten in Berlin oft Gelegenheit zu beobachten, wie nahe einige unserer amerikanischen regierenden Familien dem Naziregime sind. Sie trugen dazu bei, dem Faschismus an die Macht zu verhelfen und sind darum bemüht, ihn dort zu halten.“[4] Unter die regierenden Familien Amerikas ist nun zweifellos die Bush-Dynastie zu rechnen. Deren damaliges Oberhaupt Prescott – Vater von Präsident George Bush sen. und Großvater von George W. – amtierte als Direktor bzw. Aufsichtsratmitglied von vier Unternehmen, die im Oktober 1942 allesamt wegen „Nazi-Verbindungen“ staatlich konfisziert wurden.[5] Sein damaliger Syndikus war niemand geringerer als Allen W. Dulles, welcher ebenfalls auf Hitlers Barbarossafeldzug setzte, zugleich aber den Kriegseintritt seines Landes (wie er sagte, aus „aufgeklärter Selbstsucht“ heraus) vorangetrieben hatte. Jetzt, da der demokratische Präsident Roosevelt entschlossen schien, die Nachkriegswelt mit den Sowjets zu teilen, setzte der Republikaner Dulles auf einen Separatfrieden mit dem konservativen Teil des Widerstands, dem es nach einer Machtergreifung ermöglicht werden sollte, im Osten den Sozialismus zu beerdigen. Gerade acht Tage, bevor Stauffenberg seine Bombe hochgehen ließ, drahtete Dulles aus dem schweizerischen Bern, daß ein „dramatisches Ereignis“ in Kürze „im Norden“ über die Bühne gehen könnte. Um werbend hinzuzufügen, daß eine Gruppe der Anti-Hitler-Verschwörung bestrebt sei, „zu verhindern, daß Zentraleuropa .... unter die Kontrolle der Russen komme.“[6] Doch diese antisowjetische Vision war ihrer Zeit mindestens ein Jahr voraus und in den entscheidenden Etagen der Macht tickten die Uhren noch anders. Quasi als Warnschuß lancierte die Presse die Nachricht, der spätere CIA-Chef hätte Anfang 1933 im Hause eines engen Geschäftspartners - des Kölner Bankiers Schroeder - die Koalitionsregierung zwischen Hitler und Papen auf den Weg gebracht; an der Seite seines Bruders, der nach dem Krieg zum US-Außenminister erhoben werden sollte. Ebenfalls Indiskretionen waren es, die Stauffenberg währenddessen in Deutschland zwangen, den vorher so oft abgebrochenen Umsturzplan tatsächlich am 20. Juli ablaufen zu lassen. Am 18. Juli 1944 wurde nämlich bereits in Diplomatenkreisen über das erwarteten Großereignis getuschelt. Weiteres Zuwarten bedeutete, das Unternehmen der Gestapo in die Hände zu spielen. Als Stauffenberg in die Wolfsschanze beordert wurde, war der Beschluß unumstößlich, diesmal auf alle Fälle zu bomben. Heute weiß jedes Kind, daß der Anschlag fehlging. Kaum bekannt, bzw. nur ungenügend behandelt wurde dagegen der tieferliegende Grund: Die Sprengkraft jener Bombe, die Graf Stauffenberg zur Zündung brachte, war für eine sichere Tötungsaktion weit zu schwach bemessen. Hitler wurde nicht einmal ernsthaft verletzt. Die offizielle Forschung mäandert gern an der These, daß die Höllenmaschine vor ihrer Detonation einige Fuß weit von Hitler weggeschoben worden war. Auch habe ein Holztisch die Durchschlagskraft der Sprengladung entscheidend gebremst. Abgesehen davon, daß die Unversehrtheit von Hitlers unteren Extremitäten dieser Behauptung den Boden entzieht, ist festzuhalten, daß trotz langer Tradition kein Fall eines Bombenattentats bekannt wäre, in dem ein Tisch einen derartigen Anschlag ins geradezu Wirkungslose hätte verpuffen lassen. Fakt dagegen ist, daß die Sprengkraft der Bombe extrem schwach bestimmt worden sein muß. Darf es da verwundern, daß das Corpus Delikti englischer Herkunft war...? Vermutlich hätten die Männer um Stauffenberg ihren Coup niemals ablaufen lassen, wenn ihnen die eigentlichen Kriegsziele und die daraus resultierenden Zusammenhalte im Bündnis der Alliierten bekannt gewesen wären. Anders als gewiß von Dulles oder Empirelastigen Briten suggeriert, galten unter den „Großen Drei“ nämlich nach wie vor die öffentlichen Treueschwüre und – zwischen Stalin und Roosevelt - das bereits lange vor Kriegsausbruch datierende Einverständnis, den faschistischen Popanz zu nutzen, um die Welt unter sich aufzuteilen.[7/Anmerkung] Die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation und das Verbot gesonderter Friedensschlüsse trug dem Rechnung. Darüber hinaus wusste Roosevelt nur zu gut, daß es ein Friedensgesuch einer neudemokratischen Regierung in Berlin ihm und Churchill unmöglichen machen würde, den alliierten Soldaten zu erklären, warum es zum Preis weiterer Millionen Menschenleben nötig sein sollte, weiterzukämpfen. Diese nicht ganz leichte Aufgabe fiel nun der alliierten Presse zu, die sich zu dem Spagat genötigt sah, eine Revolte gegen einen Despoten mit dessen Worten zu erklären.



Die Atmosphäre der finsteren Verbrecherwelt


So textete denn die New York Times über das Attentat, daß dessen Einzelheiten mehr an „die Atmosphäre der finsteren Verbrecherwelt“ erinnerten als an die, welche man „normalerweise in einem Offizierkorps eines Kulturstaates erwarten würde.“ Das Renommierblatt zeigte sich entrüstet darüber, daß höchste Offiziere ein Jahr lang an dem Komplott „gegen das Oberhaupt des Staates und den Oberbefehlshaber der Streitkräfte“ gearbeitet hätten. Ein Komplott, bei dem man sich noch dazu „einer Bombe, der typischen Waffe der Unterwelt“ bedient hatte.[8] Eine andere wichtige US-Zeitung, The Herald Tribune, kommentierte: „Im allgemeinen bedauern es die Amerikaner keinesfalls, daß Hitler von der Bombe verschont wurde und sich nun persönlich seiner Generäle entledigt. Außerdem haben die Amerikaner mit Aristokraten nichts am Hut, ganz besonders nicht mit solchen, die Dolchstöße ausführen“.[9] Und die London Times schlug nach, es wäre wohl kaum nötig hervorzuheben, daß Hitlers Gegner keine Freunde der Alliierten sind: „Die Generäle, die sich als Thronfolger aufspielten, handelten so, nicht als Verfechter der Freiheit, sondern als Verfechter der Militarismus.“[10] Eine offenbar an zentraler Stelle ausgegebene Sprachregelung, die darauf abzielte, die Sympathien der eigenen Bevölkerung von den deutschen Vorgängen abzuziehen, bewirkte, daß die alliierte Presse ganz allgemein die breite Beteiligung von Zivilisten an den Umsturzplänen bestritt oder verschwieg. Allenthalben wurde stattdessen gebetsmühlenartig von der „Verschwörung der Generale“, von einer „Intrige des Adels" oder auch vom „Widerstand der Junker“ gesprochen, hinter dem sich nichts als der verzweifelte Versuch in ihrem Ehrgeiz verletzter Militärs verberge, aus Interesse an der eigenen Karriere den Tyrannen zu ermorden. Eine rein soldatische Verzweiflungstat ohne jeden ethischen Hintergrund.



Daß wir besser dastehen


In genau diesem Sinne wurde der antifaschistische Aufstand von Churchill verhöhnt. Vor dem Parlament erklärte er am 2. August 1944, daß die Köpfe der deutschen Führung lediglich versuchten, ihr vorgezeichnetes Schicksal, die absolute Niederlage, zu umgehen, indem die „sich gegenseitig ermordeten“."[11] Daß diese Worte in Wirklichkeit der Angst eines Jägers entsprangen, dem um ein Haar noch die sicher geglaubten Felle davongeschwommen wären, verdeutlicht die Auslassung seines engen Vertrauten John W. Wheeler-Bennett. Dieser sowohl beim Geheimdienst, als auch beim Außenministerium akkreditierte „Deutschlandexperte“, hatte eine Woche zuvor seinen Premier (Churchill) und Außenminister Eden über die Vorgänge im Reich wie folgt gebrieft: ``Es kann jetzt mit einiger Sicherheit gesagt werden, daß wir besser dastehen, so wie die Dinge heute stehen, als wenn die Verschwörung vom 20. Juli geklappt hätte und Hitler ermordet worden wäre. In diesem Falle hätten die Generäle der ´Alten´ Armee die Macht übernommen und, wie sich aus dem letzten Statement des Vatikans hinsichtlich der Vermittlungsbereitschaft des Papstes herleiten lässt, dann hätten sie über Baron von Weizsäcker einen bereits ausgearbeiteten Friedensappell veröffentlicht, laut welchem sich Deutschland geschlagen gibt und um Bedingungen nachsucht, die sich von der Forderung nach bedingungsloser Kapitulation unterscheiden. Durch das Scheitern des Aufstands sind uns sowohl hier zu Hause wie in den Vereinigten Staaten Verlegenheiten erspart geblieben, die aus einem solchen Friedensgesuch möglicherweise resultiert hätten (etwa wenn sich die Putschregierung auf vorherige Versprechungen der Engländer berufen hätte, W.E.) Darüber hinaus entsorgen die gegenwärtigen Säuberungsmaßnahmen Hitlers wahrscheinlich zahlreiche Individuen, die uns nicht nur im Falle eines gelungen Putsches, sondern auch nach der Niederringung eines nazistischen Deutschlands Schwierigkeiten bereitet hätten. Wenn es stimmt, daß eine Anzahl der bedeutenderen Generäle zusammen mit solchen Zivilisten wie Schacht, Neurath und Schulenburg erledigt worden sind, so haben uns die Gestapo und die SS einen gewichtigen Dienst erwiesen, indem sie eine Auslese jener Kräfte beseitigte, die zweifellos nach dem Krieg als „gute“ Deutsche posiert hätten... Es ist daher zu unserem Vorteil, daß die gegenwärtigen Verfolgungen weiter andauern, denn das Töten von Deutschen durch Deutsche wird uns künftig vor vielen Verlegenheiten bewahren''[12] Soweit das Memorandum Wheeler-Bennetts, der vor dem Attentat die Oppositionsführer Adam von Trott und Goerdeler empfangen und ihnen suggeriert hatte, er stünde auf ihrer Seite. Das Dokument datiert auf den 25. Juli, als in Deutschland bereits die ersten Todesurteile gegen festgenommene Widerstandskämpfer vollstreckt wurden.



Wenn sich die Revolte verschlimmern sollte


Währenddessen zeigte sich auch das Weiße Haus in Sorge um „seinen“ Führer. So schrieb Franklin D. Roosevelt an seine Frau Eleanor aus Hawaii: „Möglicherweise muß ich überstürzt zurückkommen, wenn sich die deutsche Revolte verschlimmern sollte! Ich hoffe, daß das nicht passiert.“ Erst eine Woche nach Hitlers Beinahe-Entmachtung gab der Präsident seine erste öffentliche Erklärung zu dem Staatsstreich ab. Gegenüber Reportern log er: „Ich denke nicht, daß ich mehr über die deutschen Vorgänge weiß, als sie... Wir mögen alle unsere eigene Anschauung dazu haben.“ Dann fuhr er fort, die alliierte Forderung nach einer totalen Kapitulation zu betonen: „Fast jeder Deutsche leugnet die Tatsache, daß sie sich im letzten Krieg ergeben haben. Aber dieses mal, werden sie mit der Nase darauf gestoßen werden!“[13] Aus Moskau stimmten Stalins Propagandisten ein: "Das hitleristische Deutschland wird nicht durch aufrührerische Generäle auf die Knie gezwungen werden, sondern durch uns und unsere Verbündeten!"[14] Natürlich blieb diese extreme Sichtweise im Westen nicht ohne Widerspruch. Allen Dulles war über die Tragödie des 20. Juli über alle Maßen bestürzt. Und George Anthony Bell, der Bischof von Chichester, verlangte - außer sich vor Wut über die alliierte Reaktion – daß alles Menschenmögliche getan werden sollte, um wenigstens jene Verschwörer, die noch nicht von der SS ergriffen worden waren, aus Deutschland herauszulotsen. Seinem Appell wurde nicht einmal eine Antwort zuteil.[15] Wohl, weil die Regierung gerade in die genau entgegengesetzte Richtung ruderte:



England denunziert die deutsche Opposition


Am 13. Juli 1996 druckte die London Times verschiedene Briefe, die das Blatt nach Platzierung eines Berichts erhalten hatte, der sich mit Englands Verrat am deutschen Widerstand beschäftigte. Eine Einsendung erinnerte an einen Fall direkter britischer Sabotage an der Anti-Hitleristischen Opposition. Der Verfasser – Nicky Bird - verweist darin auf “die verhängnisvolle BBC-Radioübertragung vom 22. Juli 1944“ – zwei Tage nachdem Stauffenbergs Anschlag gescheitert war -, ``in welcher bis dato noch nicht verhaftete Verschwörer genannt wurden.“ Der Beitrag „wurde von Maurice Latey vom Deutschlanddienst des BBC verfasst, auf Anforderung von dessen Schriftleiter Hugh Greene. Greene hatte ein Tonband erhalten, welches eine lange Liste von Personen namentlich erfaßte, die man mit dem Coup in Verbindung brachte. Und von denen suchte sich Latey die wichtigsten heraus.'' Bird weiter: ``Eingesandt worden war das Band von der in Woburn Abbey eingerichteten Geheimdienstabteilung ´Political Warfare Executive, Foreign Office´/PWE, die für den Inhalt der Nachrichtensendungen nach Deutschland verantwortlich zeichnete. Latey schrieb 1988 in einem privaten Brief, ´weder Hugh noch ich hätten ahnen können, daß die PWE uns mit einer Aufstellung beliefern würde, welche die Verschwörer in Schwierigkeiten bringen könnte.' Nichtsdestoweniger taten sie genau das, und die PWE muß sich der Folgen wohl bewußt gewesen sein, die aus der Veröffentlichung einer solchen Liste resultierten.''[16] Die von den Briten betriebene Denunziationskampagne – sie wurde seinerzeit auch durch den PWE-eigenen „Soldatensender Calais“ verfolgt[17] - lag genau auf der Ratschlagsebene des Wheeler-Bennett-Memorandums, die Fraktion der „guten Deutschen“ noch vor Kriegsende auszudünnen. Was nicht verwundern darf, da der gefragte Chefberater John Wheeler-Bennett dem Chef der Political Warfare Executive Bruce Lockhart als Vize zur Seite stand. Dieser Machiavellismus ist umso befremdlicher, wenn man sich vor Augen hält, daß Churchill, Roosevelt und Stalin damals schon seit mehr als einem Jahr von der gegen die Juden gerichteten „Endlösung“ wussten. Doch anstatt den Holocaust durch den Widerstand beenden zu lassen oder auch nur ein einziges Mal mit gezielten Luftschlägen gegen die Wach- und Vernichtunseinheiten von KZs auf das Geschehen einzuwirken, mühte man sich um seine propagandistische Instrumentalisierung. Etwa um den Kampfeswillen der eigenen Soldaten anzuspornen oder - wie bei Churchills Zivilbombardements geschehen - um eigene Terrorkampagnen als Vergeltungsschläge zu begründen. Auch die Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland wie Teilung, Besetzung und „Umerziehung“ fanden hier eine willkommene zusätzliche Argumentationsplattform.



Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung


Um die Doppelzüngigkeit noch zu steigern, wurde den unterlegenen Deutschen die zurückliegende und fortdauernde Zerstörung ihres Landes damit erklärt, daß sie sich der Nazis nicht frühzeitig selbst entledigt hatten. Unter der Überschrift „Grundlegenden Ziele der Militärregierung in Deutschland“ forderte der US-Generalstab am 26. April 1945 von dem Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen an vorderster Stelle: „Es muß den Deutschen klargemacht werden, daß Deutschlands rücksichtslose Kriegführung und der fanatische Widerstand der Nazis die deutsche Wirtschaft zerstört und Chaos und Leiden unvermeidlich gemacht haben und daß sie nicht der Verantwortung für das entgehen können, was sie selbst auf sich geladen haben.“ Bruchlos daran anschließend heißt es, die Maske des edlen Ritters ein Stück weit freigebend: „Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat. Ihr Ziel ist ... die Besetzung Deutschlands, um gewisse wichtige alliierte Absichten zu verwirklichen.“ Wohl auch im Sinne der „gewissen Absichten“ hielten es die Alliierten nach dem Krieg für angebracht, die Interpretation aufrecht zu erhalten, laut der die Ereignisse des 20. Juli Frucht einer Verschwörung einiger weniger ehrgeiziger Offiziere gewesen war. So konnte man nämlich die (vor allem von der Nazi-Propaganda verbreitete) These stützen, nach der es während der Naziherrschaft in Deutschland keinerlei Form von Widerstand und Opposition gegen das Regime gegeben hätte, weshalb alle Deutschen als Nazis betrachtet und auch als solche behandelt werden müßten. Louis P. Locher, früherer Chef des Berliner Büros der Associated Press und später Kriegskorrespondent der Alliierten in Paris, erwähnt in seinem Buch „Always the Unexpected“, daß die amerikanische Presse gezielt Meldungen über den deutschen Widerstand unterdrückte. Er erklärt: „Berichte über die Widerstandsbewegung passten nicht in das Konzept der bedingungslosen Kapitulation. Schon im Sommer 1942 hatte meine Annahme Bestätigung gefunden, daß Roosevelt entschlossen war, die Schuld des gesamten deutschen Volkes und nicht nur des Naziregimes für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges festzulegen.“ Jetzt erließ der US-Präsident sogar eigens eine Weisung, daß schriftliche Erwähnungen über einen deutschen Widerstand während der Hitlerzeit zu unterbleiben hätten.[18] Der lange Arm dieses Banns überschattete ein gutes Stück Nachkriegszeit des besetzten Deutschland und reichte mitten hinein in die sogenannten Kriegsverbrecherprozesse, bei denen es auch um die Aburteilung von Widerstandskämpfern ging, die den Nachstellungen der Gestapo entgangen waren. Nicht wenige Köpfe der Opposition hatten die Kapitulation auf diplomatischen Positionen im Ausland überdauert, nur um jetzt zu erleben, daß sie als Angeklagte vor das Nürnberger Siegertribunal zitiert wurden. Natürlich baten die Verzweifelten sofort ihre vermeintlichen Freunde im britischen Außenministerium um Bezeugung ihrer aktiven Widerstandsarbeit, doch liefen ihren Appelle zumeist ins Leere. So wurde infolge schwerster Rechtsbeugung der entschiedene Nazigegner Ernst von Weizsäcker, ehemals Staatssekretär im deutschen Außenamt, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt – obwohl zahllose bekannte Antifaschisten aus aller Herren Länder für ihn Partei ergriffen.“[19] Die Rehabilitation sollte auf sich warten lassen. Während der von eigenen Landsleuten geleistete Widerstand besonders in den Niederlanden, in Polen, Frankreich und Italien zur Grundlage des politischen Selbstverständnisses der Demokratie wurde, blieb der Widerstand der Deutschen gegen den Nationalsozialismus auf Druck der Besatzungsmächte lange Zeit ein Tabuthema. Die Alliierten waren auch nach Kriegsende nicht an einem "Nachweis des anderen, besseren Deutschlands" interessiert. "Sie wollten nicht“, schreibt Gerd Überschär, „daß sich die Überlebenden der NS-Diktatur auf einen deutschen Widerstand berufen könnten.“[20] Wobei praktisch-psychologische Gesichtspunkte, die sich von dem zentralen Begriff der Kollektivschuld herleiteten, bestimmend waren.



Die Deutschen unten halten


Das Bild wandelte sich erst Anfang der 50er Jahre, als die Sowjetunion Bonn im Austausch gegen eine Neutralisierung die sofortige Wiedervereinigung antrug. Zur gleichen Zeit suchten die Westmächte, „ihren“ Teil Deutschlands als aufgerüstete Frontspitze in die NATO zu integrieren. Jetzt behinderte die Theorie der Kollektivschuld plötzlich die auf Einbindung der Bundesrepublik ausgerichteten Werbefeldzüge Londons und Washingtons. Um die eigene Öffentlichkeit von der neuen Partnerschaft mit dem alten Feind zu überzeugen, beschloß man daher, das Naziregime von seinen Untertanen zu unterscheiden. Als deren Repräsentanten waren nun die „Guten Deutschen“ der 30er und 40er Jahre gefragt. Die am heißesten gehandelten Ikonen waren dabei jene Oppositionelle, die in der Tradition des Antikommunismus gestanden hatten.[21] So begann die Rehabilitation des 20. Juli 1944. Der Schritt geschah aus rein praktisch-strategischen Gesichtspunkten. Und so kann es nicht verwundern, daß es der ehemalige Berater des britischen Außenministers, John Wheeler-Bennett war, welcher jetzt als erster Engländer von Rang den Verschwörern des 20. Juli ethische Motive zubilligte. Bis hart an diesen Moment heran hatte der linientreue Geheimdienstmann und „Historiker“ das Wohl und Wehe des Widerstands weit weniger vorteilhaft bewältigt. Wobei seinem Wort als „Berater des Foreign Office für die Veröffentlichung von Akten des Deutschen Außenministeriums“ sowie zeitweiliger Chefherausgeber bleibendes Gewicht zukam. Auf diese Weise montierte nun ausgerechnet ein Mann, der nur wenige Jahre zuvor Hitlers Rachejustiz an Stauffenbergs Mannen bejubelt hatte, den Deutschen die spannenderen Passagen ihrer jüngsten Geschichte. Daß die in der gebotenen Form präsentiert und in ihren tagespolitischen Implikationen auch verstanden wurden, dafür hatte neben der alliierten Lizenzpresse vor allem der westdeutsche Rundfunk zu sorgen. Dessen erster und langjähriger Chef? Niemand geringerer als jener Hugh Greene, der 1944 an der Seite von Wheeler-Bennett die Schwarze Propaganda gegen Deutschland geleitet und Männer des Widerstandes über den Äther denunziert hatte.[22/Anmerkung] Diese englischen Quellen fragwürdiger Tradition waren es, die jetzt an vorderster Front daran arbeiteten, die Bundesrepublik „fit“ für die NATO und die Wiederbewaffnung zu machen. Daß die Mitgliedschaft in dem Militärbündnis die deutsche Teilung zementierte, wurde der Öffentlichkeit freilich verschwiegen. Und auch die strategische Bedeutung der Allianz blieb dem stolzen Michel, der aufrichtig daran glaubte, nun wieder „wer“ zu sein, verborgen. Die NATO, sagte deren erster Generalsekretär, der Brite Lord Ismay, wurde gegründet um „die Russen draußen, die Amerikaner drinnen, und die Deutschen unten zu halten“.[23] Am Taufbecken der vielbeschworenen Wertegemeinschaft stand niemand geringerer als Machiavelli.



Der Preis ist das wert


Rückblickend kann festgestellt werden, daß das Scheitern des Stauffenberg-Aufstandes katastrophale Kriegsfolgen nach sich zog: Auf Grund der fortgesetzten alliierten Sabotage gegen den antifaschistischen Widerstand, die so weit ging, deutsche Freiheitskämpfer den Nazis ans Messer zu liefern, wurden die Kämpfe um ihr blutigstes Jahr verlängert. Es war das Jahr der Zerstörung der deutschen Städte, das Jahr der millionenhaften Vertreibungen, das Jahr, in dem eine Aberzahl von Juden nach der Räumung der KZs auf den todbringenden Evakuierungsmärschen vor Erschöpfung und Krankheiten umkamen. Endresultat? Zwischen dem 20. Juli 1944 und dem 8. Mai 1945 ließen allein auf dem heißumkämpften europäischen Kriegsschauplatz 10 Millionen Menschen ihr Leben: Soldaten und Zivilisten, nicht nur Deutsche, sondern auch Russen, Franzosen, Engländer und Amerikaner, mehr als in den gesamten vorangegangenen fünf Jahren dieses schlimmsten Konflikts der menschlichen Geschichte. Es war ein hoher Preis. Aber die Politik ist freigiebig, wenn es um die Verzinsung von Opferzahlen geht. Erinnern wir uns, daß George Bush sen. am Ende des ersten Irak-Krieges den auf Bagdad zumarschierenden General Schwarzkopf zurückpfiff, wodurch Saddam Hussein im Amt verblieb. Um die Schlacht auf anderen Ebenen weiterführen zu können, verhängte die UNO anschließend auf Drängen der USA und Großbritanniens rigide Boykottmaßnahmen gegen die einstige Vormacht des Mittleren Ostens. Die Auswirkungen auf das geschwächt am Boden liegende Land waren verheerend, während Washington strategisch und ökonomisch punkten konnte. In der in Nordamerika ausgestrahlten Fernsehsendung „60 Minutes“ fragte darob die Moderatorin Leslie Stahl am 12. Mai 1996 US-Außenministerin Albright: „Wir haben gehört, daß eine halbe Million Kinder (aufgrund der Wirtschaftssanktionen) gestorben sind. Ich meine, das sind mehr Kinder, als in Hiroshima gestorben sind. Ist das den Preis wert?“ Madeleine Albright bezweifelte die Zahlen gar nicht und erwiderte: „Ich denke, das ist eine sehr harte Wahl, aber wir denken, der Preis ist das wert!“[24]



Wolfgang Eggert ist studierter Geschichtswissenschaftler und Politologe (FUB und LMUM). Nach redaktioneller Ausbildung bei SAT 1 und einer für VOX arbeitenden Produktionsgesellschaft, wirkt er heute als freischaffender Historiker. Der abgedruckte Artikel reißt Fragen an, die im dritten Band von Eggerts Trilogie "Im Namen Gottes - Israels ´Geheimvatikan´" (Chronos Medien GmbH, München 2004)  ausführlich behandelt werden.

Bibliographie

[1]Knightly, Phillip. The Master Spy: The Story of Kim Philby, New York: Alfred A. Knopf, 1989, Seite 108 [2] Beschloss, Michael. The Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany, 1941-1945, New York: Simon & Schuster 2002, 1. Kapitel: The Plot to Murder Hitler [3] Krause, Friedrich (Hrsg.), Goerdelers politisches Testament. Dokumente des anderen Deutschland, New York: 1945, Seite 58 [4] Seldes, George. Facts and Fascism, New York: In Fact Inc, 1943, Seite 122 [5] Tarpley, Webste [6] Beschloss, Michael. The Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany, 1941-1945, New York: Simon & Schuster 2002, Kapitel 1: The Plot to Murder Hitler [7] Die Erkenntnis einer möglichen Symbiose datiert bereits auf die zwanziger Jahre. Über den Wallstreetbankier Warburg wurden bereits 1921 erste Fäden geknüpft. Während sich Lenin einer zu diesem Zweck voranzutreibenden deutschen Faschisierung verweigerte, schlug Stalin in den Handel ein. Mit dieser Zeit – jedoch nicht vorher - begann der Aufstieg Hitlers, der seinen politischen Auftrag stets als einen gegen die Sowjetunion gerichteten betrachtete. Vgl. Eggert, Wolfgang. Im Namen Gottes- Israels Geheimvatikan, Band 3, München: Chronos 2004. Er wurde unterstützt durch angloamerikanischer Antikommunisten wie auch durch längerfristig planende Geopolitiker vom Zuschnitt der „großen Drei“. [8] Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Allies Abroad: 1938-1945. New York: Clarendon Press/ London:Oxford University Press 1992, Seite 386. Bezug auf New York Times vom 9. August 1944 [9] Rothfels, Hans. The German Opposition to Hitler: An Appraisal, Hinsdale/Ill.: H. Regnery Co 1948, Seite 160f. Bezug auf New York Times vom 9. August 1944 sowie Diese ´Verbrecher´, die dem Krieg ein Ende setzen wollten, Artikel in der „Civiltà Cattolica“, von Giovanni Sale. Interview: Davide Malacaria, 2003 [10] Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Alliies Abroad: 1938-1945. New York: Clarendon Press/ London:Oxford University Press 1992, Seite 386 [11] Beschloss, Michael. The Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany, 1941-1945, New York: Simon & Schuster 2002, 1. Kapitel: The Plot to Murder Hitler sowie Kettenacker, Lothar. Der deutsche Widerstand aus britischer Sicht. In: Der deutsche Widerstands gegen Hitler: „Wahrnehmung und Wertung in Europa und den USA“. Hrsg. von Gerd R. Überschär, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2002, Seite 28, Anmerkung 15 [12] Lamb, Richard. The Ghosts of Peace: 1935-1945, Salisbury, Wiltshire (GB): Michael Russel 1987, Seite 296-297 nach Artikel British Aimed For End Of Germany, Not Nazism, gedruckt im “Executive Intelligence Review”, Oktober, 1998 sowie Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Allies Abroad: 1938-1945. New York: Clarendon Press/ London:Oxford University Press 1992, Seite 387 [13] Roosevelt-Zitate nach Beschloss, Michael. The Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany, 1941-1945, New York: Simon & Schuster 2002, 1. Kapitel: The Plot to Murder Hitler [14] Beschloss, Michael. The Conquerors: Roosevelt, Truman and The Destruction of Hitler's Germany, 1941-1945, New York: Simon & Schuster 2002, 1. Kapitel: The Plot to Murder Hitler [15] Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Allies Abroad: 1938-1945. New York: Clarendon Press/ London:Oxford University Press 1992, Seite 386 [16] Artikel British Aimed For End Of Germany, Not Nazism, gedruckt in: “Executive Intelligence Review”, October, 1998 [17] Empire Radio, The Biggest Aspidistra In The World, Teil 8, erstellt von Michael R Burden, members.aol.com/skywave48/aspidistra.htm. Hier ist explizit erwähnt, daß sich der deutsche Marineattaché in Stockholm, von Wahlert, unter den Genannten befand. [18] Klemperer, Klemens von. German Resistance Against Hitler: The Search for Allies Abroad: 1938-1945. New York: Clarendon Press/ London:Oxford University Press 1992, Seite 386 [19] Martin, Brian. The British Foreign Office and the German resistance to Hitler, Essay Blick auf Patrica Meehan´s The Unnecessary War(… Whitehall and the German Resistance to Hitler, London: Sinclair-Stevenson, 1992/1997), veröffentlicht in “Nonviolence Today”, No. 39, July/August 1994, Seite 16-18 [20] Ueberschär, Gerd R., Der nicht endende Kampf um die Erinnerung, „Frankfurter Rundschau“ Nr. 159 v. 12.07.1994, Seite 10 [21] Hamerow, Theodore. On The Road To The Wolf´s Lair: German Resistance To Hitler, Cambridge/Mass: Belknap Press of Harvard University Press 1997, Seite 2f. [22] Mit Beginn des Kalten Krieges mauserte sich der Gründer des NWDR zum „Roten Tuch“ der Sowjets, da er eine Reihe hochrangiger Journalisten wegen ihrer „kommunistischen“ Sympathien feuerte (darunter den Kölner Intendanten Burghardt und den politischen Kommentatoren Karl von Schnitzler). Nicht wenige der freien Stellen besetzte Greene anschließend mit waschechten – dafür aber umso fügsameren – Altnazis, die ihre Sporen in Goebbels Propagandaministerium verdient hatten . Tracey, Michael: The Illusive Ideal: An Essay on Hugh Greene and the Creation of Broadcasting in the Federal Republic of Germany. Dissertation Univ. of Leicester 1984, Seiten 57-58. [23] Pond, Elizabeth. The Rebirth of Europe, Washington D.C.: The Brookings Institution, 2002, Seite 23 sowie Varwick, Johannes/Woyke, Richard: Die Zukunft der Nato. Transatlantische Sicherheit im Wandel, Opladen: Leske und Budrich 2000, Seite 55 sowie „Die Welt“, 18.5.2001, Seite 8 [24] Walter Benjamin Research Syndicate, http://www-wbenjamin.org/WB-Kiosk.htm/, WBKiosk, 11.10.2001

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